Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 106 von 133
geschröpft werden. Wir haben letztes Jahr beschlossen, dass
Personen, die unter 1 000 EUR verdienen, gar keinen Besuchsbeitrag
mehr zahlen. Wir sehen jetzt auch - und damit komme ich wieder zum Beginn
meiner Rede und zum Beginn der von Ihnen richtigerweise angeführten Situation
in diesem Land -, dass aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation die
Menschen immer weniger Besuchsbeiträge zahlen, weil sie immer geringere
Einkommen haben. Das heißt, von unserer Drittel-Drittel-Drittel-Variante, die
gut, richtig und sinnvoll ist, rutschen wir langsam weg, weil die Menschen sich
das nicht mehr leisten können, da ihre Einkommen zu niedrig sind. Das ist der
wesentliche Grund. (GR Johann Römer: Es gibt noch einen anderen Grund! Weil
die in voller Zahl abgeschoben worden sind zu den Kinderfreunden!)
Der nächste Punkt, der offensichtlich an Ihnen
vorübergegangen ist, ist, dass niemand irgendwohin abgeschoben wird - Zitat
Römer, nicht meine Aussage -, da wir nämlich, und das dürfte an Ihnen
vorübergegangen sein, den Leistungszukauf durchführen. Das heißt, wenn jemand
bei den Kinderfreunden einen Platz haben will - weil Sie das Beispiel gebracht
haben - und hier nach unseren Richtlinien förderungswürdig ist, dann bekommt er
auch im Gemeinnützigen die Förderung. So ist die Tatsache, ob Sie das jetzt zur
Kenntnis nehmen wollen oder nicht.
Kollege Strobl! Du hast eine Studie angeführt, in der
herausgekommen ist, dass es wichtig ist, dass die Kinder vor der Schule Deutsch
lernen und dass insbesondere das letzte Jahr vor der Schule von Relevanz ist.
Jawohl, ich habe auch nie gehört, dass das irgendjemand bestritten hat. Genau
deswegen machen wir ganz konkret mit dem Integrationsfonds, mit verschiedenen
Vereinen Aktivitäten, dass möglichst viele Kinder von Migrantinnen und
Migranten in den Kindergarten gehen, dass sie insbesondere im Jahr vor der
Schule in den Kindergarten gehen. Aufgrund der sozialen Staffelung, die ich
vorhin gerade angesprochen habe, müssen diejenigen, die ein zu geringes
Einkommen haben, auch nichts dafür bezahlen. Ich bin persönlich auch der
Meinung, dass es hier wichtig ist, dass das einkommensabhängig ist. Ich glaube
nicht, dass jemand nur deshalb, weil er Migrant ist, grundsätzlich nichts
zahlen soll, sondern die Personen, die Wienerinnen und Wiener, egal wo sie
geboren sind, und egal welche Staatsbürgerschaft sie haben, sollen, wenn sie
wenig Geld haben, nichts für den Kindergartenplatz bezahlen. Dafür garantieren
wir hier in der Stadt. (Beifall bei der SPÖ.)
Ein letzter Punkt zum Kinderbetreuungsgeld: Herr
Kollege Römer, Sie haben jetzt wieder angeführt, dass hier von der
Sozialdemokratie und von der Gewerkschaft geunkt wurde, wie Sie gesagt haben,
dass es sich dabei nur darum handelt, dass die Frauen zu Hause bleiben sollen
und dass das gar nicht stimmt. Es ist das Problem, dass Sie einfach verkennen,
dass Wien super ist, dass Wien anders ist, aber dass Wien leider nicht
Österreich ist.
Ich möchte daher kurz aus einer WIFO-Studie zitieren,
die vor eineinhalb Monaten herausgekommen, ist mit dem Titel "Auswirkungen
der Kindergeldregelung auf die Beschäftigung von Frauen mit Kleinkindern".
Das Ergebnis dieser WIFO-Studie ist: Da wurde untersucht, wie der
Wiedereinstieg bei Frauen ist, die Kinder im Alter von 27 Monaten, also
zweieinviertel Jahren haben. Das Ergebnis ... (GR Ing Herbert RUDOLPH: Da
ist aber mehr untersucht worden!) Das ist ein wesentliches Ergebnis, und
ich werde Ihnen dann auch die Schlussfolgerung sagen. (GR Ing Herbert
RUDOLPH: Das ist nur ein schmales Element der Studie!)
Das Ergebnis dieser Studie ist, dass bisher Mütter
von Kindern im Alter von 27 Monaten zu 54 Prozent wieder in den Beruf
eingestiegen sind, dass jetzt, mit dem Kinderbetreuungsgeld, die Mütter von
Kindern mit 27 Monaten nur noch zu 35 Prozent wieder einsteigen und
dass die Zahl der Männer, die sich der Familienarbeit widmen, von bisher
2,5 Prozent auf 2 Prozent zurückgegangen ist. (GR Ing Herbert
RUDOLPH: Dann müssen Sie auch die Zahl derjenigen kennen, die in Beschäftigung
gewesen sind!)
Wenn ich hier nur kurz die Schlussfolgerungen aus
dieser Kopie der Studie zitieren darf - ich zitiere: "Das
Kinderbetreuungsgeld hat das Karenzgeld abgelöst. Es soll Müttern und Vätern
eine bessere finanzielle Absicherung während der ersten Lebensjahre des Kindes
bieten und den Eltern eine größere Wahlfreiheit bei der Betreuung der Kinder
und ihrer Erwerbsbeteiligung eröffnen. Frauen soll damit ein rascherer
Wiedereinstieg ins Berufsleben ermöglicht werden, die Betreuungsaufgaben sollen
zwischen den Eltern fairer verteilt werden. Zu diesem Zweck wurde der Kreis der
Anspruchsberechtigten gegenüber der Karenzgeldregelung ausgeweitet. Die
mögliche Bezugsdauer wurde um ein Jahr verlängert und die
Zuverdienstmöglichkeiten während des Leistungsbezugs deutlich erhöht."
Jetzt die Schlussfolgerung der Studienautoren:
"Die ersten empirischen Befunde weisen darauf hin, dass die Neuregelung zu
den Zuverdienstgrenzen nur eine kleine Gruppe von Frauen zur rascheren
Wiederaufnahme der Berufstätigkeit nach der Geburt eines Kindes veranlasst.
Wesentlich stärker wirkt der beschäftigungshemmende Effekt aus der Verlängerung
der möglichen Dauer des Leistungsbezugs. Insbesondere Frauen, die jung ein Kind
zur Welt bringen, Frauen mit mehreren Kindern und Frauen mit geringen
Arbeitsentgelten ziehen sich nun längere Zeit aus dem Erwerbsleben zurück. Im
Gegenzug zur längeren Inanspruchnahme von Karenz- und Kinderbetreuungsgeld
durch die Mütter sinkt die Inanspruchnahme durch die Väter. Damit wurde bisher
weder das Ziel einer Ausweitung der Beschäftigung von Frauen mit kleineren
Kindern erreicht, noch das einer faireren Aufteilung der Betreuungsarbeit
zwischen den Eltern." - Zitat Ende. Kein Zitat aus einer SPÖ-Zeitung,
sondern aus einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Damit möchte ich mich
bedanken bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Magistrats, die zu
diesem in sehr schwierigen Zeiten doch sehr guten
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