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Gemeinderat, 30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 37 von 76

 

macht eine Ausschreibung, man formuliert ein Profil für ein Haus, es gibt Bewerbungen und die, die die künstlerische Intendanz erhalten, wissen aber auch schon vor Beginn, dass das befristet ist und nicht auf ewig geht, sodass man sagt, nach 50 Jahren ist noch immer derselbe Theaterdirektor in einem Haus, sondern dass man weiß, da sind jetzt mit einem Airan Berg und Barrie Koskie zwei mit einem guten Konzept angetreten, die machen jetzt ein tolles Programm, das dauert jetzt drei Jahre mit einer Verlängerung auf sechs Jahre, das ist jetzt erfolgt, diese Verlängerung bis Sommer 2007, und daher ist auch klar: Sie können, egal was passiert, sich nach 2007 nicht mehr für das Schauspielhaus bewerben. Sie können dann wieder was anderes machen, aber ihre Intendanz, ihre Zeit im Schauspielhaus wird aus sein. Und ich finde, das ist auch der ganz wesentliche Moment.

 

Jedes Mal, wenn ich ins Schauspielhaus gehe, bin ich noch immer von der Ästhetik, von der Theaterkunst des Barrie Koskie begeistert, wo ich mir denke, das habe ich früher in dieser Stadt nicht gesehen und das ist toll, dass ich das jetzt sehe. Ich glaube nur, wenn ich das 20 Jahre lang sehen würde, würde es mir so gehen wie in vielen Theatern in dieser Stadt, wo ich auch, ich sage jetzt beim Erwin Piplits vor 15 Jahren gesessen bin und begeistert war. Wenn ich heute Produktionen sehe, denke ich mir oft: Das habe ich doch vor 10 oder 15 Jahren schon gesehen.

 

Und das ist, glaube ich, der Kern der Theaterreform, dass wir Wechsel garantieren, dass nicht alles über Jahre und Jahrzehnte gleich läuft. Und wahrscheinlich wäre es so, wenn man den Barrie Koskie in 20 Jahren noch immer im Schauspielhaus sehen würde, man auch sagen würde: Also bitte, das ist auch nicht mehr das ganz Neue, das habe ich auch schon einmal gesehen. Daher ist es wichtig, zu einem Wechsel zu kommen. Eben weil das Schauspielhaus genau das Konzept verfolgt, dass dort klar ist, dass die nur bis Sommer 2007 den Vertrag haben, muss man ihnen auch die Sicherheit geben, dass das, was man ihnen zugesagt hat und was mit ihnen auch durch Verlängerung des Vertrags vereinbart ist, gilt.

 

Ich glaube, es ist künstlerisch nicht zulässig jetzt zu sagen, hier greifen wir in diesen befristeten Vertrag ein, es ist aber meines Erachtens auch rechtlich nicht möglich, jetzt zu sagen, das gilt jetzt halt nicht mehr bis 2007 so wie es ausgemacht war, sondern nur bis 2005. Hier gibt es andere rechtliche Vorraussetzungen wie in allen anderen Theatern in dieser Stadt und daher ist es eine Ausnahme, die wir machen sollten, weil das Schauspielhaus wirklich das erste Projekt einer derartigen Konzeptförderung ist und es daher weitergehen sollte. Wir sollten uns dann überlegen, ob wir 2007 dem nächsten Team dann zwei Mal drei Jahre anbieten oder gleich ein Mal sechs Jahre, sodass wir dann zu einem harmonisierten Zeitpunkt kommen, wo wir weitergehen.

 

Die Kammeroper. Es wird hier eine Verhandlungsermächtigung beschlossen. Wir beschließen ja nicht, dass das jetzt bis 2007 gehen soll. Wir sind auch der Meinung, dass man mit der Kammeroper jetzt eine Verlängerung des 3-Jahres-Vertrags um eineinhalb Jahre bis Sommer 2005 verhandeln sollte und dass man die Kammeroper, wo es diese rechtlichen Voraussetzungen wie beim Schauspielhaus tatsächlich nicht gibt, mit in das Harmonisierungsmodell der Theater in Wien aufnimmt.

 

Nun noch zu den Punkten, die von meinen Vorrednerinnen und Vorrednern genannt wurden. Zum Vorwurf der FPÖ des parteipolitischen Einflusses: Es gibt kein einziges Beispiel in dieser Stadt, wo es parteipolitischen Einfluss auf Theaterprogramme gegeben hat. Es hat heuer einen einzigen Versuch gegeben, wo der Staatssekretär Morak gesagt hat, er hat keinen Einfluss auf das Programm der Wiener Festwochen. Da sagen wir, das ist auch gut so, wir nehmen auch keinen Einfluss auf die Wiener Festwochen. Und es gibt auch sonst kein einziges Beispiel, wo parteipolitischer Einfluss genommen wird. (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Ohja!)

 

Die FPÖ hat natürlich immer wieder ein Problem, wenn völlig unabhängige Künstler und Künstlerinnen und Intendanten zu Entscheidungen kommen, die Gesellschaftsphänomene kritisieren oder auch politische Entwicklungen kritisieren. Das ist doch künstlerische Freiheit, wenn ein Künstler oder ein Intendant zur Meinung kommt, er muss etwas kritisieren, was es in dieser Gesellschaft, in dieser Welt, in dieser Stadt oder in dieser Bundesregierung gibt, dann muss es diese Freiheit geben. Das hat aber überhaupt nichts mit parteipolitischem Einfluss zu tun und dagegen würden wir uns verwehren und dagegen würden sich vor allem auch die Künstler verwehren. Diesen Einfluss gibt es nicht, daher kann man ihn auch nicht abstellen. Wir müssen vielmehr alles unternehmen, dass es weiterhin diese Freiheit in der Kunst gibt, dass egal, was auch immer im Theater gezeigt wird, das in dieser Stadt gezeigt werden kann. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Zum Vorwurf der ÖVP, dass der Stadtrat Theaterschließungen vorgenommen hat. Noch einmal in Ergänzung zur gestrigen Debatte: Wenn hier gesagt wird, der Stadtrat oder die Stadt schließt Theater, dann würde das heißen, er von sich aus wird aktiv und sagt, ein Theater bekommt kein Geld mehr und damit wird es geschlossen. Das hat es in dieser Stadt nicht gegeben. (GR Dr Andreas Salcher: Was war beim Auersperg und bei der Tribüne?) Beim Auersperg war es so, dass sich ein Theaterdirektor wider besseren Wissens in finanzielle Abenteuer gestürzt hat, die zum Konkurs geführt haben. Die schlicht und einfach dazu geführt haben, dass er gesagt hat, er kann das Theater nicht weiterführen. Das war aber ein Problem, auf das man ihn monatelang aufmerksam gemacht hat. Das war noch in Ihrer Zeit, das hat auch insbesondere das Theaterreferat der MA 7 gemacht.

 

Bei der „Tribüne“ war das ganz anders. Otto Ander hat das Theater 50 Jahre lang geführt. Und wenn nach 50 Jahren ein Theater, das in den 50 er Jahren entstanden ist und in einem baulichen Zustand und in einer Ästhetik dieser Zeit war, dann muss es doch möglich sein, dass man sagt, das Theater wurde jetzt 50 Jahre

 

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