Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 76
wir Ansprechpersonen und klare
Verantwortlichkeiten schaffen wollen oder nicht.
In diesem Sinne erbitte ich um Zustimmung für den
Antrag und danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: So,
als Nächster zum Wort gemeldet ist der Herr Dr Salcher. Bitte.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Die Marie Ringler hat es mir heute besonders schwer
gemacht, weil deine Milde heute noch zu unterbieten, das wird ja nicht ganz einfach
sein. Wenn du davon gesprochen hast zum Beispiel, dass die IG-Kultur auf der
Pressekonferenz letzte Woche gesagt hat, dass der Übergangsprozess nicht ganz
optimal war - also sie haben konkret von Vertrauensbruch gesprochen und das
zeigt schon, dass es hier im Vorfeld noch einiges zu tun gibt.
Ich möchte aber hier heute trotzdem für meine
Verhältnisse - deine nicht erreichend - sehr milde sein, weil alle wichtigen
Fragen noch offen sind und wir da dem Veränderungsprozess offen gegenüber
stehen, weil die ÖVP eine Partei ist, die Reformen und Veränderungen im Prinzip
auf jedem Gebiet offen gegenüber steht und wir daher auch dieser Reform
natürlich offen gegenüber stehen. Dass da viel getan werden muss und dass da in
der Wiener Landschaft der Freien Gruppen und der Mittelbühnen auch viel Chance
ist, etwas zum Positiven zu bewegen, das ist ja unumstritten.
Ich glaube, der Herr Stadtrat hat einmal etwas getan,
was sehr selten bei ihm war. Ich will nicht sagen, es war seine einzige
positive Idee, aber es war einmal im Prinzip eine sehr positive Idee, die
Opposition einzubinden. Das war ja das erste Mal in seiner Amtszeit. Das
Ergebnis dieser Einbindung ist ein sehr positives, weil die Studie, die hier
produziert wurde, ist, glaube ich, von der Analyse her sehr treffsicher und
geht auch von den Zielvorstellungen her genau in die richtige Richtung.
Die Fragestellung, die sich jetzt für die
Oppositionsparteien stellt, ist, inwieweit wir hier auch am Prozess der
Umsetzung, an dem wir an sich, kann ich einmal nur für die ÖVP sagen, ein
großes Interesse haben, mitwirken werden. Mehr kann ich hier nicht sagen. Wir
haben in diesem Diskussionsprozess auch Vertraulichkeit zugesichert und wir
werden jetzt einmal schauen, wie die konkreten Angebote des Herrn Stadtrats ausschauen.
Für uns als ÖVP gibt es wenige, aber sehr klare
Kriterien für unsere Unterstützung in der Umsetzung. Das ist
1. klarerweise, dass das in einem konstruktiven,
sachlichen Dialog mit der betroffenen Szene durchgeführt wird, der auf der
einen Seite nicht Besitzstände absichern kann, aber auf der anderen Seite
sozusagen natürlich davon ausgeht, dass du jede große Reform immer nur mit den
Betroffenen machen kannst und nicht gegen die Betroffenen, dass
2. die rechtlichen Fragen, die nicht ganz einfach zu
lösen sein werden, insbesondere was die Mittelbühnen betrifft, in einer
befriedigenden Art und Weise gelöst werden, und
3. dass natürlich diese dort angesprochene
Theaterkommission, die ja vor allem langfristig sehr, sehr viel Macht in dieser
Stadt haben wird, öffentlich ausgeschrieben wird und so weiter und sozusagen in
einem Prozess gemacht wird, der mit der Opposition abgestimmt wird und
natürlich auch die Frage der Bestellung der Kuratoren entsprechend durchgeführt
wird.
Also ich sehe hier eine große Chance. Das Ganze ist
sehr offen, das ist ein offener sozialer Prozess und wir warten hier auf die
Angebote. Wenn die auch nur einigermaßen befriedigend sind und diese
Grundkriterien der ÖVP, die ich jetzt hier formuliert habe, erfüllt werden,
dann können wir uns durchaus vorstellen, dass wir diesen Weg hier gemeinsam
gehen. Es ist auch sinnvoll, weil die angestrebten Ziele und die
Notwendigkeiten, hier Veränderungen in dem Bereich durchzuführen, eigentlich
ganz klar auf der Hand liegen.
Ich halte auch die Idee, die da von der Frau Kollegin
Ringler eingebracht wurde, sozusagen ein Ablaufdatum einzubauen, einmal für
eine gute. Ich hielte es für eine noch bessere oder genauso gute Idee, die ich
jetzt auch einbringen möchte, eine begleitende Evaluierung durchzuführen. Das
heißt, dass man nicht nur nach zehn Jahren sagt, war das gut oder war das
schlecht, sondern wir haben das zum Beispiel bei der Sir-Karl-Popper-Schule als
ein offenes, neues, innovatives, soziales Projekt von Anfang an gemacht, dass
wir eine Evaluierung eingebaut haben und das war sehr hilfreich, weil das
rechtzeitig ein Feedback-Prozess ist, der aussagt, wie gut eine Reform oder ein
neues Projekt läuft oder nicht. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das hier
Sinn machen würde.
All diese Ideen werden wir einbringen und im
Endeffekt ist es dann natürlich die Entscheidung des Stadtrats zu sagen, ob er
bereit ist, das zu erfüllen, oder ob er diesen Weg alleine gehen will.
Unsere Bereitschaft zur konstruktiven Mitarbeit haben
wir aber damit sehr klar zum Ausdruck gebracht und wann immer man uns bei einem
vernünftigen Prozess einbinden will, stehen wir natürlich zur Verfügung.
Ich möchte noch einen kurzen Nachtrag zur gestrigen
Debatte einbringen, damit ich sozusagen heute hier nicht ganz in der völligen
Milde verkomme, um auch zu sagen, warum es so dringend notwendig ist, eine
Verbesserung durchzuführen und ein, zwei Beispiele anzuführen, wie es auf
keinen Fall laufen soll.
Das erste, und das kann ich dem Herrn Stadtrat nicht
ersparen, auch dem Kultursprecher der SPÖ nicht, das ist halt wirklich der
Rabenhof, der einfach ein extremes Negativbeispiel ist. Wir haben gestern schon
ausführlich geredet, wir haben schon einige Male darüber ausführlich geredet
und ich möchte auch nichts ins Detail gehen, weil die Fakten ja so
offensichtlich sind. Nur wenn Sie, Herr Stadtrat, gestern da gesagt haben: „Das
ist das einzige Thema“ - damit meinen Sie den Rabenhof-, „das euch
offensichtlich einfällt angesichts dieses Rechnungsabschlusses, aber es ist
kein Skandal. Es ist im Grunde eine erfolgreiche Geschichte eines Wiener
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