Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 76
sind, daher glaube ich auch nicht,
dass der Beitrag gestern sehr ernst gemeint sein könnte. Aber ich stelle jetzt
den Zusammenhang zwischen Erfolgsmodell Rabenhof und den gestrigen Aussagen des
Kultursprechers der SPÖ her, der da sagt: „Es stimmt vor allem nicht, dass es
in Wien sozusagen Theaterschließungen gibt. Es gibt ganz normale Prozesse. Wenn
ein Theater 50 Jahre von einer Person geleitet wird und nach
50 Jahren stirbt der Theaterintendant verdienstvoll, dann ist es ja
durchaus nicht eine Theaterschließung, sondern ein ganz normaler Zustand. So
ist es im Leben. Es stirbt jemand und dann kommt wieder jemand auf die Welt.
Genauso ist das in dieser Stadt.“ (Heiterkeit
und Beifall bei der ÖVP, der FPÖ und GRin Mag Marie Ringler.)
Keine
Kritik, ich lese hier nur vor. Ich lese hier nur vor, was hier das
Erfolgsmodell Rabenhof in einer konsequenten sozialdemokratischen Umsetzung für
diese Stadt bedeutet, und da muss ich... Ich habe mir vorgenommen, heute nicht
zu lang zu werden. Ich kann nur anbieten - darf ich das namens meiner Kollegen,
der vereinigten Opposition, sagen? Wir bieten wirklich unseren besten Beitrag
an, dass wir dieses sozialdemokratische Erfolgsmodell nicht zulassen werden,
sondern dass wir Ihnen dabei helfen, es vielleicht ein bisserl innovativer zu
machen, ein bisserl leicht in eine andere Richtung zu verändern. (Amtsf StR
Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ich lehne dankend ab!) Sie sind aber herzlichst
aufgefordert, um hier dieses sozialdemokratische Erfolgsmodell Rabenhof und
sozusagen die daraus abgeleitete Theatersterbegeburtslehre weiterhin zu
verteidigen.
Von uns
gibt es das Angebot, dass wir gemeinsam doch noch einen dritten Weg finden
werden, der zu einer Verbesserung für die Wiener Theaterlandschaft beiträgt.
Dazu stehen wir gerne zur Verfügung, warten auf Ihre Angebote. (Amtsf StR Dr
Andreas Mailath-Pokorny: Ich lehne dankend ab!)
Ja wenn
nicht, dann werden wir uns diese neue, evolutionäre Form der Wiener
Theaterentwicklung interessiert anschauen und natürlich auch gerne launig
kommentieren. - Danke. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Als Nächste zum Wort gemeldet ist die Frau
GRin Mag Unterreiner. Ich erteile es ihr.
GRin
Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben
in Wien ein breites Spektrum, eine breite Theaterlandschaft. Neben den
traditionellen Häusern haben sich kleinere und mittlere und größere
Privatbühnen etabliert und auch die Freie Gruppenszene mit mehr oder weniger
Erfolg und wir finden es ja gut, dass es diese Reichhaltigkeit gibt, denn der
Reichtum im Kulturleben ist überhaupt das, was man am allerehesten anstreben
sollte.
Die Stadt
Wien hat dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmen und jetzt bei
dieser Reform geht es ja darum. In den letzten Jahren hat sich aber
herausgestellt, dass der Aspekt der Wirtschaftlichkeit vernachlässigt wurde.
Erinnern Sie sich doch an die Josefstadt. Das war ja wirklich eine Tragödie,
das war ein Drama und ich möchte jetzt das Rabenhoftheater nicht noch einmal
hervorziehen. Das haben wir sowieso schon öfters diskutiert.
Es gibt
aber auch eine zweite sehr negative Entwicklung und zwar die Frage der
Besucherzahlen. Auch hier ist eine Abwärtsentwicklung. Und, Herr StR Marboe,
nur mit der Einführung des Theaterdienstags hat man dieser Entwicklung leider
überhaupt nicht entgegensteuern können.
Lieber
Herr Kollege Woller, auch nicht Ihre gestern sehr kühne Ansage, nur weil der
Bund weniger Geld gibt, gibt es weniger Theaterbesucher - ich glaub’, das ist
ein bissel sehr einfach gemacht. (GRin Ingrid Zankl: Die Leute haben ein
Problem: Sie können es sich nicht leisten!) Schon, Frau Kollegin, aber so
simpel ist das nicht, weil schauen wir uns doch mal die Freien Gruppen an. Da
wurde doch sehr viel Geld hineingegeben, das müssen wir alle zugeben, und was
hat letztendlich rausgeschaut? Allein Mittelvergabe oder allein die Erhöhung
eines Budgets hat im Kulturbereich noch nie bewirkt, dass deswegen die Qualität
besser wird oder dass mehr Leute kommen, ganz im Gegenteil. Vielleicht wird nur
etwas produziert, das die Menschen nicht haben wollen. Und es ist nicht so
kompliziert, weil man muss ja nur schauen, es ist wie bei einem anderen
Produkt. Wenn ich mir irgendwas zum Anziehen kaufen möchte, dann kaufe ich mir
nicht das, was ich nicht anziehen will, und wenn ich etwas zum Essen haben
will, dann ess ich das, was ich will, und wenn ich mir am Abend eine
Theatervorstellung anschauen will, dann geh’ ich dorthin, was ich sehen will.
Wenn mir das nicht geboten wird, dann geh’ ich nicht hin.
Also immer wieder: Die Vernachlässigung nämlich des
Bedürfnisses des Publikums, ich würde ja sagen, das ist eigentlich einer der
größten Fehler und immer wieder vergisst man darauf. Wir sind die einzige
Partei, die immer wieder darauf hinweist und es ist eigentlich eine ganz simple
Sache. Ich versuche das oft so simpel wie möglich darzustellen, indem ich das
mit einem Bäcker oder Fleischhauer vergleichen. Das löst immer ein sehr großes
Gelächter aus. Aber ich würde sagen, es ist durchaus legitim, es muss das
Produkt auch gut sein.
Wir haben jetzt diese neue Studie. Wir freuen uns
alle darüber. Hier ist wirklich etwas geglückt, man hat hier gehandelt. Herr
StR Mailath-Pokorny hat die Defizite erkannt und hat diese Studie in Auftrag
gegeben und die wird gerade jetzt unter den Kultursprechern diskutiert. Es gibt
hier Reformvorschläge, die natürlich Auswirkungen auf die Theaterlandschaft
haben, die sehr weit in die Zukunft reichen und deswegen muss man sich diese
Reformvorschläge mit der gebotenen Vorsicht anschauen. Und man muss sich das
schon genau überlegen, weil diese Auswirkungen eben sehr weittragend sein
können.
Eine der wichtigsten Forderungen von uns Freiheitlichen ist
es, dass sich Kunst und Kultur fernab jeglicher politischen Parteieinflussnahme
entwickeln kann. Wir haben das immer wieder gesagt und auch in dem
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