Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 76
wollen ist, dass alle Menschen den Anspruch auf eine
Grundsicherung haben, auf eine bedarfsorientierte Grundsicherung, innerhalb
welcher auch klargestellt ist, dass jede und jeder selbstverständlich Anspruch
hat auf die Leistungen des Arbeitsmarktservice, auf Schulung, auf Fortbildung
und auf Kurse. Niemand darf da herausfallen, soviel muss gesichert sein.
Ich möchte, nachdem meine Vorrednerin ja schon auf
sehr viele Nachteile ganz richtig hingewiesen hat, deren Meinung ich auch voll
teile und auch der Ansicht bin, dass sich Wien das gar nicht leisten kann, auf
einen Punkt im Speziellen hinweisen, nämlich auf die Migrantinnen und
Migranten, die ja auf Sozialhilfe gar keinen Anspruch haben und für die die
Umwandlung in die Sozialhilfe nichts anderes wäre als eine absolute
Aussteuerung.
Für Migrantinnen und Migranten ist die Umwandlung ein
Ticket auf die andere Seite der österreichischen Grenze. Damit sind sie nämlich
weg. Und auch das ist eine Absicht, die ich der Bundesregierung in diesem
Zusammenhang durchaus unterstelle.
Ich möchte noch einmal an dieser Stelle auf die
zahlreichen Anträge der GRÜNEN verweisen, wo wir sagen, Migrantinnen und
Migranten sollen Sozialhilfe bekommen. Noch einmal, ich deponiere es heute noch
einmal, meine Kollegin Maria Vassilakou hat es gestern getan, ich deponiere es
heute noch einmal und es wurde zugesagt, dass das gemacht wird.
Ein Letztes: Wir haben es gestern erlebt, es war
nahezu kabarettreif. Es hat gestern Herr Römer im Zusammenhang mit dieser
Umwandlung dann schlussendlich gesagt, ja puh, es weiß ja noch kein Mensch, was
das überhaupt werden soll.
Da hätte ich einen guten Tipp an die Regierung. Wenn
Sie überhaupt nicht wissen worüber Sie reden und wenn Sie überhaupt noch gar
nicht, und kein Mensch, und überhaupt niemand irgendwas weiß, dann ist es
erstens sehr gut, wenn man das nicht in ein Regierungsprogramm hineinschreibt
und zweitens, idealer Weise informiert man auch nicht die Öffentlichkeit über
Dinge, über die man überhaupt noch nichts weiß, weil man löst nur Angst und
Schrecken aus und verwirrt die Menschen und löst wahnwitzige Diskussionen aus,
die es angeblich ja gar nicht geben muss, weil kein Mensch irgendetwas weiß.
Wenn Sie nichts wissen ist es besser, Sie schweigen vornehm und zurückhaltend. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Ein allerletztes, damit das auch ganz klar ist: Nein
zu dieser Form einer Regierungspolitik und Nein zur Umwandlung von
Notstandshilfe in eine Sozialhilfe. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Korosec. Ich
erteile es ihr.
GRin
Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Frau Kollegin Wehsely, ich habe schon gewusst, die
Sozialdemokraten sind nicht reformfähig und weil Sie die Pension angesprochen
haben: Es hat in Ihren Reihen schon Reformer gegeben, wenn ich an Dallinger
denke, wenn ich an Wille denke, die vor 17, 18 Jahren bereits gesagt
haben: „Länger arbeiten ist angesagt.“ Aber die wurden sofort eingebremst. Das
heißt , ich sage Ihnen ganz offen: Es ist Zeit, dass die Reformer gewinnen und
nicht die Blockierer! (Beifall bei der ÖVP. – GR Franz Ekkamp: Unsere
Reformer! Ja, unsere Reformer!)
Und jetzt
komme ich...Ich habe fünf Minuten. Sind Sie so fair und lassen Sie Ihre
Zwischenrufe, ja! (GRin Renate Winklbauer: Das ist unser Recht, zwischen zu
rufen! Was soll das? Das ist unser Recht!)
Und
bereits der Titel, Frau Kollegin Wehsely, der Titel ist falsch. Bitte wir
sprechen von „Sozialhilfe neu“. Neu! Ich bin bei Ihnen bei der Sozialhilfe alt,
da würden wir uns sehr rasch einigen, dass hier sehr vieles geändert gehört.
Aber wir sprechen von „Sozialhilfe neu“. Und da geht es eben um Reformen. (Vbgmin
Grete Laska: Welche?)
Die
Bundesregierung hat ja auch - und das hat die Frau Kollegin ja gesagt: Man soll
prüfen. Das heißt noch nicht, hier gibt es das, hier ist das ganz genau
festgelegt, sondern man soll prüfen und da werden alle eingebunden, die dazu
etwas zu sagen haben und die relevant sind. Und wie ist... Das heißt natürlich,
eine wesentliche Voraussetzung ist ein Sozialhilfegrundgesetz oder eben eine
15a-Vereinbarung.
Und wie
ist denn das Procedere? Bitte es gibt ja eine Arbeitsgruppe, angesiedelt beim
Minister Haupt, wo die Länder eingebunden sind, wo die Sozialpartner
eingebunden sind, wo selbstverständlich Fachleute sind. Ich erwähne nur Dr
Pfeil, die Pfeil-Studie kennen Sie sicher alle, der hier ja eingebunden ist, um
einmal die Analyse zu machen und dann Reformvorschläge zu unterbreiten.
Es hat ja
auch diese Landesreferentenkonferenz gegeben, wo ein Zwischenbericht einmal
gemacht wurde. Also es ist ja nicht so. (VBgm Grete Laska: Der einstimmig
abgelehnt wurde!) Ja, es war ein Zwischenbericht. (VBgm Grete Laska: Der
einstimmig abgelehnt wurde, von allen, auch von den ÖVP-Bundesländern!) Ein
Zwischenbericht, das wissen Sie ganz genau.
Worum geht
es denn eigentlich? Welche Probleme sind zu lösen?
1. Es geht
einmal um den einfachen Zugang zu den Sozialleistungen. Wir müssen von der
Bitterstellerposition der Betroffenen wegkommen. Der Bürger muss einen
Rechtsanspruch haben.
2. Transparenz für den Empfänger und Harmonisierung. Wir
haben heute gravierende Unterschiede in den Bundesländern, vor allem bei der
Höhe des so genannten Sozialhilferichtsatzes. Und natürlich die Effizienz des
Mitteleinsatzes. „Sozialhilfe neu“ durch das One-desk-Prinzip in der
Sozialverwaltung, zentrale Anlaufstelle auf lokaler Ebene, wo verschiedene
Formen gebündelt bearbeitet werden und... (GR Johann Driemer: Da habt ihr
einen Härtefond eingerichtet!) Ich möchte Ihnen da nur... Wir sind in guter
Gesellschaft, Deutschland, Schröder hat in der Agenda gesagt: „Es ist ein Gebot
der Stunde, dass Sozialhilfe und Arbeitslose vereinheitlicht werden.“ Bitte
nachzulesen am 21.3., ein Interview von Schröder.
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