Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 76
es selbstverständlich über die Flächenwidmung. Darüber
hinaus ist, formal gesehen, natürlich auch der Zugang zur Entscheidung und die
Entscheidungshoheit des Gemeinderats gegeben.
Aber darüber hinaus gehe ich davon aus, dass gerade
ein derartiges Projekt, das ja allseits eine grundsätzliche Akzeptanz hat,
natürlich auch in den entsprechenden Diskussionen, Berichten oder sonstigen
initiierten Diskussionen im zuständigen Ausschuss besprochen wird, und
selbstverständlich wird es auch hier besprochen werden. Also, ich sehe gerade
für den Gemeinderat ein volles Bestimmungs-, nicht nur Mitwirkungs-, sondern
auch Bestimmungsrecht selbst.
Dass die Frage der Bürgerinitiativen eine Sache ist,
von der wir wissen, dass es ganz wichtig ist zu reden, dass man hier ganz
sicherlich auch eine Menge an Diskussionen führen kann über die
Detailgestaltung dann dabei, insbesondere auch bei PPP-Modellen, weil
Eigentümerrechte natürlich auch in unserer Gesellschaft, in unserem Rechtswesen
relativ starke Rechte sind, das spricht für mich eher für ein derartiges
PPP-Modell dabei.
Natürlich müssen wir die Bürgerinitiativen einbinden,
ich füge aber hier hinzu, das Endergebnis eines solchen Prozesses wird nicht
sein können, dass dieser Bahnhof nicht gebaut wird. Da stimmen wir - so nehme
ich einmal an - auch überein, aber das soll auch schon die einzige Vorgabe
dafür sein. Für alles andere halte ich es für sehr vernünftig, wenn man a) über
Wettbewerbe, b) über Einbindung der entsprechenden Initiativen bei dem
unbestreitbaren Entscheidungsrecht des Gemeinderates selbst, diese Frage
angeht. Also, ich sehe im Prinzip bei gutem Willen und bei dieser
Grundübereinstimmung, die hier vorhanden ist, kein Problem.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Vierte Zusatzfrage, Herr Mag. Gerstl.
GR Mag Wolfgang Gerstl
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Danke, Herr Bürgermeister!
Ich freue mich, dass Sie die Zielerreichung unbedingt
anstreben und mit allem, was Ihnen zur Verfügung steht versuchen, auch zu
erreichen. Und in dem Sinne bin auch sehr froh, dass Sie diese Mitfinanzierung
im Schnellbahnverkehr auch hier voll akzeptiert haben, 80 : 20, wie
das in der Vergangenheit war. Aber lassen Sie mich nur noch das zuvor Gesagte
festhalten: Es ist auch sehr wichtig dass dieser Nahverkehrsvertrag sehr rasch
abgeschlossen wird. Die ÖBB haben nun eigentlich mehr als ein Jahr auf
ernsthafte Verhandlungen gewartet. Die ÖBB hat auch eine Option darauf, dass
sie neue Triebwagen dafür ankaufen kann und Sie bereiten hier eigentlich den
ÖBB die großen Probleme, dass der Schnellbahnverkehr hier wirklich erneuert
wird und öffentlich kritisieren Sie aber den schlechten Zustand des
Schnellbahnverkehrs. Daher sozusagen auch mein Interesse und unser Interesse, dass
es rasch durchgeführt wird.
Aber lassen Sie mich nun noch zu einer anderen Frage
kommen, weil sie zuvor von Herrn StR Schicker angeführt worden ist, und das
mich schon etwas überrascht hat, und ich möchte das jetzt noch gerne aus Ihrem
Munde hören.
Zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur in Wien
wird im Rahmen des Masterplanes vorgeschlagen, auch die Kurzparkzonen zu
erhöhen und wird auch vorgeschlagen, nach den Gebrauchsabgaben die Gebühren zu
erhöhen, für die Fußgänger, für die Schanigärten, et cetera. Meine Frage
lautet: Ist das auch Ihre Meinung, sind auch Sie davon überzeugt, dass wir in
den nächsten drei Jahren diese Gebühren auch noch erhöhen müssen?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Bürgermeister, bitte.
Bürgermeister Dr Michael Häupl: Also zunächst einmal, freut es mich dass sie der ex
offo Verteidiger der ÖBB geworden sind. Ich erinnere mich, gleichfalls dunkel,
dass das nicht immer so der Fall gewesen ist und Sie dazu auch andere Haltungen
eingenommen haben. Aber ich darf Ihnen versichern, selbstverständlich stehen
wir zu dem, was Vertragssituation und abgeschlossene Verträge sind.
Zum zweiten sind wir völlig übereinstimmend der
Meinung, jawohl, da gehört möglichst rasch auch dieser Nahverkehrsvertrag
abgeschlossen, obwohl das seinerzeit von Frau StRin Ederer der ÖBB um
200 Millionen Schilling gekaufte rollende Material noch nicht einmal
fertig ausgeliefert und in Betrieb genommen ist. Aber sei das alles wie es sei,
jawohl, wir wollen das, aber wir wollen nicht, dass die finanziellen Interessen
der Wienerinnen und Wiener dabei geschädigt werden. Es kann also nicht sein,
dass Aufgaben, die ganz klar, ganz klar auch finanziell beim Bund liegen,
nunmehr von der Stadt Wien übernommen werden sollen.
Das kann auch in einem solchen Vertrag nicht
enthalten sein, bei allem Verständnis dafür, dass insbesondere bei der
Ausgliederung der ÖBB dieser unglaubliche Probleme mit auf den Weg gegeben
wurden und diese Ausgliederung zweifelsohne zwar vom Grundsatz her richtig,
aber mit Sicherheit in der Form suboptimal gewesen ist.
Also bei allem Verständnis dafür, aber es ändert
nichts daran, dass wir unsere Interessen dabei auch zu wahren haben und man mit
dem Appell “wir wollen gemeinsam den Pendlern das Leben leichter machen“ nicht
alle finanziellen Lasten auf die Stadt Wien abschieben kann. Das halte ich,
persönlich gesehen, nicht für möglich. Nichtsdestotrotz wollen wir uns bemühen,
diesen Nahverkehrsvertrag möglichst rasch abzuschließen.
Was die Gebühren betrifft, so haben Sie eine ganze
Reihe von Gebühren da in ein einziges Töpfchen geworfen. Wir werden das aber
wieder mühsam schön auseinanderklamüserln und werden über diese einzelnen
Gebühren auch gesondert reden.
Und dass man reden muss und reden darf, beispielsweise, wenn
ich mir nicht nur die Umsätze, sondern auch die Gewinne, die mit Schanigärten
in Wien gemacht werden, anschaue, dass man da auch zu einer Überlegung kommen
darf, diese Gebühren auch anzupassen, die seit neun Jahren gleich geblieben
sind, das
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