Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 76
rechtzeitig,
nämlich hier und heute wehren, ist im Interesse der Betroffenen.
Es hat
sich auch beim Städtebund gezeigt, dass Wien hier nicht alleine ist. Es lehnen
ja alle Sozialreferenten und Sozialreferentinnen das ab, es ist im Städtebund
abgelehnt worden und das aus gutem Grund.
Wenn man
sagt: Na gut, es geht doch darum, dass jeder den Zugang haben kann - richtig,
soll sein, aber bei der Notstandshilfe ist ja der Zugang sowieso auch gegeben,
weil du bist ja weiter beim Arbeitsamt, bei der AMS-Vermittlung bis zur... (StRin
Karin Landauer: Das stimmt ja nicht!) Sicher stimmt es! (StRin Karin
Landauer: Wenn das Einkommen zugerechnet wird, fallen so und so viele aus der
Notstandshilfe hinaus!) Ja du wirst aber trotzdem weitervermittelt und dass
wir das reformieren können und wollen - wir werden einen Antrag einbringen.
Bitte stimmen Sie da zu. (Aufregung bei der FPÖ.) Wir werden es heute
einbringen, wir werden dann die Nagelprobe haben. Wir freuen uns da über Ihre Unterstützung.
Ich bin sehr gespannt, wie Ihr Stimmverhalten in einigen Stunden (StRin
Karin Landauer: Warum seid ihr gegen die 15a-Vereinbarung?) dann ausschauen
wird.
Der harte
Kern dieser Reform ist natürlich ganz klar. Es soll ausgegliedert werden und
die Länder sollen zahlen. Man will es finanziell überwälzen, wurscht ob
Sozialhilfe alt, neu und sonst was dann herauskommt, um diesen harten Kern geht
es der Bundesregierung. Das will sie durchziehen und das ist ein Anschlag auf
die Länder und auf die Betroffenen! (Beifall bei der SPÖ.)
Die
Fakten, dass es über 38 000 BezieherInnen gibt und
286 Millionen EUR bezahlt werden, die werden ja auch von niemandem
bestritten und die will man jetzt überwälzen. Es ist nicht nur schlecht für das
Stadtbudget, nicht nur schlecht für die Länderbudgets, da geht es eben ja auch
um die Betroffenen, die jetzt in eine Fürsorgeleistung kommen. Wien hat keinen
Regress, gute Sache. Wien versucht zu vermitteln, auch gut. Aber alles in allem
muss man doch sehen: Es geht darum, dass man die Arbeitslosen bekämpft, sie in
die Knie zwingen will, weil was macht ein 45-jähriger Buchhalter, der nach
sechs Monaten, weil er vorher einen kurzen Job hatte, jetzt in die
Notstandshilfe kommen würde? Dem nehme ich zuerst sein Auto weg, seine Eigentumswohnung
weg, dann ist er überhaupt fertig, dann hat er keinen Berufsschutz und dann
kann er Schnee schaufeln für irgend etwas von der ÖVP, irgendein Sozialprojekt
oder Hundstrümmerln aufklauben (Heiterkeit bei der SPÖP.) oder was es
sonst für welche Dinge für den Mindestlohn gibt. Die werden sich aber schön
bedanken!
Nur da war
der politische Erfolg, dass sie dann schwarz-blau sicher nicht mehr wählen,
weniger wert, als dass ich es hier und heute vielleicht schaffe, es abzuwehren,
diesen Anschlag einfach abzuwehren. (StRin Karin Landauer: Wieso wollen Sie
nicht reformieren? Ich verstehe das nicht!) Ich will reformieren, ich will
die Notstandshilfe reformieren, wir werden den Antrag einbringen. Wir sind ja
auch in Verhandlungen, damit es eine bundeseinheitliche Regelung gibt. Da
scheitert es ja daran, dass aus meiner Sicht Wien die fortschrittliche Position
hat, also dass wir den Regress ablehnen, weil das bedeutet: Kaum hast du dich
derappelt, nehmen sie dir alles wieder weg oder sie nehmen der Familie alles
weg, der reiche Onkel aus Amerika wurde schon genannt. Das wollen wir nicht,
daran scheitert es bis jetzt.
Diese
Reform können wir ja gerne machen (StRin Karin Landauer: Aber Sie wollen ja
gar nicht reformieren! Sie wollen es ja gar nicht!), die können wir sehr
gerne machen, die Reform der Notstandshilfe, parallel dazu auch eine
Vereinheitlichung der Sozialhilfe. Aber deshalb die Notstandshilfe aufzulösen,
denen ihren sozialen Status absolut zu verschlechtern, hat nicht nur keine
zwingende Notwendigkeit, sondern ist eine offensive sozialpolitische
Verschlechterung.
Ich
fordere daher alle politischen Kräfte in Wien auf, diesen sozialpolitischen
Anschlag gegen die Wienerinnen und Wiener gemeinsam abzuwehren! - Vielen Dank. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Meine Damen und Herren! Die Aktuelle
Stunde ist somit beendet.
Wir kommen
zur Erledigung der Tagesordnung.
Gemäß
§ 15 Abs 2 der GO gebe ich bekannt, dass an schriftlichen Anfragen
viermal Grün, sechsmal ÖVP, zwölfmal freiheitlich eingelangt sind und an
Anträgen neunmal Grün, dreimal ÖVP und einmal freiheitlich. Den Fraktionen
wurden alle Anträge schriftlich bekanntgegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie
beantragt.
Die Frau
GRin Martina Malyar hat mit Wirkung vom 25. Juni auf ihr Mandat im
Gemeinderat der Stadt Wien verzichtet.
Der Herr
Bürgermeister hat gemäß § 92 Abs 2 der Wiener Gemeindewahlordnung auf
das dadurch freigewordene Mandat das in Betracht kommende Ersatzmitglied im
Wahlvorschlag der Sozialdemokratischen Partei Österreichs, Herrn Siegfried
Lindenmayr, in den Gemeinderat berufen.
Gemäß
§ 19 der Wiener Stadtverfassung ist das Gemeinderatsmitglied anzugeloben.
Ich
ersuche nun den Herrn Schriftführer, die Gelöbnisformel zu verlesen und das
neue Gemeinderatsmitglied auf meinen Aufruf hin das Gelöbnis mit den Worten
„Ich gelobe“ zu leisten.
Ich bitte
um Verlesung.
Schriftführer
GR Rudolf Stark: Ich gelobe der Republik Österreich und der Stadt
Wien unverbrüchliche Treue, stete und volle Beachtung der Gesetze sowie
gewissenhafte Erfüllung meiner Pflichten.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Herr GR Lindenmayr.
GR
Siegfried Lindenmayr (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Ich gelobe.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Ich gratuliere zur Anwesenheit. Alles
Gute. (Allgemeiner Beifall und allgemeine Heiterkeit.)
Entschuldigung,
aber mir ist in der Sekunde kein besserer Satz eingefallen.
Ich wünsche dem GR Sigi Lindenmayr, der im Haus nicht ganz unbekannt
ist, alles, alles Gute für seine neue
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