Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 76
GR Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus):
Ja, danke schön für diese Auskunft. Ich
finde es ja besonders interessant, dass im letzten Umweltausschuss der Kollege
Parzer und ich gefragt haben, und da haben Sie gesagt, es ist bei Ihnen keine
Information dazu angekommen. Jetzt höre ich von Ihnen, dass Sie bereits im Juni
2002 davon unterrichtet waren. Ein interessanter Aspekt.
Aber ich will auf etwas anderes hinaus in meiner
Frage, und zwar: Es wurde lang und breit, und Sie waren zuerst ja Teilnehmerin,
bevor Sie Stadträtin wurden, die SUP-Abfallwirtschaft in Wien diskutiert und
präsentiert. Und da ging es natürlich auch um anfallenden Gewerbemüll.
Jetzt frage ich mich, ob Sie nicht als Politikerin,
als Stadträtin, verantwortlich für Umweltpolitik, meinen, wenn so ein privater
Müllofen in der Donaustadt realisiert wird – bis zu 40 000 Tonnen
Kapazität, davon ist die Rede –, dass damit das Ergebnis der SUP konterkariert
wird, wo doch sowieso schon damals auf Intervention des Herrn Bürgermeisters
die Kapazität des zukünftigen Müllofens in Simmering, von Ihnen immer als
Pfaffenau bezeichnet, reduziert wird beziehungsweise der Flötzersteig weiterhin
besteht.
Das heißt, noch einmal: Haben wir es in Zukunft damit
zu tun, dass wir in Wien drei, von der Fernwärme oder von sonst einem der Stadt
Wien nahestehenden Konsortium betriebene, Müllöfen haben plus einem privaten,
und wie schaut das dann im Vergleich mit der SUP aus?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Dipl Ing Isabella Kossina: Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Sie haben nicht genau
zugehört. Die MA 22 wurde im Juni 2002 über das Projekt konkret
informiert.
Zweite Frage, die Sie gestellt haben zum Gewerbemüll
und Industriemüll. Die Strategische Umweltprüfung umfasst jenen Abfall, auf den
die Stadt Wien Zugriff hat, und gemäß Abfallwirtschaftsgesetz von Wien hat die
Stadt Wien eben keinen Zugriff auf Gewerbe- und Industriemüll. Das ist so geregelt.
Man könnte es selbstverständlich ändern. Derzeit ist die Sachlage die, dass die
Stadt Wien keinen Zugriff hat auf Industrie- und Gewerbemüll. Daher ist dieser
Müll auch nicht in der Strategischen Umweltprüfung erfasst. Das heißt, sie kann
sich gar nicht um diesen Müll kümmern.
Zu Ihrer Frage: Was passiert in Zukunft?
Selbstverständlich, davon gehe ich aus, werden in Zukunft in Österreich
zahlreiche Industrie- und Gewerbemüllverbrennungsanlagen errichtet werden
müssen, und, wie gesagt, jeder Private, der sich entsprechend den gesetzlichen
Vorgaben verhält, hat das Recht auf Genehmigung.
Entgegen Mutmaßungen, dass es hier zu wenig Müll, zu
wenig Müllverbrennungsanlagen geben könnte, muss ich Ihnen sagen:
10 Millionen Tonnen Müll fallen an. 5 Millionen Tonnen Müll müssen
verbrannt werden. Also wir brauchen noch mehr Kapazitäten, aber diese Kapazitäten
müssen dem Stand der Technik entsprechen.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zweite Zusatzfrage: Herr GR Parzer.
GR Robert Parzer (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Stadträtin, zwei Sachen, die mir aufgefallen sind.
Erstens haben Sie gesagt, vor eineinhalb Jahren wurde
die MA 22 zuerst einmal konfrontiert mit dieser neuen möglichen
Müllverbrennungsanlage, und das Zweite war, dass es im Juni vorigen Jahres als
konkretes Projekt besprochen wurde.
Jetzt habe ich schon ein paar Fragen dazu.
Die erste Frage: Ich hätte wahnsinnig gerne, wenn die
zuständigen Gemeinderäte in der Region sehr wohl auch davon etwas erfahren,
nicht erst über Hinterwege, nicht erst über Anrufe von der Bevölkerung, die
darüber sehr verärgert war und die uns vorgeworfen hat, dass wir keine Ahnung
davon haben. Und da habe ich schon einmal urgiert im Ausschuss, dass so etwas
bitte nicht mehr passieren soll, dass wir zumindest - obwohl Sie gesagt haben,
dass wir erst die ganzen Umweltprüfungen abwarten müssen - Bescheid wissen,
dass hier was im Gange ist. Das ist das eine, was ich als Kritik anbringe.
Aber meine Frage an Sie ist noch etwas ganz anderes.
Es geht darum: Wir haben schon in dem Bereich Breitenleer Rautenweg-Anlage
cirka 600 Unterschriften gehabt, jetzt sind schon 1 000 Unterschriften da.
Ich werde fast jeden Tag angerufen und die Leute wollen da wissen, was los ist.
Ich frage Sie: Was werden wir den Bürgerinitiativen dann mitteilen, wenn hier
so eine konkrete Absage kommen wird seitens der Bürgerinitiativen?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau
Stadträtin!
Amtsf StRin Dipl Ing Isabella Kossina:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Ich wiederhole mich noch einmal: Im Frühjahr vorigen
Jahres wurde erstmalig ein Projekt an die MA 22 herangetragen, im Juni
2002 wurden die ersten Gespräche zwischen den Sachverständigen geführt. Es
wurden zweimalig Kontakte hier durchgeführt.
Ja, was wird die Bürgerinitiative sagen:
Selbstverständlich, falls ein Projekt eingereicht wird - bis jetzt wurde kein
konkretes Projekt eingereicht -, dann ist selbstverständlich im Rahmen der
Umweltverträglichkeitsprüfung eine Bürgerbeteiligung vorgesehen und jegliche
Bürgerrechte werden hier auch anerkannt werden im Rahmen des Verfahrens. So
will es das Gesetz, so will es das strenge Umweltverträglichkeits-Prüfungsgesetz
und hier unterstütze ich selbstverständlich jede Bürgerinitiative, die hier
entsprechend kontrollierend auftreten wird.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die
dritte Zusatzfrage, Frau GRin Trammer.
GRin Heike Trammer (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Ja, sehr geehrte Frau Stadträtin!
Ich habe so schön langsam den Eindruck, dass unter Ihrer
Verantwortung Donaustadt, die ehemalige Gartenstadt Donaustadt, schön langsam zur
Müllstadt wird. Wie Sie wissen, haben wir die Mülldeponie Rautenweg, wir
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