Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 100 von 133
keine Arbeit haben, wenn Menschen keine Möglichkeit haben,
die Gestion ihres Haushalts aus eigener Kraft so zu gestalten, dass die Mittel
ausreichend sind. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich weiß schon, dass man das nicht der Frau
Vizebürgermeisterin anlasten kann, aber sie ist immerhin auch
Regierungsmitglied und daher, so würde ich sagen, mitverantwortlich für diese
Dinge, wie etwa für die Tatsache, dass heute noch Betriebe ins Umland abwandern
und dass man sich keine Gedanken darüber macht, wie man solch einer Entwicklung
Einhalt gebieten kann, außer mit dem Satz: "Wien ist anders".
Es gibt viele Dinge, die dazu führen, dass Wien
wirklich anders ist. Ich denke nur etwa daran, dass in einem Jahr, in dem der
Bund das Kinderbetreuungsgeld eingeführt hat, Wien nicht imstande ist, die
Erhöhung der Sozialhilfe per 1. Jänner durchzuführen. Wenn der Bund das
bei der Ausgleichszulage gemacht hätte, dann hätte man ihm das ganz
fürchterlich angekreidet. Der Bund ist natürlich seiner Verpflichtung, nämlich
auch seiner sozialen Verpflichtung nachgekommen und hat die
Ausgleichszulagenrichtsätze entsprechend angehoben. Aber die Gemeinde Wien war
nicht imstande, diese Erhöhung bei der Sozialhilfe zum 1. Jänner auch
durchzuführen.
Stattdessen ist man natürlich, trotz aller
Beteuerungen, es werde in Wien diesbezüglich nichts passieren, hergegangen und
hat auch im Jahr 2002 den Familien in die Brieftasche gegriffen. Ich denke
dabei nur etwa – ich nenne dieses Beispiel, weil es gerade uns hier betrifft -
an die Erhöhung der Besuchsbeiträge für Krippen, Kindergärten und Hortgruppen.
Ich denke an die Erhöhung der Bäderpreise, die natürlich im großen Ausmaß erst
heuer schlagend geworden ist. Ich denke natürlich auch an die Erhöhung der
Mieten für Sportanlagen. Auch diese wird die Familien treffen, weil die
Vereine, wie wir ja wissen, nicht ausreichend aus Steuermitteln dotiert werden
und daher natürlich auch Eigenleistung gefragt ist. - Da gibt es also viele
Dinge, die man ruhig auch im eigenen Hause besprechen sollte.
Wenn wir auf das Jahr 2002 zurückblicken und die
Tätigkeit in unserem Ausschuss betrachten, dann sollten wir uns vielleicht
einige Dinge, die kontrovers behandelt worden sind, in Erinnerung rufen. Wir
wissen schon, dass wir viele Dinge auch gemeinsam beschließen, und das ist auch
gut so, aber ich finde, man sollte am heutigen Tag auch über jene Dinge reden,
die kontrovers sind.
Ich denke dabei nur etwa an den Verband Wiener
Volksbildung, wo es bis heute nicht gelungen ist, die engagierten Bürger aus
Wieden, die sich da zusammengetan haben und gesagt haben, wir wollen für Wieden
etwas machen, in ein Boot zu holen und ihnen genauso jene Unterstützung zu
gewähren, wie sie auch die anderen Volkshochschulen erhalten – und das nur
deshalb, weil dort eben leider Gottes keine Sozialdemokraten dabei sind.
Ich denke aber etwa auch an die Hauptbibliothek, für
die im Jahr 2002 doch eine wesentliche Rate fällig geworden ist. Diese
Hauptbibliothek ist eine tolle Sache - das soll man ja gar nicht sagen. Aber
eine Hauptbibliothek haben wir gebraucht, und es ist toll, dass sie gebaut
worden ist. Nur: Unsere Kritik richtet sich natürlich gegen den Standort, denn
an diesem Standort hätte ein Privater genauso etwas bauen können - der ja auch
wollte -, und dadurch wären hier zusätzliche Mittel in die Bauwirtschaft
gepumpt worden. Wir hätten die Hauptbibliothek sicher auch an einem genauso gut
erreichbaren anderen Standort bauen können, und man hätte damit nicht eine
Investition verhindert, die vielleicht so und so vielen Hunderten oder gar
Tausenden zusätzlich zumindest für ein, zwei Jahre in Wien einen Arbeitsplatz
geboten hätte.
Sie hat die Erhöhung der Besuchsbeiträge für Krippen,
Kindergärten und Horte, die Erhöhung der Entgelte für Sportplätze angesprochen.
Aber die Frau Vizebürgermeisterin ist auch im Sozialausschuss zumindest bekannt
dafür, dass Anträge in der Regel abgelehnt werden. Ich möchte nur zwei Anträge
aus diesem Jahr hervorheben: Das war unser Antrag auf Erweiterung der
Musikschulen, dem nicht nahe getreten worden ist, und das war unser Antrag auf
Einführung einer Behindertenanwaltschaft, den man auch zur Seite gekehrt hat.
Ich denke auch zurück, damit man weiß, wie das in
Wien ist. Da ist im Frühjahr das Problem Pazmanitengasse aufgetaucht. Alle haben
sich Sorgen gemacht: Was wird dort passieren? In zwei, drei Ausschüssen wurde
von Verschiedenen hier im Saal immer wieder nachgefragt: Was passiert dort?
Daraufhin ist uns erklärt worden: Was soll denn das, da ist überhaupt nichts,
da passiert nichts, nein, es ist alles wunderschön! Dann ist der Sommer
gekommen, und auf einmal hat es geheißen: es ist erledigt - und heute ist dort
etwas ganz anderes, auf jeden Fall nicht das, was die Leute, die dort waren,
immer wollten.
Wichtig ist natürlich auch die Subventionsvergabe in
diesem Bereich. Das betrifft vor allem zwei große Bereiche, den Sport und die
Jugend. Kollege Strobl hat das vom Sport her ohnedies schön ausgeführt, und das
kann man praktisch genauso auf die Jugendsubvention umlegen. Da gibt es viel
Geld - darüber wollen wir gar nicht reden, das ist ja alles dankenswert -, aber
die Frage ist, wie das Geld verteilt wird.
Bei der Jugendsubvention wissen wir, da kommt der größte
Brocken gleich einmal weg zu den zentral geführten, fest in der Hand der Frau
Vizebürgermeister gehaltenen Jugendzentren. "Wien extra" kommt noch
an die Reihe, und dann gibt es einen ganz kleinen Teil für die wirklichen
Vereine. Da bleiben bei den Sportvereinen, wie Kollege Strobl gesagt hat,
ungefähr 5,6 Prozent übrig. Bei der Jugend ist es so ähnlich,
5,6 Prozent bekommt die verbandliche Jugend. Da kriegen sie nach einem
festen Schlüssel zunächst einmal überhaupt etwas, und dafür, dass sie dann auch
eine Mitsprache haben, ist ein ganz kleiner Betrag übrig, der kleine Restbetrag.
Da dürfen sie sich dann immer zusammensetzen und beratschlagen, welche Projekte
sie fördern. - Alles schön und gut. Aber das Problem ist, dass es ein ganz
kleiner Betrag ist, nur noch ein Promillebetrag von der Gesamtsumme, und da
wird quasi Mitsprache
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