Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 99 von 133
Erwartungen für die Schullaufbahn ergeben.
Was machen Sie? - Sie beschränken sich auf
Alibimaßnahmen mit Vorlaufgruppen. Sie schicken zehn Wochen lang für sechs
Stunden pro Woche Vorschüler in einen Kurs und glauben, dass damit die
Sprachbarrieren für den Eingangsbereich gelöst werden können. - Gehen Sie
einmal hinaus in die Wiener Pflichtschulen, in die Wiener Volksschulen, in die
ersten Klassen, und hören Sie sich das Leid der Lehrerinnen und Lehrer dort an!
Von integrativen Erfolgen im Hinblick auf diese Vorlaufgruppen kann Ihnen
wahrscheinlich niemand berichten. Alle haben das gleiche Problem, dass
ausgerechnet im Schuleingangsbereich mindestens zwei, drei weitere Lehrer zum
Einsatz kommen müssen, um den Schülern im Laufe der ersten vier Schuljahre die
deutsche Sprache halbwegs beizubringen.
Das ist eine Tragödie, weil Sie ganz einfach die
Augen aus parteipolitischem Kalkül verschließen. Sie könnten ja genauso gut
sagen: Das ist eine gute Idee - wir haben das sogar selbst bestätigt -, daher
machen wir es, auch wenn die Idee von der ÖVP kommt! - Das ist doch keine
Schande, meine Damen und Herren, wenn man so agiert und argumentiert. Aber
einfach zu sagen: Nein, wir machen es nicht, denn wir glauben, wir haben mit
unseren dogmatischen und, ich würde einmal sagen, auch ideologischen
Überlegungen immer Recht!, das ist eben die Überheblichkeit einer
Mehrheitsfraktion in diesem Hause. Angesichts dessen muss man dann auch sagen:
Es ist schade um viele gute Ideen!
Meine
Damen und Herren! Ich darf unsere Kritik wie folgt zusammenfassen: Sie haben
kein Konzept, keine Planung für den Sport. Sie haben kein Konzept, keine
Planung für die Schulentwicklung. - Ich könnte Ihnen da noch eine Geschichte
erzählen, nur damit Sie einmal sehen, dass die SPÖ an der Basis ganz anders
denkt als Sie hier in diesem Hause. Das ist mir jetzt noch wichtig, dass ich
das noch kurz erwähne:
Am
Donnerstag wird es in einem Wiener Bezirk – es ist ein SPÖ-Mehrheits-Bezirk -
einen Antrag aller Fraktionen geben. In diesem Antrag heißt es konkret:
"Eine
Reihe überalterter und kaum erweiterbarer Pflichtschulstandorte des Bezirks
steht einem dynamischen Wachstum an den Bezirksrändern gegenüber. Weiters sind
Schülerzahlen aus demographischen und schulpolitischen Gründen hohen
prognostischen Schwankungsbreiten unterworfen." - Volksschulknick,
Hauptschulanteile, Ganztagsschulformen. - "Da bei einigen Schulen des
Bezirks Generalsanierungen und Schulneubauten anstehen, sollen zur Vermeidung
von Fehlinvestitionen sowohl zu Lasten des Bezirks als auch des Zentralbudgets
klare Zukunftsvorstellungen und Rentabilitätszeiträume die Investitionen in die
Schulstandorte leiten."
Meine Damen und Herren! Das ist ein Antrag, der von
allen Fraktionen gutgeheißen wird und übermorgen in einem Wiener SPÖ-Bezirk
beschlossen werden wird. Nehmen Sie sich das zu Herzen und kommen Sie doch
endlich einmal drauf, dass man Politik am besten so gestaltet, dass man vorher
plant und ein gutes Konzept dazu hat!
Da Sie ein solches nicht haben, können wir diesem
Rechnungsabschluss auch nicht unsere Zustimmung geben. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Römer. Ich erteile es ihm.
GR Johann Römer (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Frau Vizebürgermeisterin! Werte
Kolleginnen und Kollegen!
Der Rechnungsabschluss für das Jahr 2002 weist
in einigen Bereichen, bei einigen Haushaltsstellen eklatante Unterschiede
gegenüber dem Entwurf aus, und es stellt sich natürlich die Frage: Warum kommt
es so weit?
Ich gehe davon aus, dass man oder dass die Wiener SPÖ
oder dass viele die hohe Überschreitung zum Beispiel bei der
Haushaltsstelle 4110 schon im Vorhinein befürchtet haben, weil man gewusst
hat, dass mehr aus den Sozialtöpfen gefordert werden wird. Es ist dann immer
leicht - und das wird ja gerade von in der Sozialpolitik tätigen
Sozialdemokraten immer wieder gemacht, wenn dieses Thema zur Sprache kommt -,
die ganze Schuld daran auf die Bundespolitik zu schieben, denn das ist das
Einfachste, was es gibt. Natürlich, wenn ich davon ausgehe, dass Sozialhilfe subsidiär
ist, dann ist das schon richtig, aber es ist vielleicht doch wichtiger, den
Ursachen auf den Grund zu gehen.
Die Ursachen wurden ja gestern breitest, würde ich
sagen, in diesem Hause debattiert. Es wurde in vielen Debatten aufgezeigt, dass
verfehlte Wirtschaftspolitik, verfehlte Investitionspolitik oder fehlende
Investitionspolitik (GR Johann Driemer: Genau! Genau!) dazu geführt
haben, dass Wien auch im Rechnungsabschlussjahr 2002 und auch bis heute
Schlusslicht geblieben ist. Da kann man nicht immer sagen, dass das alles der
Bund verursacht habe, sondern es hat hier, wie gestern, so glaube ich,
ausgiebig bewiesen worden ist, auch die Gemeinde Wien, die Verwaltung unserer
Stadt einen ganz großen Anteil daran. Immerhin müssen wir ja zur Kenntnis nehmen,
dass Wien im Vorjahr insgesamt 12 000 Arbeitsplätze verloren hat, und
diese Entwicklung kann man wohl kaum dem Bund alleine zuschreiben, sondern man
muss auch darüber nachdenken, wieso das in Wien so ist.
Wenn man gestern aufgepasst hat und gehört hat, wie
ein Kollege lange darüber gesprochen hat, dass im 19. Bezirk im Bereich
Forschung und Betriebsgründung nichts passiert, oder wenn man unsere Forderung,
in Wien endlich eine gescheite Technologiepolitik zu betreiben, die auch
Arbeitsplätze bringt, beachtet, dann weiß man schon, woran es hier mangelt. Und
wenn man dann im Rechnungsabschluss noch feststellt, dass an die
10 Millionen EUR für Maßnahmen im Arbeitsmarktbereich nicht einmal
verbraucht worden sind, dann muss man sich schon die Frage stellen, ob hier
wirklich alles versucht wurde, um Menschen einen Beruf zu geben beziehungsweise
sie im Arbeitsleben halten zu können.
Dies ist ganz einfach wichtig, und das wissen wir auch alle,
weil die subsidiäre Sozialhilfe, für die wir zuständig sind, ja nur dann
notwendig ist, wenn Menschen
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