Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 133
ausreichend Vorsorge zu treffen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Wie sieht es denn im Bereich
der Lehrer konkret aus? - Wir haben gestern von den GRÜNEN heftige Kritik
dahingehend gehört, dass wegen dieser bösen Bundesregierung angeblich im
Pflichtschulbereich so grauslich eingespart werden müsse. Nun darf ich Ihnen
vielleicht anhand folgender Zahlen ein bisschen auf die Sprünge helfen:
Tatsächlich müssen im Hinblick auf den Finanzausgleich diesbezüglich Maßnahmen
erfolgen, aber - ich sage das immer ganz gerne in Parenthese dazu, weil das
gerne vergessen wird -: Der Finanzausgleich war keine Maßnahme dieser
Bundesregierung, denn diese kann alleine keinen Finanzausgleich machen. Der
Finanzausgleich funktioniert nur mit den Ländern, mit den Landeshauptleuten.
Und auch wenn Sie hundertmal behaupten, der Herr Bürgermeister hätte beim
Unterschreiben ein Hexenkreuz gemacht und daher gelte die Unterschrift
vielleicht gar nicht: Es war seine Unterschrift! Und es ging dabei um Maßnahmen
auf Kosten ganz anderer Bereiche - nämlich im Konkreten der Wohnbauförderung -,
die die Länder aber nicht haben wollten, und daher haben sie beim Personal
gespart.
Jetzt sage ich Folgendes: Es gibt ganz genaue
Maßzahlen, die festlegen, auf wie viele Schüler ein Lehrer im
Volksschulbereich, im Hauptschulbereich und in den allgemein bildenden
Sonderschulen kommt. Diese Zahlen gelten für ganz Österreich, und sie wurden
ausverhandelt im Hinblick darauf, dass zum Beispiel Ballungsgebiete wie Wien
ganz andere Probleme haben, auf Grund vieler Ausländer, auf Grund vieler
anderer Religionsbekenntnisse, auf Grund anderer Verhaltenssituationen im
ganztägigen Schulbereich et cetera, dass dafür aber wiederum im ländlichen
Bereich kleine Schulen, Dorfschulen erhalten bleiben sollen, um auch hier für
den Bürger eine gewisse positive Situation vor Ort zu schaffen. All das ist
möglich, nur, meine Damen und Herren, sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin:
Das hat mit der Bundesregierung nichts zu tun. Das sind ausschließlich Sie hier
in Wien!
Ich nenne Ihnen noch eine Zahl: Es gibt in Wien knapp
über 3 000 Volksschulklassen. Es gibt aber in Wien
6 400 Volksschullehrerinnen und -lehrer. Was heißt das zu Deutsch? - Sie
entscheiden in Wien, wie Sie diese Lehrer einsetzen. Und wenn Sie sagen, ich
habe lieber 30 Kinder in der Klasse und stelle dafür zwei oder drei Lehrer
in die Klasse, dann ist das eine politische Entscheidung, die Wien trifft. Es
könnten aber genauso gut nur 20 Kinder in einer Klasse sein, wenn ich
jeden Lehrer tatsächlich in eine Klasse stelle.
Also tun Sie nicht so, als hätte das mit der
Bundesregierung irgendetwas zu tun! Das, was die Bundesregierung geschaffen hat
- und das ist auch gut so -, ist die Situation, dass es einen einheitlichen
Kataster und ein einheitliches Rechensystem des Lehrer-Schüler-Verhältnisses
gibt. Und ich kann Ihnen gerne sagen, wie die Zahlen aussehen, auch
international:
Wir haben im Schulbereich zweifelsohne eine ganz
tolle Situation: Wir haben in Österreich 14,3 Schüler auf einen Lehrer. Im
internationalen Durchschnitt der Industrienationen, also OECD, sind es 17,7.
Dass Österreich da irgendwo sozusagen am unteren Ende der bildungspolitischen
Maßnahmen steht und furchtbare Grauslichkeiten passieren, stimmt schlicht und
einfach nicht! Entscheiden Sie also bitte selbst, was Sie in Wien wollen, und
hören Sie auf, mit diesen Fragen Wahlkampf zu betreiben, der ohnedies schon
lange vorbei ist. Machen Sie Ihre Hausaufgaben in Wien, kümmern Sie sich um die
Wiener Situation!
Ich darf Ihnen noch Folgendes schildern, als Beispiel
dafür, was Ihnen nämlich passiert ist: Wir sind durch Zufall jetzt erst
informiert worden und draufgekommen, dass bei der MA 2 und bei der
MA 6 rund 400 Lehrerdienstposten falsch verrechnet wurden -
Lehrerdienstposten, die angegeben wurden, die es aber hier in Wien gar nie
gegeben hat. Der Bund hat daraufhin gesagt: Freunde, so geht das nicht, eure
Zahlen stimmen nicht überein!, und hat im letzten Quartal einmal die Zahlungen
eingestellt. Das hat - zu Recht - die MA 56 sehr nervös gemacht. Dann hat
man zu suchen begonnen, und jetzt ist man draufgekommen.
Wenn es nun auf Grund eines Rechenfehlers in der
MA 2 und in der MA 6 rund 400 virtuelle Lehrer gibt – 400 sind mir
schon bekannt, aber es sind sicher mehr als 400 - und jetzt ein
Einsparungspotential von 340 Lehrern in Wien realisiert werden soll, dann
bleiben ja locker 60 Lehrer als positiver Saldo übrig! (Ironische
Heiterkeit und Zwischenrufe bei Gemeinderäten der SPÖ.) - Sie aber erklären
tatsächlich, durch die Strukturmaßnahmen und Kürzungen werde es in Wien weniger
Lehrer geben!
Wir werden uns das im Herbst sehr genau anschauen. Es
hat bis jetzt jede Prognose, die Sie abgegeben haben, nicht gestimmt. Wir haben
voriges Jahr über 200 Junglehrer neu eingestellt. Wir haben vorvoriges
Jahr, als Sie groß in den Schulen trompetet haben, was alles gerade an
Grauslichkeiten passiert sei, 340 Junglehrer neu eingestellt. - Also,
meine Damen und Herren von der SPÖ, hören Sie auf mit dem ewigen
Wahlkampfgetöse! Kümmern Sie sich um die Dinge, die Sie zu Hause hier in Wien
ordentlich erledigen können, und achten Sie darauf, dass die Magistratsabteilungen
nicht fehlerhaft abrechnen und dadurch alle in Schwierigkeiten bringen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Nun noch ein allerletzter Punkt, ein
Thema, das eigentlich auch – anders, als man es vielleicht glauben könnte, weil
wir es heute auch schon in anderer Form heftig diskutiert haben – zum Kapitel
Integration gehört. Es geht um die Frage: Wie gehen Sie mit der Integration im
Schuleingangsbereich um? - Sie kennen unsere diesbezüglichen Vorschläge. Das
aus meiner Sicht irgendwie politisch Perverse an der Situation ist die
Tatsache, dass es seit einem Dreivierteljahr eine vom Stadtschulrat in Buchform
veröffentlichte Studie gibt, in der eindeutig dokumentiert wird, dass sich
dann, wenn man den Kindern im letzten Jahr vor dem Schuleintritt ein
Sprachangebot gibt - wir haben immer vorgeschlagen, das letzte Kindergartenjahr
dafür zu verwenden -, im integrativen Bereich die besten
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular