Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 115 von 133
10 Prozent, bei den Entlehnungen zu erreichen. Jetzt
gibt es die Hauptbücherei, und Sie alle kennen die Zahlen: Es gibt eine
großartige neue Welle an Einschreibungen, sehr viele neue Leserinnen und Leser.
Während man bei einem Vergleich mit anderen Büchereien im europäischen Raum
feststellt, dass alle damit kämpfen, dass es unter Jugendlichen einen Knick
gibt, dass diese für den Buch- oder für den Lesebereich wegfallen, ist gerade
da in Wien ein großartiges Plus zu verzeichnen, das mich sehr freut. Es ist
auch eine schöne Sache, dass ganz konkret durch solch eine architektonische und
kulturelle impulsgebende Kraft zur Entstaubung von Büchern beigetragen wurde.
Das ist eine Fortsetzung einer im Vergleich dazu kleinen Aktion wie "Eine
Stadt. Ein Buch.", aber es ist etwas, was in Wien fixer Bestandteil von
Politik sein soll.
Natürlich nützen nicht nur Jugendliche die
Bibliothek, sondern auch Erwachsene. Die Bibliothek ist auch für
Erwachsenenbildung von großer Bedeutung.
Damit zu meinem letzten Punkt: Die Volksbildung ist
nach wie vor der größte Subventionsnehmer. Als ein Punkt sei nur etwa der neue Hauptprojektor
im Planetarium im Prater erwähnt. Das ist etwas, was extra dafür gebaut wurde
und was es ermöglicht, vor allem wiederum Kindern und Jugendlichen einen Zugang
zur Naturwissenschaft zu vermitteln. Wenn Menschen solche Bilder sehen - es ist
wirklich großartig, ich empfehle es allen! -, dann entsteht oft Interesse für
solche Dinge. Der Neubau der Urania ist in diesem Zusammenhang auch zu nennen,
und und und.
Zusammenfassend kann man nur sagen, dass aus unserer
Sicht der Rechnungsabschluss 2002 für diese Geschäftsgruppe ein in Zahlen
gegossener Erfolg ist. Er zeigt, wie viel gemacht wurde, und er zeigt auch
Zusammenhänge auf, die in diesem Zusammenhang für mich recht wichtig sind:
Es gibt für uns gute Gründe dafür, dass Angebote an
und Ausgaben für junge Menschen eine Spitzenposition, auch im internationalen
Vergleich, eingenommen haben. Es gibt gute Gründe, warum hier in Wien neue
Impulse gegen einen Kahlschlag im Bildungssystem gesetzt werden. Und es gibt
gute Gründe, warum Freizeit, Kunst und Kultur von uns für alle zur Verfügung
gestellt werden sollen, und nicht nur für Reiche.
Die Gründe dafür sind, dass wir wollen, dass Menschen
in Wien eine Zukunft haben, dass wir wollen, dass Wien ein Zentrum für
innovative und hochwertige Bildung ist, und dass wir vor allem wollen, dass es
keine soziale Kluft gibt, sondern dass Wien ein Platz für alle ist, wo jeder
gut leben und vor allem auch mitreden und lernen kann.
Das will die Bundesregierung offensichtlich nicht.
Das ist schade. Aber Leute, die finden, dass, wer das Gold hat, die Regeln
macht, Leute, die finden, dass es total normal ist, dass man sich mehrere
hunderttausend Euro für Selbstdarstellung zahlen lässt - ob gegen eine
Gegenleistung oder nicht -, Leute, die Millionen, zig Millionen ausschließlich
für Selbstdarstellung ausgeben, aber natürlich auch Leute, die mit einem
Monatseinkommen von über 15 000 EUR, wenn gerade nichts los ist, um
billige Schuhe feilschen - solche Leute haben den Kontakt zu den Menschen
vollends verloren und solche Leute können in Wien und in Österreich keine
Politik machen, und das ist traurig.
Wir haben versucht, dazu ein Gegenmodell zu
verwirklichen. Da ist vieles gelungen, und das ist im Rechnungsabschluss
nachvollziehbar. Dies war vor allem auch dank der großartigen Mithilfe der
vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich. Seitens unseres Klubs möchte
ich daher auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsgruppe sehr
herzlich für ihre Arbeit danken.
Ich bitte, bevor ich eine gute Nacht wünsche, noch um
Ihre Zustimmung - vielleicht erweitern wir ja noch den Kreis derjenigen, die
dem Rechnungsabschluss für diese Geschäftsgruppe zustimmen. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste ist Frau StRin Mag Vassilakou zum Wort gemeldet.
StRin Mag Maria Vassilakou: Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Verehrte Damen und Herren!
Ich möchte kurz drei Beispiele ausführen, die meines
Erachtens durchaus bezeichnend für den Umgang im Sozialressort sind und die
mich - das gebe ich offen zu – im Jahr 2002 auch ziemlich verärgert haben.
Das Besondere daran ist meines Erachtens, dass es bei all diesen drei
Beispielen in Wahrheit, zumindest aus Sicht der SPÖ, gar nichts zu diskutieren
geben müsste.
Das erste Beispiel - ich habe es auch bereits in der
Integrationsdebatte ausgeführt - betrifft das Thema Sozialhilfe für alle
Wienerinnen und Wiener, ungeachtet ihrer Staatsbürgerschaft. Konkret geht es um
eine ururalte Forderung der GRÜNEN - die mittlerweile meines Wissens aber auch
von der Sozialdemokratie geteilt wird, die auch im Programm der SPÖ bei der
letzten Wiener Wahl verankert war und deren Erfüllung auch mehrfach angekündigt
worden ist -, nämlich um die Forderung der Gleichstellung aller Wienerinnen und
Wiener, ungeachtet ihrer Staatsbürgerschaft, beim Bezug der Sozialhilfe.
Was ich hier in der Hand
halte - Sie sehen, das ist ein ziemlich dicker Stoß von Unterlagen -, das sind
die Anträge der GRÜNEN, die wir diesbezüglich gestellt haben, und zwar allein
seit jenem Zeitpunkt, zu dem von Seiten der SPÖ das offizielle Bekenntnis
abgegeben wurde: Ja, wir bekennen uns dazu, wir wollen das Sozialhilfegesetz
novellieren und wollen die Gleichstellung von Zuwanderern ohne österreichische
Staatsbürgerschaft mit den österreichischen Staatsbürgern endlich auch
gesetzlich verankern. Das sind insgesamt sieben Anträge; meine Kollegin Susanne
Jerusalem hat heute den achten eingebracht. Von diesen sieben Anträgen sind
zwei im Jahr 2001 gestellt worden und drei allein im Jahr 2002.
Heute, wie gesagt, kommt der erste Antrag für 2003.
Was ich besonders ärgerlich finde, ist, dass es bei all
diesen sieben Anträgen stereotyp dieselbe Antwort gegeben hat. Es hat immer
geheißen: Ja, das wird gemacht, ja, wir bekennen uns dazu, dass es das geben
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular