Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 130 von 133
Erstens ein Kontrollamtsbericht aus dem Jahr 1997 bezüglich
Umbau eines Amtsgebäudes Wien 6, Grabnergasse 6, verantwortlich die MA 31:
"Unter Missachtung aller erdenklichen Vorschriften und gesetzlichen
Auflagen und dem latenten Hang zum Luxus auf Kosten anderer wurde" – und
ich zitiere das Kontrollamt – "ein Standard gewählt, der weit über den der
sonstigen städtischen Anlagen dieser Art hinausging." Und inklusive der
fehlenden Bauaufsicht, meine Damen und Herren, wurde dem Wiener Steuerzahler
ein Schaden von damals 3 Millionen S zugefügt.
Die Konsequenzen wurden zwar rhetorisch angekündigt –
nach Art des Hauses ist nichts passiert.
Und so was ermuntert geradezu zur
Nachahmungstäterschaft, was auch prompt eingetreten ist und geschah. Tatort:
Amtshaus Wien 6, Grabnergasse 6. Die MA 31 verspürte knappe sechs Jahre
danach erneut Gestaltungsdrang auf allgemeine Unkosten und bewies damit
schlagend, dass bei sozialistischen Mehrheiten die politisch gedeckte Ignoranz
im Wettlauf mit Sparsamkeit, Zweckmäßigkeit und Angemessenheit noch allemal den
längeren Atem hat und dass man sich ums Kontrollamt um keinen Deut scheren
muss. Und so erfolgte dieser Sündenfall mit einer wahren Verschwendungsorgie im
nämlichen Hause, einer Verschwendungsorgie, die ihresgleichen sucht. Ohne
Kostenschätzung, ohne Projektvorbereitung wählte man für das Entree – und ich
verwende jetzt ganz bewusst den Ausdruck Entree, weil es zu Ringstraßenpalais
passt – edelste Materialien und gehobensten Standard ohne Rücksicht auf Verluste
und baute die teuerste Portierloge der Welt mit 5 000 EUR pro
Quadratmeter.
Dem Katalog von Fehlverhalten, Bruch oder Übergehen
von Vorschriften und Richtlinien, mangelnder oder überhaupt fehlender Aufsicht
entgegnete die MA 31 mit der schlichten Versicherung, dass – ich zitiere –
„im Lichte der vorliegenden Beurteilung die MA 31 diesen Weg nicht mehr
gehen wird“, um gleich provokant zusätzlich hinzuzufügen, dass aber eine
Bewertung gefälligst erst nach Fertigstellung der Einbauten vorzunehmen sei.
Konsequenzen daraus, meine Damen und Herren? I wo.
Motto: Gut ist es gegangen, nichts wird geschehen.
Im Wissen um die Schutzmantelfunktion der
Mehrheitspartei für ihre Beamten – und ich sage das durchaus in der Betonung:
für ihre Beamten – haben mein Kollege Pfeiffer und ich brieflich die
Überprüfung möglicher disziplinärer und rechtlicher Konsequenzen verlangt, was
ordnungsgemäß vom Kontrollamtsdirektor an das Präsidialbüro weitergeleitet
wurde. Anfang März. Seither herrscht Schweigen im Walde, meine Damen und
Herren!
Und was, bitte, außer Selbstherrlichkeit und
Überheblichkeit von absoluter Macht kann hinter einer solchen Haltung stecken?
Auch in der Erinnerung an die Debatte über die
eklatante Fehlleistung der StRin Brauner möchte ich die sozialistischen
Ausschussmitglieder zumindest daran erinnern, dass auch sie auf das Wohl der
Stadt und nicht auf das Wohl ihrer Partei angelobt sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Es kann mich aber dieser Groll nicht hindern, den
Beamten des Kontrollamtes und der Leitung des Kontrollamtes für die
ausgezeichnete Zusammenarbeit, für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, für die
gut funktionierende Zusammenarbeit in dem Jahr meiner Vorsitzführung den
herzlichsten Dank auszusprechen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Als Nächste zu Wort gemeldet ist die Frau
GRin Reinberger. Ich erteile es ihr.
GRin Brigitte Reinberger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Auch ich darf mich dem Dank an das Kontrollamt
anschließen, an den Herrn Kontrollamtsdirektor und seinen Mitarbeiterstab für
das umfangreiche Ergebnis.
Ich darf der Statistik, die von verschiedenen
Kollegen schon ausgeführt wurde, eines hinzufügen: Ich habe die Seiten nicht
gezählt, muss ich gestehen. Danke für die 1 800 Seiten. Ich habe es
einfacher gemacht und habe das tatsächlich mit Spagat gebundene Exemplar
abgemessen. Es waren 21 Zentimeter. Also ich glaube, jetzt haben wir alle
Daten, die es dazu gibt, vom Umfang her dargelegt.
Auch einen herzlichen Dank an die verbesserte
Darstellung, die das Lesen vereinfacht, mit einer Zusammenfassung zu Beginn,
und das macht es sicherlich viel leichter.
Seit sieben Jahren bin ich nun Mitglied im
Kontrollausschuss und muss feststellen, wie schon ein Vorredner gesagt hat:
Trotz der Bekenntnisse, die sehr intensiv vorgebracht werden, dass sich vieles
bessern werde, vieles abgestellt werde, gibt es doch immer wieder
Feststellungen des Kontrollamtes, die sich, zumindest in der Zeit, seit ich dem
Kontrollausschuss angehöre, wie ein roter Faden durch diese Prüfberichte
ziehen, insbesondere was Mängel in Bau- und Vergabeakten anlangt.
Nun, das ist mir auch nichts Neues. Als Angehörige
einer Kontrolleinrichtung weiß ich aus leidvoller Erfahrung, dass halt nicht
alle Empfehlungen immer umgesetzt werden oder erst sehr spät. Und auch darüber
ist man als Prüfer schon dankbar, wenn überhaupt irgendwann eine Umsetzung
erfolgt.
Aber es gibt auch Positives zu vermelden. Es gab im Jahr
2002 das erste Mal das Instrument des Minderheitsantrages. Wir Freiheitlichen
haben dieses Instrument maßvoll und verantwortungsbewusst eingesetzt. Wir haben
drei Anträge nach § 73 Abs. 6a der Wiener Stadtverfassung
eingebracht, und zwar einen Antrag auf Überprüfung des Verkaufs von
Grundstücken der Gemeinde Wien an die GESIBA und des nachfolgenden Verkaufs der
Stadtvillen an drei SP-Parteimitglieder, auch als Golden-age-Siedlung bekannt,
einen Antrag auf Überprüfung des finanziellen Zustandes des Wiener
Gesundheitssystems und zuletzt einen Antrag auf umfassende Sicherheitskontrolle
der Wiener U-Bahn hinsichtlich allfälliger Gefahr für die Sicherheit und
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