Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 103 von 133
Abschluss möchte ich eine Sache nochmals erwähnen, weil sie
so demaskierend ist; sie wurde schon einmal angesprochen. Als das
Kinderbetreuungsgeld eingeführt wurde, haben sich vor allem die
sozialdemokratischen Frauen dauernd darüber echauffiert, wie fürchterlich das
ist: Das bedeutet zurück an den Herd, das ist den Frauen gegenüber
fürchterlich, et cetera. Wir haben das immer bestritten und gesagt, dass das
Gegenteil der Fall ist. Wir sagen: Vielleicht bleiben ein paar zu Hause, das
ist ohne weiteres möglich und wahrscheinlich auch logisch, aber in Wirklichkeit
geht es darum, dass die Familien das Geld bekommen und selbst entscheiden
können, wie sie ihre Kinderbetreuung organisieren. Aber trotzdem ist das nur
vernichtet worden, von den Gewerkschaften, der Wiener SPÖ et cetera: Frauen
werden nur noch benachteiligt, zurück an den Herd und so weiter.
Dann kommt die Frau Vizebürgermeisterin, geht selbst
an die Öffentlichkeit und sagt: Man sieht, das Kinderbetreuungsgeld hat
überhaupt nichts gebracht, Wien hat sogar einen erhöhten Bedarf an
Kinderbetreuungseinrichtungen. Na, sind wir klass! (GRin Mag Sonja Wehsely:
... nicht erklärt!) Entschuldigung, ich kann auch lesen, genau das ist es
gewesen. (GR Harry Kopietz: Falsch interpretiert! - Weitere Zwischenrufe bei
der SPÖ.) Ich interpretiere die Frau Vizebürgermeisterin nicht, das würde
ich mir nicht anmaßen, sondern ich kann nur das sagen, was ich darüber gelesen
habe. (GR Mag Hilmar Kabas: Da muss man nicht Professor sein!)
Daher kann man sagen: Alle diese Befürchtungen, die
hier an die Wand gemalt wurden, haben sich nicht bewahrheitet! Im Gegenteil,
die Familien haben offensichtlich so entschieden, wie wir es erwartet haben,
nämlich so, wie sie wollten, ohne sich durch irgendwelche Vorgaben einschränken
zu lassen. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube,
dieser Bereich des Rechnungsabschlusses 2002 hat gerade in unserer
Geschäftsgruppe viele Facetten. Ich möchte nur wiederholen, das für uns - weil
es hier rein ums Geld geht - in nächster Zeit zu Reformierende ist sicherlich
die Subventionsvergabe. Ich glaube, wir alle sollten mit gutem Gewissen sagen
können: Da stimmen wir zu, oder da stimmen wir nicht zu. Vor allem geht es um
eine alte Forderung der Opposition. Es ist wirklich unerklärlich: Wir sollen
dauernd über Subventionen abstimmen, wissen aber nicht, welche Subventionen
auch beantragt wurden und von Beamten schon im Vorfeld ausgeschieden worden
sind.
Ich glaube, das ist in Wirklichkeit keine Sache, die
sich ein Abgeordneter, ein Gemeinderat dieses Hauses gefallen lassen sollte.
Entweder ist er für einen Entscheidungsprozess notwendig, oder man lässt ihn
überhaupt gleich draußen. Ich glaube, solange es so weitergeht wie jetzt, dass
wir hier in Wirklichkeit nur ganz kleine Teilbereiche von diesen zig Millionen
Euro sehen, die vergeben werden, solange kann man in Wirklichkeit kein gutes
Gewissen haben, wenn man diese Akten zur Abstimmung vor sich liegen hat.
In diesem Sinne glaube ich, dass der
Rechnungsabschluss 2002 im Sozialbereich, also für unseren Ausschuss, auch kein
guter ist und dass keine Veranlassung besteht, diesem Rechnungsabschluss aus
unserer Sicht zuzustimmen. Wir werden daher auch ablehnen. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Wehsely.
GRin Mag Sonja Wehsely (Sozialdemokratische
Fraktion des Gemeinderats und Landtags): Schönen guten Abend, sehr geehrte
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Um über den Rechnungsabschluss unserer Geschäftgruppe
zu debattieren, ist eines wichtig - wie Herr Kollege Römer soeben gesagt hat -:
Man muss der Sache auf den Grund gehen. Um der Sache auf den Grund zu gehen,
muss man sich natürlich anschauen - gerade bei der Geschäftsgruppe, die in der
Sozialpolitik eine ganz besonders wichtige Rolle spielt, und zwar nicht nur,
weil das Sozialamt in der Geschäftsgruppe ist, sondern weil das alles Bereiche
sind, die Menschen sehr stark betreffen -, wie die bundespolitischen
Rahmenbedingungen sind. Diese möchte ich kurz beleuchten.
Kurz zusammengefasst - und das haben wir bereits in
der Generaldebatte festgestellt, insbesondere die Rednerinnen und Redner meiner
Fraktion - kann man sagen, dass die Lage schlecht ist und dass die Lage von
Kürzungen geprägt ist, ob das die Arbeitsmarktpolitik ist, wo sich eine hohe
Arbeitslosigkeit natürlich niederschlägt, ob das der Bildungsbereich ist, wo es
- und darauf wird Kollege Wutzlhofer noch näher eingehen - insbesondere im
Pflichtschulbereich Kürzungen gegeben hat, wo es aber auch massive Kürzungen im
Bereich der Erwachsenenbildung gegeben hat; ob es - Kollege Römer, ich gehe
später noch darauf ein - um den Bereich der Kinderbetreuung geht, wo nicht
gekürzt wurde, und zwar deshalb, weil man von nichts nichts kürzen kann - es
gibt ja bereits seit dem Jahr 2001 keinen einzigen Cent mehr für
Kinderbetreuung aus dem Bundesgeld -; ob es um Kürzungen im Jugendbereich geht;
ob es darum geht - und das ist noch überhaupt nicht angesprochen worden -, dass
die Kostenübernahme für die Zivildiener auf die Träger natürlich, wenn wir
weiterhin Zivildiener in unseren Organisationen beschäftigt haben wollen, das
Land trifft, weil es früher vom Bund finanziert wurde; ob es - wenn Sie jetzt
hier von Ausbildungsverbünden sprechen - darum geht, dass die Lehrlingsstiftungen,
die wirksamste Methode gegen Jugendarbeitslosigkeit, abgeschafft worden sind.
Dann kann man sagen, dass die Situation hier sehr schlecht ist.
Wir haben in Wien in diesem Bereich, was die jungen
Menschen - insbesondere die 15- bis 18-Jährigen - betrifft, seit 2001
12,8 Millionen EUR investiert und haben damit auch erreichen können,
dass die Arbeitslosigkeit im Bereich der 15- bis 18-Jährigen um
1,2 Prozent gesunken ist, im Gegensatz zur Situation im Bund, wo sie um
über 8 Prozent gestiegen ist. Aber das ist kein Wunder bei einem
Arbeitsminister, der sich seinem Schuhkauf offenbar mehr widmet als der
Situation der jungen Menschen in dem Land.
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