Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 76
haben das Rinterzelt, wir haben ein Chemiewerk, dessen
Abwässer in das öffentliche Kanalnetz geleitet werden und die
MA 48-Zentrale in Stadlau ist ja bereits beschlossene Sache.
Wie Sie wissen, werden in Müllverbrennungsanlagen
trotz der modernen Technik eine Vielzahl von Substanzen emittiert, die
kombinatorische und synergetische Effekte haben, über deren Art und Ausmaß noch
keine Angaben gemacht werden können. Viele dieser Stoffe sind human-karzinogen
oder stehen zumindest unter einem entsprechenden Verdacht. Bestenfalls, ja
bestenfalls wird die Bevölkerung unter Atemwegserkrankungen leiden, auch das
beweisen verschiedenste Studien.
Frau Stadträtin, bevor wir in Donaustadt zu einem
Land des Röchelns werden: Können Sie Ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass der
betroffenen Bevölkerung keinerlei gesundheitliche Schäden aus der neuen Müllverbrennungsanlage
erwachsen werden?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau
Stadträtin, bitte!
Amtsf StRin Dipl Ing Isabella Kossina:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Ich wiederhole mich: Es gibt derzeit kein konkretes
Projekt, das zur Einreichung gelangt, daher kann ich heute auch gar keine
Aussage darüber treffen, welche Auswirkungen dieses Projekt auf die Umwelt
haben kann. Tatsache ist, dieses Projekt wird einer strengen
Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen, Tatsache ist, dass es heute nicht
mehr geht um die ideologische Frage Müllverbrennung ja oder nein, diese Frage
ist gelöst mit dem Inkrafttreten der Deponieverordnung am 1.1.2004.
Thermische Abfallbehandlungsanlagen zerstören
Schadstoffe, zerstören bis zu 99,9 Prozent Dioxin, bilden eine
Schadstoffsenkung, also insgesamt eine Entlastung der Umwelt durch die
thermische Abfallbehandlung, wie es auch das Gesetz will, wie es der
Bundesgesetzgeber will.
Das heißt, es erfolgt eine strenge Umweltprüfung
eines Projektes, das aber erst zur Einreichung gelangen wird, oder auch nicht.
Das kann ich heute von dieser Seite auch nicht beurteilen, ob ein Privater ein
Projekt, das er plant, auch tatsächlich umsetzen will, einreichen will. Das
kann ich hier nicht beeinflussen.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die
vierte Zusatzfrage, Herr Mag Maresch.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub
im Rathaus): Zunächst einmal "Land des Röchelns" ist ja
wirklich ein guter Vergleich gewesen, aber in diesem "Land des
Röchelns" wundert mich zumindest einmal Ihre Antwort.
Die Umweltschutzabteilung erfährt im Juni 2002, dass
ein 40 000 Tonnen Müllverbrennungsofen in der Donaustadt gebaut werden
soll und die zuständige Stadträtin weiß es nicht. Da denke ich mir, ah,
interessant, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Informationsströme in Ihrem
Ressort, würde ich einmal sagen. Und das ist einmal das Erste, weil
offensichtlich auf Grund von Interventionen der GRÜNEN und auch der ÖVP und
Medienberichten das sozusagen ans Licht gekommen ist und Sie dann
offensichtlich im Umweltausschuss ja sehr überrascht waren.
Und da möchte ich jetzt noch einmal auf die
Bürgerbeteiligung und auf die Bürgereinbeziehung und das, was Kollege Parzer
ebenfalls gesagt hat, eingehen.
Wenn wir in die Donaustadt einen so großen Müllofen
bekommen, dann ist es ganz wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger einbezogen
werden und dass auch alle Dinge, alle Informationen, im Vorhinein an die Bürger
gehen.
Und da frage ich mich: Wenn ich mir heute die
Homepage der Sauberbrenner Ihrer Müllöfen anschaue, dann steht beim 25.6.2003
um 9.00 Uhr bei CO-Werten 113 Prozent.
Jetzt ist die Frage: Werden Sie solche Müllöfen wie
in der Spittelau, als Sauberbrenner, die bei CO 113 Prozent mitten im
Stadtgebiet überschreiten, auch in der Donaustadt zulassen?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau
Stadträtin, bitte!
Amtsf StRin Dipl Ing Isabella Kossina:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Grenzwerte sind natürlich einzuhalten, hier geht es
um Halbstunden-Mittelwerte. Es gibt genaue Vorschriften im Luftreinhaltegesetz,
auf Grund derer eine Bewertung der Emissionsdaten erfolgt, diese Wertung wird
selbstverständlich erfolgen.
Zu Ihrer zweiten Frage, den Informationsfluss
betreffend: Sie haben eben nicht zugehört. Ich habe im Ausschuss darüber
berichtet, dass mir kein Projekt bekannt ist, das zur Einreichung gelangt ist,
und es liegt bis heute kein Projekt zur Einreichung vor. Es wurden erst Kontakt
geknüpft und selbstverständlich, jeder Private, jeder hat das Recht, hier an
die Behörde heranzutreten mit einem geplanten Projekt. Ich habe darüber
gesprochen, dass mir kein Projekt bekannt ist, das zur Einreichung gelangt ist.
Und es liegt bis heute kein Projekt vor, das eingereicht wurde. Kontakte finden
selbstverständlich des Öfteren statt und das unterstütze ich auch, dass hier
rechtzeitig mit der Behörde über den Stand der Technik gesprochen wird. Und
daher, so meine ich, ist auch bis jetzt kein Projekt eingereicht worden, da
auch hier, soweit mir bekannt ist, dieses Projekt wie es damals vorgelegen ist,
eben nicht dem Stand der Technik entspricht.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön.
Die 4. Anfrage (FSP/02729/2003/0001-KVP/GM)
wurde von Herrn Mag Wolfgang Gerstl gestellt und ist an den Herrn Bürgermeister
gerichtet: "In den Medien wurde angekündigt, nun doch an eine
Kostenbeteiligung für die entscheidenden, in näherer Zukunft zur Realisierung
anstehenden Verkehrsinfrastrukturprojekte Wiens wie die Nordostumfahrung, den
Zentralbahnhof und den Ausbau der S-Bahnverbindungen zu denken. In welcher Form
wollen Sie diese Ankündigung konkret umsetzen?"
Ich bitte um Beantwortung.
Bürgermeister Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Zunächst einmal lassen Sie mich einfach meine
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