Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 76
Freude ausdrücken, dass Sie, nachdem Sie in einer ersten
Reaktion meinen Vorschlag einmal verurteilt haben, jetzt wenigstens fragen, wie
der Vorschlag lautet. Das halte ich für vernünftig. Es zeigt mir ja auch die
Frage selbst, dass ich meinen Vorschlag durchaus erneuern muss. Denn es mag
sein, dass es Medienberichte in der Form gibt, wie Sie sie hier zitieren,
meinen Vorschlag hat das aber nicht betroffen.
Da geht es um etwas anderes. Wir stimmen im ganz
hohen Ausmaß überein, dass Wien den TEN-Knoten braucht. Der TEN-Knoten hat
mehrere Voraussetzungen. Eine Voraussetzung ist natürlich der Eisenbahnausbau
Nord-Süd/Ost-West, ein Teil davon wird ja gebaut, der berühmte Lainzer Tunnel
ist ein Teil davon, auch der Ausbau zwischen Wien und St. Pölten ist ein solcher Teil, aber es bedarf vor allem einer
Abkehr von der alten Konzeption der Kopfbahnhöfe hin zu einem Zentralbahnhof,
Hauptbahnhof, einem Bahnhof Wien.
Das ist unbestritten, soweit ich das bisher gehört
habe. Die Diskussionen darüber laufen lang, der Investor - ein Privatinvestor
-, der hier gefunden wurde, erwartet sich zu Recht eine Entscheidung, die auch
im hohen Ausmaß vom Bund, sprich von der ÖBB, zu treffen ist.
Und weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass es
für die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs, ja für die Verkehrsorganisation
in der Bundeshauptstadt, aber auch rundherum, unerlässlich ist, habe ich hier
den Vorschlag unterbreitet, dass wir in einem PPP-Modell, also mit der ÖBB,
einen privaten Investor und einer Beteiligung der Stadt oder der Wiener
Holding, also einer ähnlichen Einrichtung, hier Bewegung hinein bringen und zu
einer Lösung dieser Frage kommen, sodass wir zu einem akzeptablen Zeitpunkt,
der weit vor 2010 liegen muss, dann auch diesen Zentralbahnhof bekommen werden.
Direkte finanzielle Beteiligungen wären nicht eine
sensationelle Frage. Wir haben uns bei einer Reihe von
Schieneninfrastruktur-Projekten bisher mit 20 Prozent beteiligt, auch
schon in der Vergangenheit, also das wäre gar nichts Neues, denn wir haben auch
bei anderen Bereichen entsprechend mitgezahlt. Das neue an dieser Überlegung
ist hier die Beteiligung der Stadt oder einer stadtnahen Einrichtung in Form
eines PPP-Modells zur Beschleunigung der Entscheidung und zur Umsetzung des
Zentralbahnhofs.
Das ist die ganze Grundidee dabei und das ist, was
wir im Grund genommen, ebenso wie der amtierende Verkehrsminister, wollen und
ich halte das auch für eine Notwendigkeit, ohne die wir nicht wirklich
verkehrsmäßig sinnvoll in die Zukunft blicken können.
Vorsitzender Günther Reiter: Erste Zusatzfrage, Herr Mag. Gerstl.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister!
Ich freue mich sehr, das Sie den Vorschlag
aufgreifen, den die ÖVP schon viele Jahre gemacht hat, auch PPP-Modelle zur
Finanzierung von Verkehrsinfrastruktur-Maßnahmen heranzuziehen und dass Sie nun
bereit sind, solche PPP-Modelle anzudenken und auch da hineinzugehen. Aber
darüber hinaus freut mich ganz besonders, dass Sie sagen, Sie können sich
vielleicht auch eine direkte finanzielle Beteiligung von rund 20 Prozent
bei der Finanzierung des Zentralbahnhofes vorstellen.
Nun hat Ihre Fraktion und wir gestern Abend - Sie
haben wahrscheinlich das Glück gehabt, gestern Abend anderen Aufgaben
nachkommen zu können als wir - um 23 Uhr oder später hier abgestimmt. Aber um
23 Uhr oder etwas später hat ihre Fraktion hier den Antrag von uns abgelehnt,
dass endlich ein Nahverkehrsvertrag mit den ÖBB beschlossen wird. Ein
Nahverkehrsvertrag, wo Sie sagen, dass es ganz wichtig ist, dass wir den
Schienenausbau stärken, dass wir die TEN-Netze verstärken.
Zuvor hat der Verkehrsstadtrat hier noch ausgeführt,
wie wichtig es für die Einpendler ist, dass wir hier den öffentlichen Verkehr,
insbesondere auf der Schiene stärken. Dafür bedarf es aber eines
Nahverkehrsvertrages, den aber Ihre Fraktion abgelehnt hat. Ist das auch Ihre
Meinung, den öffentlichen Nahverkehr, den Schnellbahnverkehr nicht zu stärken?
Vorsitzender Günther Reiter: Herr Bürgermeister, bitte!
Bürgermeister Dr Michael Häupl: Also
ich glaube, das haben Sie, ebenso wie offensichtlich meine Antwort vor wenigen
Minuten, gründlich missverstanden, dass ich hier einen Vorschlag unterbreitet
habe. Denn bei einem PPP-Modell erübrigt sich die Gleichzeitigkeit von 20 %
Subvention für einen entsprechenden Beitrag und ich bitte Sie daher, mir nicht
Unsinnigkeiten zu unterstellen. Ich habe das sehr präzise formuliert, was wir
in der Vergangenheit getan haben, was wir auch in Zukunft tun wollen, wenn wir
Direktsubventionierungen machen wollen, aber ich bitte das präzise von dem
Vorschlag zu unterscheiden, der für den Hauptbahnhof Wien, oder Bahnhof Wien,
von meiner Seite her gemacht wurde.
Wenn Sie darauf hinweisen, dass die ÖVP PPP-Modelle
schon vor geraumer Zeit vorgeschlagen hat, so attestiere ich Ihnen, das ist
richtig, hat uns aber bis zum gegenständlichen Fall auch nicht wirklich
wahnsinnig weitergeholfen.
Das einzige Straßen-PPP-Modell zum Beispiel, das ich
kenne, ist in der Nähe von Linz von unserem sozialdemokratischen Bürgermeister
mit der Raiffeisen verwirklicht worden. Also, wie dem auch immer sei, wir
werden da keinen Urheberstreit führen, das ist mir auch gar nicht wichtig, ich
will dass der Bahnhof kommt und alles andere ist mir nicht besonders wichtig.
Was Ihre Frage hinsichtlich der Pendler anbelangt,
ist zu sagen, das wäre im Prinzip viel einfacher, denn selbstverständlich geht
es darum, dass man den Pendlern das Leben erleichtert. Das kann man durch einen
Ausbau beispielsweise auch der Eisenstadtschleife, der Anbindung des
Flughafens, den Ausbau des unmittelbaren Verkehrs gerade in den Süden,
erzielen. Wenn man da ein Niveau erreicht, das nach Westen hin bereits besteht,
wäre das schon sehr glückhaft und würde bedeuten, einfach die Freizeit der
Pendler nicht länger schmälern.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular