Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 76
Aber worauf Ihr Antrag hinausläuft, ist sehr einfach zu
sehen. Während der Finanzstadtrat mitten in Verhandlungen über einen solchen
Nahverkehrsvertrag mit der ÖBB steht, bringen Sie jetzt einen Antrag ein, dass
der Gemeinderat hier einen Beschluss fasst, der Vertrag ist abzuschließen.
Ja, das ist gar keine Frage, was da am Ende des Tages
herauskommt, nämlich ein finanzieller Schaden für die Stadt und eine
finanzielle Hilfestellung für jene, die eigentlich 100 % von dem zu zahlen
hätten gemäß dem österreichischen Finanzausgleich, der bisher seine Gültigkeit
auch hier hat. Und dass das meine Fraktion abgelehnt hat, das verstehe ich.
Denn selbstverständlich wollen wir, dass den Pendlern
geholfen wird, wir haben auch angeboten, dass wir uns hier finanziell
beteiligen, aber hier vor Abschluss der Verhandlungen einen Beschluss zu fassen
über einen solchen Nahverkehrsvertrag, das wäre wohl wirklich das Verkehrte und
das würde ich wirklich für absurd halten.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zweite
Zusatzfrage, Herr Dr. Madejski.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Bürgermeister!
Es ist schon erstaunlich, aber auch erfreulich, hier
die Richtung von Ihnen und der sozialistischen Stadtregierung festzustellen,
sich jetzt in den letzten Monaten und Jahren sehr stark für einen Bahnhof Wien
zu machen, den wir ja hier - und sie wissen es ja selber noch von Rainer
Pawkowicz her - auch immer gefordert haben.
Aber wir wollen hier keinen Streit darüber führen, wer
die erste Idee gehabt hat, darum geht es ja nicht. Was mich so fasziniert, ist
jetzt der Einsatz von Ihnen bei den Verhandlungen mit der Bundesregierung und
dem Herrn Verkehrsminister, die ja offensichtlich auch ein bisschen in Bewegung
gekommen sind. Denn, wie ich höre, wird ja die Stadt Wien ca. 55 Millionen Euro
in die Hand nehmen pro Hektar, eine Million Euro betrifft die Wertsteigerung.
Ob das dann ident ist oder abgezogen oder dann
dazugerechnet wird zu den 40 Millionen, die versprochen sind, entzieht
sich meiner Kenntnis, aber das nur am Rande.
Ich komme nun wieder zum Wiener Vertrag und ich habe
ja zuerst Herrn Stadtrat Schicker schon gefragt. Das ist nichts anderes, als
das 30 Milliarden Projekt, welches uns ja immer von Ihren Vorgängern, aber nun
auch von Ihnen, als das wichtigste Finanzierungsmodell seitens des Bundes für
Wien präsentiert wird.
Ich bin erstaunt, jetzt feststellen zu müssen, und
daher die Frage an Sie: 1996 ist das letzte Mal dieser Wiener Vertrag zwischen
Bund und Wien tatsächlich paraphiert worden und in diesem 1996er-Vertrag steht
bis heute und stand auch vorher, das Projekt Bahnhof Wien-Mitte nie drinnen,
sondern es stand immer nur die Phase 1, die auch jetzt im
Generalverkehrsplan und im Masterplan drinnen steht, nämlich der
Nahverkehrsteilbahnhof, sprich Südtiroler Platz. Der war immer drinnen.
Daher meine Frage: Wieso hat es die sozialistische
Stadtregierung verabsäumt, auch schon in der Zeit, wo Sozialisten
Finanzminister waren, diesen Bahnhof Wien-Mitte, der ja wirklich bedeutend ist,
worauf Sie auch jetzt draufkommen sind, in diese Wiener Vereinbarung
hineinzunehmen. Offensichtlich war das immer ein Schmäh, wenn Sie gesagt haben,
das ist ohnedies da drinnen und der Bund macht nichts.
Diese Regierung ist die erste, die mit Ihnen
betreffend Bahnhof Wien Gespräche aufgenommen hat. Ich hoffe, Sie akzeptieren
das und sehen das auch positiv.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Bürgermeister, bitte!
Bürgermeister Dr Michael Häupl:
Also, ich sehe die Gespräch mit den Herrn Verkehrsminister, die aktuell
stattgefunden hat, aber auch mit seinem Amtsvorgänger, durchaus positiv, das
ist ja auch nicht die Frage. Nur, warum das nicht in diesem Vertrag, dem so
genannten 30-Milliarden-Schilling-Paket, drinnen steht, ist sehr einfach zu
beantworten. Es war bis zu dem Zeitpunkt vor etwa 3 Jahren eine völlig
unbestrittene Aufgabe, dass einhundert Prozent der Kosten dieses Bahnhofs die
ÖBB und der Bund zahlen und daher ist es selbstverständlich auch nicht in einem
Vertrag zwischen Wien und dem Bund enthalten, weil keine Beteiligung seitens
Wiens dafür vorgesehen gewesen ist, sondern darin ausschließlich Projekte
vorgesehen sind, wo es auch finanzielle Beteiligungen seitens der Stadt Wien
gibt, also ein Miteinander-Finanzieren.
Daher geht es überhaupt nicht darum, dass die von
Ihnen so apostrophierte sozialistische Stadtregierung nicht die Bedeutung des
Bahnhofes erkennen würde, sondern sie hat immer die Bedeutung dieses Bahnhofes
auch erkannt. Was neu in den letzten 3 Jahren ist, das ist, dass es in Streit
gestellt wurde, dass es eine hundertprozentige Finanzierung gibt.
Auch da sage ich, es war halt so, und ich habe auch
schon Herrn Bundesminister Reichhold angeboten und wir haben damals ja auch
begonnen - er war nur zur kurz im Amt
-, eine gemeinsame Arbeitsgruppe zur Lösung der finanziellen Fragen nicht nur
des Hauptbahnhofs, sondern generell gesehen, der Finanzierungsprobleme der
Eisenbahn zu gründen. In der Ostregion, füge ich hinzu, denn der Bahnhof für
sich allein genommen, oder der TEN-Knoten Wien für sich alleine genommen, wäre
ja auch noch nicht sinnvoll, wenn man das nicht regional in Hinblick nicht
zuletzt auch auf die Erweiterung der europäischen Union, sieht.
Und diese Arbeitsgruppe hat Minister Gorbach schon in
dem ersten Gespräch, das wir sehr bald nach seinem Amtsantritt geführt haben,
auch wieder aktiviert und hier wird auch gearbeitet.
Mein Vorschlag dient im hohen Ausmaß auch dazu, eine
Spur mehr Tempo in diese Arbeitsgruppe hineinzubringen, denn schließlich und
endlich muss ich schon sagen, sie ist halt schon vor geraumer Zeit, nämlich
mehr als einem Jahr oder eineinhalb Jahren, gegründet worden und da denke ich,
ist es schon durchaus wichtig, dass man hier - wenn man sich die nunmehr
akkordierte Vorgangsweise über den Generalverkehrsplan vor Augen führt - auch
zu Finanzierungslösungen kommt.
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