Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 76
Zusammenhang möchte ich das wieder betonen. Wenn das in die
Ziele dieser Studie Eingang finden sollte, dann findet man bei uns einen
Partner. Also das ist eine Ansage, nämlich auch eine politische Ansage, dass
sich genau hier die Parteipolitik zurückhalten soll. Also wenn das geschehen
sollte, dann können wir da mitgehen.
Dazu gehört die Beendigung willkürlicher
Subventionsvergabe, Einführung marktwirtschaftlicher Kriterien, vermehrte
Orientierung nach den Bedürfnissen des Publikum - ich sag’ das immer wieder,
weil es zu sehr vernachlässigt wird - und wie gesagt, die Beendigung der
Abhängigkeit der Kunstschaffenden von Subventionsgeber. Auch das muss immer
wieder gesagt werden, denn es fällt auf, immer wenn Wahlen auf uns zukommen,
dann melden sich immer wieder Künstler und beteuern, dass sie ja brave
Parteigänger der Sozialdemokraten sind und scheuen nicht davor zurück, andere
Parteien zu diffamieren. Da braucht man nur ein bissel nachzuschauen, da geht’s
oft darum, dass man gleich im Anschluss dann zum Herrn Woller geht und sagt,
ich krieg’ schon wieder eine Verlängerung einer Subvention. Das ist unwürdig,
das muss abgestellt werden.
Aus diesen genannten Gründen ist es natürlich nicht
möglich gewesen, bisher dem gesamten Freien Gruppenbereich zuzustimmen, weil es
bisher so war - wir haben diese Defizite immer wieder klar herausgearbeitet -,
dass hier wirklich eine Stagnation eingetreten war. Dieses uneffiziente
Gießkannensystem haben wir schon vor 10 Jahren, vor 12 Jahren, vor
8 Jahren immer wieder kritisiert: Keine Transparenz. In allen unseren
Reden seit 15 Jahren - Sie können das nachlesen - haben wir das jedes Mal
vorgebracht: Keine Öffentlichkeit, keine Kontrolle und wie gesagt keine Unabhängigkeit.
Und jetzt nach 15 Jahren, leider sehr spät, man hätte natürlich schon
viel, viel früher handeln könne, greift man das auf, denn das Kontrollamt hat
unsere Kritik bestätigt und ja auch die Verfasser dieser Studie haben diese
Defizite aufgezeigt.
Ich muss sagen, also ich muss das schon immer wieder
erwähnen, weil wir Freiheitlichen die einzigen hier im Haus waren, die immer
wieder gesagt haben, das ist eine Geldvernichtungsmaschinerie, ich bitte euch,
hört doch auf. Schauen wir doch endlich, dass eine Reform eingeleitet wird. Und
immerhin, ich meine, wir haben ja pro Jahr 5,6 Millionen EUR vergeben
und wenn man sich anschaut, was in den 15 Jahren letztendlich
herausgeschaut hat, dann ist das wirklich beschämend. Das sind immerhin
10 Prozent der Gesamttheaterförderung, also ein sehr, sehr schöner großer
Budgetansatz, und noch dazu sind hier auch schöpferische Kräfte abhanden
gekommen. Es ist ja nicht nur so, dass wenige übrig geblieben ist, es sind ja
auch viele abgewandert und das war sicher ein ganz großes Fehlverhalten unserer
Kulturpolitik.
Also die Idee der bisherigen Freien Gruppenförderung
ist gescheitert und jetzt gibt es eine Chance. Wir freuen uns. Also nützen wir
sie.
Noch einmal unsere Forderungen: Betrachten wir die
Theater als künstlerisch wirtschaftliches Unternehmen. Dieser Ansatz muss
eingebracht werden, er ist legitim, denn wenn man auf die Wirtschaftlichkeit
pocht, dann kann auch die Qualität steigen. Das ist eine Erfahrung, die man im
Theater sehr oft schon gemacht hat. Effiziente Organisationsformen und wie
gesagt wirtschaftlicher Erfolg sind auch die Voraussetzung für ein gutes
Theater, Gleichstellung des kaufmännischen und des künstlerischen Direktors und
Orientierung und spielbare Gestaltung und Realisierung der Werke an den
Bedürfnissen des Publikums. Ich sage es immer wieder, das ist eine unserer ganz
wichtigen Anforderungen. Und ich sage es auch immer wieder: Unabhängigkeit von
Geldgeber.
Ich habe gestern bei meiner Rede zum
Rechnungsabschluss schon erwähnt, dass ich oder wir einige Gefahren sehen und
zwar dass die Gelder wieder missbraucht werden könnten - ich hoffe, es wird
nicht geschehen – als Steuerungsmechanismus für Parteipolitik. Ich habe diese
Gefahr herausgearbeitet, es war schriftlich festgehalten als eine Möglichkeit,
gebe ich zu, es ist ja noch nichts fixiert, und ich habe darauf hingewiesen,
und zwar die vorgeschlagene Konzeptförderung.
Bei dieser Konzeptförderung soll eine Vorgabe gemacht
werden und - hier wiederhole ich es noch einmal - es wurde unter anderem die
Etablierung einer multikulturellen migranten Kulturszene vorgegeben. Man hat in
der Studie nämlich gesagt, dass diese Kulturszene sich in einem Ghetto befinde
und man würde sie gerne aus dem Ghetto herausholen. Wir sagen aber, dass das
nicht die Alternative ist. Ich kann sie nicht herausholen, wenn ich eigentlich
politisch wünsche, dass man diese Situation etabliert. Also ich würde sagen,
wenn ich jetzt diese Vorhaben - und es ist ja gut, wenn da einiges aus freien
Stücken entsteht -, wenn ich das aus dem Ghetto herausholen möchte, aus dem
Reservat, dann sollte ich nicht vorgeben, das zu etablieren.
Herr StR Mailath-Pokorny, wissen Sie, wir haben uns
da schon sehr viele Gedanken gemacht. Wir sagen das ja nicht einfach nur so vor
uns hin. Ich habe das genau erläutert, welche Gefahren wir da sehen. Ich habe
gesagt, da könnte eine Parallelgesellschaft entstehen. Es könnte sei, dass ein
sozialer und kultureller Unfrieden entsteht, dass das Gemeinsame nicht
gefördert wird. Bei Ihrer Antwort auf meine Befürchtungen haben Sie ganz
einfach gesagt: „Und die Frau Unterreiner fürchtet sich vor fremdsprachigem
Theater.“ Ich würde sagen, so stelle ich mir eine Zusammenarbeit nicht vor.
Also wenn wir jetzt unsere Ideen hier einbringen und das auch genau erläutern,
dann erwarte ich mir schon, wenn wir jetzt dann über den Sommer noch weiter
darüber sprechen, dass Sie die Ideen der Opposition ernst nehmen, weil ich das
eigentlich als Missachtung empfunden habe.
Sie haben auch die anderen Dinge, die ich zum Beispiel
eingebracht habe, den ganzen Bereich der Musikerziehung oder die ganzen Ideen
zum Bereich der Vereinigten Bühnen, überhaupt nicht erwähnt. Ich sage das jetzt
ganz bewusst, weil ich erwarte mir das schon beim Rechnungsabschluss, dass Sie
die Arbeit der Opposition ernst nehmen. Wir machen uns die Mühe, wir stellen
uns da her, wir arbeiten genau unseren Wählern sich
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