Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 76
Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Frau Vorsitzende!
Sehr verehrte Damen und Herren!
Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
- Zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Blind. Ich erteile es ihm.
GR Kurth-Bodo Blind (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich übergebe einen Beschlussantrag, und dann werden
wir schauen, wie das ist, was Frau GRin Winklbauer gesagt hat: "Wir halten
unsere Verträge ein." Ich bin gespannt, was Sie zu diesem Beschlussantrag
sagen werden. "Nicht so wie der Bund" - sie hat ihn wieder pauschal
angeschüttet, den Bund; derzeit müssen, glaube ich, der Krampus und der Bund
irgendwie Zwillinge sein. (GR Dkfm Dr Ernst Maurer: Ja, richtig! - Weitere
Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wenn man keinerlei eigene Ideen hat, sagt man
auf jeden Fall: Das ist der Bund!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Am Montag hat
StR DDr Schock der sozialistischen Stadtregierung den Spiegel vorgehalten. Sie
wollten damals und wollen heute nicht die Tatsachen hören, aber seit der letzten
Wahl rollt und rollt unablässig eine unglaubliche Belastungslawine über die
Wiener hinweg! (GR Harry Kopietz: Ja, von der Bundesregierung!) Herr
Kollege Kopietz, ich habe ja gesagt, wenn man keine Ideen hat, dann ruft man
hinein: Das ist die Bundesregierung! - Ich habe vermutet, dass Sie sich sofort
melden werden, das ist ja klar, Herr Professor. (GR Harry Kopietz: Sie haben
vergessen darauf!) Aber das ist die sozialistische Belastungslawine!
Gut, jetzt prüfen wir den Herrn Professor: Kürzung
der Wohnbauförderungsmittel? - Eh klar, Bundesregierung! Einführung der neuen
Wiener Stromsteuer? (GR Harry Kopietz: Bundesregierung!) Rufen wir auch
hinein: Bundesregierung, klar! Kürzung der Aktion "Essen auf Rädern"?
(GR Harry Kopietz: Bundesregierung!) Bundesregierung, freilich! So kann
es natürlich weitergehen. Halbierung der Wiener Wirtschaftsförderung? (GR
Harry Kopietz: Bundesregierung!) Klar, bitte! Erhöhung der Tarife bei den
Wiener Linien? (GR Harry Kopietz: Schuld: Bundesregierung!) Sehen Sie,
ich habe ja gesagt: Die Ideenlosigkeit ist ohne Grenzen. Wie gesagt, wir
könnten - nein, ich erspare mir das jetzt; machen wir Punkt 6: Erhöhung
der Autoabschleppgebühren? (GR Harry Kopietz: Bundesregierung!) Gut!
Erhöhung der städtischen Kindertagesgebühren? Ja, ich weiß. (GR Harry
Kopietz: Wo ist die Kindergartenmilliarde?)
Verteuerung der städtischen Sportanlagen! Erhöhung
des Spitalkostenbeitrages! Erhöhung der Bädertarife! (GR Paul Zimmermann:
Bundesregierung!) Bitte, rufen Sie nicht wieder, es ist wirklich sinnlos! (Heiterkeit
bei der SPÖ und den GRÜNEN. - GR Harry Kopietz: Ja, auch das stimmt!)
Erhöhung des Gaspreises! Erhöhung der städtischen Feuerwehrgebühren!
Verteuerung der Gebrauchsabgabe! Ich glaube, jetzt sind Sie endlich zum
Nachdenken gekommen. Einführung der neuen Wiener Müllsteuer! (GR Harry
Kopietz: Bundesregierung!) Also bitte, lassen Sie Ihre Ideen nicht so stark
protokollieren; es ist ja armselig, was Sie hereinrufen! - Auf diese Müllsteuer
werde ich noch zu sprechen kommen.
Wie gesagt, bis Montag, den 23. 6., waren es
14 Belastungen durch diese sozialistische Stadtregierung. Und heute? Heute
soll schon wieder die nächste Belastung beschlossen werden! Jetzt soll als
15. Belastung seit Regierungsantritt dieser sozialistischen, aber wirklich
nicht sozialen Stadtregierung die Anschlussabgabe für einen Wasserrohrstrang um
satte 10,5 Prozent erhöht werden. Wenn Sie da sagen, dass schon wieder die
Bundesregierung schuld ist - ich glaube, Herr Professor, das können Sie wohl
wirklich nicht! (GR Harry Kopietz: Natürlich, weil sie in Wien ...!) Ja,
Sie können es behaupten, aber es ist wirklich sinnlos.
Diese neuen Belastungen lehnen wir natürlich
entschieden ab. Schon jetzt zahlen die Wiener Millionen an Gebühren, denen
keinerlei Leistung gegenübersteht. Schon jetzt sind die Einnahmen bei Wasser um
76,4 Millionen EUR höher als die Ausgaben!
Da würde sich der Herr StR Rieder wieder melden und
seinen alten Schmäh anbringen: Das ist der Unterschied zwischen kameraler und
doppischer Buchhaltung. An der Kameralistik ist sicher nicht die
Bundesregierung schuld. Dann soll doch der StR Rieder - er hat es in Händen -
unseren Rechnungsabschluss sowohl in doppischer als auch in kameralistischer
Form vorlegen. Das kann meine Firma - ich kann sie ihm wärmsten empfehlen,
falls er nicht dazu in der Lage ist! Ich bin in der Lage, eine Buchhaltung
kameral und doppisch vorzulegen; das wird hoffentlich die Stadt Wien auch
zusammenbringen. Er weiß auch ganz genau, dass in einer Kameralistik alle
Investitionen und alle Erhaltungskosten aufscheinen, und in der Doppik eben die
Abschreibungen. Aber kommen Sie, bitte schön, nicht damit daher, dass es, wenn
man 76,4 Millionen mehr an Einnahmen beim Wasser und jedes Jahr einen
Einnahmenüberschuss hat, eine buchhalterische Darstellung ist! Wenn die
Einnahmen über Jahre höher als die Ausgaben sind - und das sind sie seit zehn
Jahren -, dann hat man einen Einnahmenüberschuss! Das müssen Sie zur Kenntnis
nehmen. (GR Harry Kopietz: Zehn Jahre buchhalterisch!) - Ja, ja, über
Doppik und Kameralistik können wir zwei uns unterhalten, nur werden Sie Zweiter
bleiben, weil Sie davon keine Ahnung haben. (GR Harry Kopietz: Nein, das
geht ...!)
Die Einnahmen bei Abwasser sind um 23,6 Millionen EUR
höher als die Ausgaben. Hier hätte der Herr StR Rieder ja auch wieder die
Möglichkeit, zu sagen, dass das nur an den Abschreibungen liegt. Aber dann
können wir uns darüber unterhalten, wer die Doppik und Kameralistik besser
versteht, der Herr GR Blind oder der Herr Stadtrat, der für Finanzen zuständig ist.
Zuständig zu sein heißt aber noch lange nicht, kompetent zu sein.
Aber den Vogel schießt wohl die neue Müllsteuer ab.
Erstens sind die Einnahmen um 1,3 Millionen EUR höher als die
Ausgaben, es haben daher diese Gebühren den Charakter von Steuern angenommen.
Zweitens werden für die Gebühren die Mistkübel nicht einmal anständig und
ordentlich geleert.
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