Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 76
bespielt, jetzt ist der Intendant gestorben, Gott sei Dank
ist er so alt geworden und hat so lange Theater in dieser Stadt gemacht, und
dann hört irgendein Theater zum Spielen auf. Das heißt ja nicht, dass das Geld
nicht anderswo für Theater verwendet wird. Im Kabelwerk, in den Freien
Produktionen an anderen Produktionsstätten.
Das ist eigentlich auch der Kern dessen, was diese
Studie jetzt will, dass man sagt, es soll nicht dort Theater gespielt werden,
wo schon immer Theater gespielt worden ist und zwar von denen, die schon immer
das gemacht haben, sondern es soll mehr Wechsel geben. Und das ist auch ein
ganz normaler Wechsel gewesen, dass halt ein Theaterdirektor gestorben ist und
niemand da war, der gesagt hat, er macht das weiter. Es ist ja auch nicht
sinnvoll gewesen, dass man das weiter machen hätte sollen. (StR Dr Peter
Marboe: Es gibt doch Anträge!)
Nun auch zum Vorschlag der Kollegin Ringler, einen
Change-Manager einzuführen; Die Autoren der Studie haben sich sehr genau
überlegt, wie man die Umsetzung des Konzepts macht und haben einen derartigen
Change-Manager nicht vorgeschlagen.
Ich glaube auch,
dass es sozusagen mit den Gremien, die es hier geben soll - in der ersten Phase
Kuratoren, in der zweiten Phase eine Theaterkommission und dann eine
Theaterjury -; genügend Gremien gibt und dass es einfach zur zusätzlichen
Verwirrung beitragen würde, wenn es jetzt neben dem Kulturstadtrat, neben der
MA 7, neben den politischen Parteien und neben der Kuratoren der
Kommission und der Jury auch noch einen Change-Manager gibt. Aber wir sind sehr
daran interessiert, diese große Reform gemeinsam zu diskutieren und zu
behandeln. Daher wollen wir den Antrag jetzt einmal von Haus aus nicht
ablehnen, sondern vorschlagen, ihn zuzuweisen, weil wir unmittelbar nach der
Debatte gleich im Kreis der Kultursprecher weiterreden werden, wie wir die
Reform jetzt umsetzen wollen und das ist ein Teil dieser Umsetzung. Ich weiß
nicht, ob das tatsächlich der klügste Schritt ist und ob er unbedingt notwendig
ist. Deshalb würde ich meinen, lassen wir das jetzt offen, der Antrag ist
eingebracht, wir lehnen ihn nicht ab. Wir würden vorschlagen, ihn dem
Kulturausschuss zuzuweisen, um dann im Kreis der vier im Gemeinderat vertretenen
Parteien zu überlegen, was man da macht, ob das auch notwendig ist und wer das
allfällig auch sein könnte.
Zuletzt nun doch ein paar Worte zum Rabenhof, weil
man das ja hier wirklich nicht unwidersprochen stehen lassen kann. (GR Dr
Andreas Salcher: Bitte, bitte den Unterschied Auersperg und Rabenhof!)
Das erste ist einmal: Der Rabenhof hat in den letzten
zwei Jahren unter sehr, sehr schwierigen Bedingungen großartige künstlerische
Erfolge erreicht. In einer Theaterlandschaft, die zwar sehr groß ist, aber doch
sehr viel Mittelmaß produziert, war der Rabenhof zweifellos eines der
aufregendsten Theater, das es in den letzten zwei Jahren gegeben hat. Das hat
sich in der Theaterkritik widergespiegelt. Der Rabenhof war eines der wenigen
Theater in dieser Stadt, das überhaupt auch in deutschen Zeitungen, im
deutschen Feuilleton, in der Zeitschrift „Theater heute“ Beachtung gefunden
hat. Der Rabenhof war in diesem ganzen Bereich der 50 Mittel- und
Kleinbühnen das einzige Theater, das es geschafft hat, einen Nestroypreis zu
gewinnen und das es geschafft hat, zusätzlich Nestroypreisnominierungen zu
bekommen. Das war eine Produktion, die von... (GR Dr Andreas Salcher: Freie
Produktion! „Tamagochi“ war eine Freie Produktion!) „Tamagochi“ war keine
Freie Produktion. „Tamagochi“ war eine Produktion des Rabenhoftheaters.
In der Phase, wo der StR Marboe noch gesagt hat, das
Haus bekommt keine Subvention, ist damals der Herr Bezirksvorsteher Hohenberger
bei Ihnen gewesen - ich war dabei - und hat gesagt, wir brauchen für diese
Produktion Geld. Und dann haben Sie gesagt: Okay, dann geben wir aus dem Freien
Gruppentopf, aber reden wir nicht darüber. Sie haben gesagt: Sagen wir es
niemandem, weil ich nicht will, dass das bekannt wird. Wir haben damals gesagt:
Okay, wenn das der einzige Weg ist, dass eine Produktion im Rabenhof überhaupt
Geld bekommt, dann aus dem Freien Gruppentopf. (Aufregung bei GR Dr Andreas
Salcher.) Nur, das war keine Freie Gruppenproduktion, sondern es war eine
Produktion des Rabenhoftheaters (GR Dr Andreas Salcher: Produktion Marboe!
Produktion Marboe!) unter der Intendanz von Karl Weluntschek und die hat
den Nestroypreis gewonnen! Das ist zweifellos ein künstlerischer Erfolg, der
hier nicht vergessen werden sollte!
Warum jetzt die Entscheidung so ist, dass man es
nicht ausschreibt, hat auch damit zu tun, dass man jetzt bei der Studie einfach
sagt, jetzt geht es um eine Übergangsphase von einem Jahr bis Sommer 2004
und es hat keinen Sinn, jetzt irgend jemanden einzusetzen, weil das auch sozusagen
unlauter wäre, sondern man ersucht den Dramaturgen, der mit dem bisherigen
Geschehen des Hauses verbunden war, das Haus bis zur Evaluierung im
Sommer 2004 - und da werden alle Karten neu gemischt, auch die Karten des
Rabenhoftheaters -, diesen Spielplan weiterzuführen. (GRin Mag Marie
Ringler: Kriegen die Geld dafür, dass nicht gespielt wird?)
Wenn über schwierige Situationen gesprochen wird,
dann muss man noch einmal deutlich sagen: Die schwierige Situation ist vor
allem dadurch entstanden, dass Sie, Herr Marboe, gesagt haben, das Theater soll
ohne Subvention bespielt werden. Das ist nicht möglich! Das ist in keinem
Theater in dieser Stadt möglich, nicht einmal in den Boulevardbühnen (Aufregung
bei StR Dr Peter Marboe.) und es gibt kein Theater in der Stadt, das ohne
Subvention bespielt wird, daher auch nicht der Rabenhof. Es war Ihre
Fehlentscheidung und es war Ihre Nichtentscheidung, warum der Rabenhof in diese
schwierige finanzielle Situation gekommen ist.
Wenn der Rabenhof jetzt im Mai seine Sommerpause begonnen
hat (Heiterkeit bei StR Dr Peter Marboe und GR Dr Andreas Salcher.) und
erst wieder im Herbst mit dem Programm beginnen wird, dann hat das einfach
damit zu tun, dass erstens das Theater tatsächlich nach wie vor unterdotiert
ist und für den Rabenhof im
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