Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 112 von 133
dem Kontrollamt, zwei
Prüfberichten des Kontrollamtes widmen. Ich schicke gleich Folgendes voraus:
Ich meine, dass wir die Kontrollamtsberichte, die in den jeweiligen
Fachausschüssen auch zu beraten wären, auch dort formell beraten sollten - und
dass wir nicht nur hier zusammengezogen am Ende der Rechnungsabschlussdebatte
zu später Stunde davon formal Kenntnis nehmen sollten, sondern das auch im
Detail durchgehen sollten. Es gibt in diesen Berichten nämlich durchaus das
eine oder andere wirklich Lesenswerte. Ich habe mir jetzt einen Bericht
herausgenommen, bei dem es, zugegebenermaßen, nicht um die großen Summen, um
die großen Dinge geht, aber er zeigt ein Sittenbild der Wiener Schulverwaltung
und wie man hier mit gemeinsamem Vermögen umgeht.
Es geht
dabei um die Reinigungsutensilien, die den Schulen, konkret den Schulwarten,
zur Verfügung gestellt worden sind. Da hat das Kontrollamt stichprobenartig
überprüft und festgestellt, dass bei rund zwei Drittel der überprüften Schulen
die Soll-Bestände mit den Ist-Beständen nicht übereinstimmen. Es gab also bei
zwei Drittel der Schulen ordentliche Abweichungen. Es war nicht so, dass
irgendwo, ich weiß nicht, ein Staubtüchel gefehlt hat, nein, das ging ganz
massiv ins Geld. Es handelte sich um durchaus stattliche Gerätschaften, die an
ihrem Platz nicht zu finden waren.
Das
Kontrollamt schreibt beispielsweise im Zusammenhang mit diesen Überprüfungen,
dass man dem Kontrollamt mitgeteilt hat, dass fehlende Geräte zwar im Prinzip -
Radio Eriwan, schau herab! - in der Schule wären, aber deshalb nicht
vorgewiesen werden könnten, weil sie gegenwärtig im privaten Bereich genützt
werden!
Das ist
natürlich eine sehr bequeme Angelegenheit. Ich weiß zwar nicht, für welche
privaten Zwecke diese Geräte da verwendet werden, es sind ja auch die
Schulwarte nicht befragt worden, und es ist auch nicht so, dass man vorhätte,
in Zukunft seitens des Dienstgebers, der MA 56, mit den Schulwarten zu
sprechen, sondern - Gewerkschaft sei vor! -: Das Gespräch wird mit den Vertretern
der Personalvertretung geführt. - Also man spricht nicht mit den Schulwarten
und sagt: Freunde, bitte es gibt eine Dienstanweisung an euch, wo klar drinnen
steht, dass ihr das nicht tun dürft!, sondern nein, es wird mit den Vertretern
der Personalvertretung gesprochen und gesagt: Geh, seid doch bitte so
freundlich und sagt vielleicht gelegentlich einmal den Schulwarten, dass sie
das nicht tun sollen.
Und weil
wir immer wieder hören, dass von einer Mangelverwaltung gesprochen wird: Also
an den städtischen Schulen herrscht an Gerätschaften kein Mangel! Da kann man
der Stadt Wien wirklich gratulieren: Die städtischen Schulen werden mit
Reinigungsgeräten ausgerüstet, es herrscht kein Mangel, denn man hat zum
Beispiel an Schulen Kehrmaschinen, Hochdruckreiniger und Staubsauger im
originalverpackten Zustand, offensichtlich seit längerer Zeit lagernd,
gefunden.
Das ist
eigentlich auch interessant: Da werden Gerätschaften angefordert, die man dann
gar nicht braucht. Man stellt sie in den Keller - der Steuerzahler zahlt es.
Die Schulwarte zieht man nicht zur Rechenschaft, sondern man hält mit der
Personalvertretung Rücksprache und sagt: Na ja, man sollte mit denen doch
einmal reden. - Die MA 56 verteidigt sich dann damit, dass laufend neue
Erfahrungen im Umgang mit der Reinigung gewonnen werden und daher
dementsprechende Adaptionen eben im Laufe der Zeit notwendig werden.
Eine
dieser Adaptionen - und damit komme ich zum Schluss - ist dann die Idee
gewesen, dass man solche Reinigungsarbeiten eben an andere Firmen vergibt. Wenn
es schon im eigenen Bereich nicht funktioniert, dann vergibt man es eben an
andere Firmen. Das Ergebnis ist ein weiterer Prüfbericht des Kontrollamtes - so
stark -, der wiederum nachweist, dass es auch dann nicht funktioniert hat, als
man es vergeben hat.
Also,
meine Damen und Herren von der SPÖ, denken Sie daran, wann immer Sie beginnen,
hier gegen den Bund zu polemisieren: Sie sollten zuerst einmal Ihre
Hausaufgaben machen, Ihren eigenen Verwaltungsbereich in Ordnung bringen und dafür
sorgen, dass Sie mit dem Geld verantwortungsbewusst umgehen. Solange Sie uns
diesen Nachweis nicht erbringen - und Sie haben ihn nicht erbracht -, werden
wir Ihrem Rechnungsabschluss nicht zustimmen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR
Wutzlhofer. - Bitte.
GR Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und
Herren! Da Kollege RUDOLPH soeben eindringlich davor gewarnt hat, dass im
weiteren Verlauf der Debatte Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten damit
beginnen werden, gegen die Bundesregierung zu polemisieren, und ich damit
beginnen möchte, gegen die Bundesregierung zu polemisieren, habe ich natürlich
einen kurzen Erklärungsbedarf. (StR
Johann Herzog: Haben Sie zu argumentieren!) - Argumentieren. - Ich werde
das schon machen, keine Sorge!
Mein
Vorredner hat zuerst gesagt, die Bundesregierung sei im Zusammenhang mit dem
Wiener Rechnungsabschluss deshalb außer Obligo, weil sie ja nur spare, damit
die Maastricht-Kriterien eingehalten werden (GR Kurth-Bodo Blind: Wegen der
Schulden! Eure Schulden sind das!), und das habe deshalb alles keine
Relevanz für Wien.
Dazu
möchte ich nur ganz kurz – denn wir sind jetzt nicht in einer
wirtschaftspolitischen Debatte – Folgendes festhalten: Erstens, die
Bundesregierung spart nicht, sondern sie macht neue Schulden - trotz der
höchsten Abgabenquote in der Zweiten Republik und trotz Totalausverkaufs.
Und
zweitens - aber darum geht es -: Die Bundesregierung macht nicht, irgendwie dem
Spargedanken zufolge, vielleicht gerechtere Politik, sondern sie betreibt
beinharte Umverteilung und trifft damit in vielen Dingen Wienerinnen und
Wiener. Und dort, wo sie das tut, ist das natürlich auch Bestandteil von
Debatten im Wiener Gemeinderat.
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