Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 118 von 133
rennen, auch kürzere Einheiten. Es gibt auch eine Staffel,
man kann den Marathon auch zu viert laufen. Die kürzeste Distanz ist nicht ein
Viertel davon, sondern 5,9 Kilometer, glaube ich, oder so etwas Ähnliches.
(GRin Mag Sonja Wehsely: 5,4!) Das schaffen doch die meisten, die vorher
ein Jahr lang trainiert haben.
Diejenigen, für die es ein bisschen schwieriger ist
oder, besser gesagt, für die es momentan leider nicht möglich ist, an diesem
großen Marathon teilzunehmen, das sind die RollstuhlfahrerInnen. Sie dürfen am
Vienna City Marathon leider nicht teilnehmen. Ich möchte dazu eine kleine
Geschichte erzählen:
In New York war das auch lange nicht möglich. Das
gibt es erst seit 2001, dass die RollstuhlfahrerInnen beim „normalen“ – unter
Anführungszeichen - Marathon teilnehmen dürfen. Bereits 1977 - es wird keine
ganz lange Geschichte - hat Bob Hall, typisch amerikanisch, vor Gericht
durchgesetzt, dass er mit seinem Rollstuhl teilnehmen darf. Er hat dieses
Verfahren auch gewonnen. Das war eine Einzelentscheidung, da durfte dann also
einer mitfahren, mitrollen. Im Jahr darauf hat es bereits einen Zweiten
gegeben, der ihm Konkurrenz machen wollte, das war Marty Ball. Er hat
allerdings gewusst, da muss man aufpassen, denn das wollen sie nicht. Er hat
dann unter einem anderen Namen mitgetan, unter dem Namen Jerez, und ist dann
auch zugelassen worden. Es war dann ein langer Kampf, und im Jahre 2001
war es dann endlich so weit: Es durften die RollstuhlfahrerInnen regulär
teilnehmen.
Jetzt wollen wir in Wien nicht heute beginnen, und
wir wollen auch keine Gerichtsverfahren anstrengen müssen, sondern wir GRÜNEN
hätten gerne, dass sich die Stadt dafür einsetzt, dass, so wie es bei vielen
anderen großen Laufveranstaltungen, auch in Österreich, zum Beispiel beim
Halbmarathon in der Wachau, aber auch bei den Marathonläufen in New York, in
Berlin, in Hamburg oder in Mailand möglich ist, im Jahr 2004 der Vienna
City Marathon auch für RollstuhlfahrerInnen zugänglich ist. Ich weiß schon,
dass das natürlich keine Veranstaltung der Stadt Wien ist, aber der Vienna City
Marathon wird sehr gut subventioniert, sage ich einmal, und ist heuer
wesentlich höher subventioniert worden als letztes Jahr, und ein
Mitspracherecht oder ein Hinweis müsste da schon möglich sein. Und ich glaube
auch, dass sich die Veranstalter des Vienna City Marathons das durchaus
vorstellen könnten. Es wäre schön gewesen, wenn es bereits heuer, im EU-Jahr
für Menschen mit Behinderungen, stattgefunden hätte, aber es ist immer noch ein
Erfolg, wenn wir heute beschließen, dass die zuständigen Stellen der Stadt Wien
darauf hinwirken, dass es nächstes Jahr möglich ist.
Ich würde mich freuen, wenn nächstes Jahr am Start
des Vienna City Marathons nicht nur Läufer und Läuferinnen, sondern auch
Rollstuhlfahrer und Rollstuhlfahrerinnen sein könnten, und bringe hiermit einen
entsprechenden Antrag ein, dessen sofortige Abstimmung verlangt wird.
Das war es schon. Ich wünsche allen ein schönes
Lauftraining bis nächstes Jahr. Wir sehen uns beim Marathon! - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Nächster Redner ist Herr GR Dipl Ing Margulies. - Bitte.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich habe mit meinem Redebeitrag bis zum Schluss
gewartet, weil ich immer noch gehofft habe, dass es Aufklärung gibt über Dinge,
die ich schon in der Generaldebatte und auch in der Gesundheitsdebatte
eingebracht habe. Und ich habe mir gedacht, aus Fairness spreche ich jetzt vor
der StRin Laska und nicht nach ihr - was ja theoretisch möglich wäre -, denn
vielleicht gibt es diesbezüglich eine Möglichkeit der Aufklärung, und deshalb
folgende Sache vorweg:
Es wurde nämlich gesagt, es sei Usus, dass die
Opposition aus politischen Gründen gegen den Rechnungsabschluss stimmt. – Ja,
es gibt oft genug politische Gründe, die dafür sprechen, gegen den
Rechnungsabschluss zu stimmen. Aber diesmal haben wir eine Novität: Wir haben
im Bereich der Geschäftsgruppe Soziales einen sachlich falschen
Rechnungsabschluss, einen Rechnungsabschluss, der nicht die wahre finanzielle
Situation, weder der Geschäftsgruppe noch der Stadt Wien in Summe, darstellt.
Und das Vorlegen eines falschen Rechnungsabschlusses vor den Gemeinderat ist
meines Erachtens demokratiepolitisch ein Skandal.
Warum ist dieser
Rechnungsabschluss falsch? - Es geht um 45 Millionen EUR:
45 Millionen EUR, die der Krankenanstaltenverbund in seiner Bilanz
als Forderung gegen die MA 12 ausweist. Weil die MA 12 anscheinend
nicht bereit ist, das sofort zu zahlen, gibt es - richtig im Sinne einer
Unternehmung - eine diesbezügliche Rückstellung über diese 45 Millionen EUR,
die möglicherweise abgeschrieben werden müssten.
Nur: Wie schaut denn das jetzt tatsächlich im
Magistrat der Stadt Wien aus? Wo sind denn diese Eventualverbindlichkeiten der
MA 12 im Rechnungsabschluss aufgeführt, meine sehr geehrten Damen und
Herren, Herr StR Rieder, Frau StRin Laska? – Nirgends! Es wurde keine Rücklage
gebildet für die Eventualverbindlichkeit in der Höhe von
45 Millionen EUR – 600 Millionen S ungefähr -, und das
ist angesichts der Höhe des Budgets der Stadt Wien kein Klacks!
Da erscheint natürlich auch der Brief von Frau StRin
Pittermann an Finanzstadtrat Rieder, in dem sich Frau Pittermann beklagt, es
sei ihr doch Geld versprochen worden und es sei plötzlich nicht mehr da, in
einem ganz neuen Licht!
Und warum fällt denn das erst beim
Rechnungsabschluss 2002 auf, und nicht schon im Jahr 2001 oder im
Jahr 2000? - Ganz klar: weil das Unternehmen Krankenanstaltenverbund
ausgegliedert wurde! Die Finanzierung des Unternehmens Krankenanstaltenverbund
ist ein Betriebskostenzuschuss, es ist ein Investitionszuschuss - und andere
Leistungen, die an die Stadt Wien erbracht werden, werden selbstverständlich
mit der Stadt Wien verrechnet!
Jetzt stellt das für uns als GRÜNE - das sage ich gleich
vorweg - überhaupt kein Problem dar, denn
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