Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 133
was sich die werten Damen und Herren von der Opposition so
denken.
Abschließend und zusammenfassend: Ich verlange, dass
in Wien das Jugendwohlfahrtsgesetz vollzogen wird. Ich verlange, dass das
Sozialhilfegesetz vollzogen wird. Ich verlange, dass die UNO-Konvention über
die Rechte des Kindes ebenfalls vollzogen wird. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Walter Strobl. Ich erteile es ihm.
GR Walter Strobl
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine
Damen und Herren! Sport ist ein Bereich, der für die Gesundheit und für den
Sozialbereich von ganz besonderer Bedeutung ist. Das wissen wir, das zeigt sich
in allen Studien. Die Umwegrentabilität ist ungefähr das Zehn- bis Zwanzigfache
von dem, was man in den Sport investiert. Es gibt da also einen Bereich, den
man schätzen soll. Wenn ich dann noch das Ehrenamt dazurechne, also all jene
Aktivitäten, die von Mitarbeitern gesetzt werden, die unentgeltlich zur
Verfügung stehen, die den Sport in Wahrheit halten und eigentlich ermöglichen,
dann kommt man in der Summe auf einen Anteil von ungefähr 75 Prozent des
gesamten sportlichen Angebots in Wien, der von den Sportvereinen und von den
Dachverbänden betrieben und erhalten wird.
Wenn man sich nun ansieht, wie die Stadt Wien mit dem
Sport umgeht, dann kann man daraus sehr klar ein sehr interessantes Sittenbild
ableiten. Ich möchte einige "Highlights" herausgreifen:
Die Auszahlung des Sportförderungsbeitrags - früher
Sportgroschen -: Sie ist an und für sich gesetzlich genau vorgeschrieben. Es
heißt im Wiener Sportförderungsgesetz, dass dieser Sportförderungsbeitrag
vierteljährlich an die Dachverbände auszuzahlen ist, nach einem genauen
Schlüssel, und es heißt auch, dass es zu Beginn des Jahres eine Vorauszahlung
geben soll und geben muss, deren Höhe einen genau festgelegten Prozentsatz der
Zahlen des Vorjahres ausmacht.
All das, meine Damen und Herren, ist im letzten
Budgetjahr nicht passiert. Wir haben - und die Aktenlage zeigt das sehr schön –
die Auszahlungen im Wesentlichen im Oktober beziehungsweise die meisten
Auszahlungen überhaupt erst im November erlebt.
Was heißt das konkret für die Arbeit der
Sportvereine? – Es heißt, dass sie in einem sehr unsicheren Bereich arbeiten
müssen, nur weil die Stadt nicht imstande ist – und, wie ich behaupte, auch
nicht willens ist -, hier rechtzeitig mit Vertragspartnern - mit Partnern, wie
der Name sagt, und nicht mit Bittstellern! -, so zu kooperieren, wie es nach
dem Gesetz vorgesehen ist.
Wir werden sehen, wie sich die Situation in diesem
Bereich in Zukunft entwickelt. Wir haben ja vor kurzem eine Änderung in diesem
gesamten Bereich der Sportförderung erlebt, durch die zumindest - das soll man
auch positiv bemerken - eine gewisse Sicherheit in der Auszahlung dieser
Sportförderungsmittel gegeben sein wird, wenngleich - und dies habe ich schon
in meiner letzten Rede zu diesem Thema genau dargelegt - die Sportvereine in
der Summe weniger bekommen werden. Wir werden uns das ja beim
Rechnungsabschluss 2003 dann genau anschauen können.
Wie sieht nun die Sportförderung insgesamt aus? - Wenn
man sich den Rechnungsabschluss zur Hand nimmt und die Zahlen anschaut, dann
sieht man hier sehr deutlich, dass unter dem Kapitel Sportförderung
ursprünglich im Voranschlag 7,1 Millionen EUR vorgesehen waren, jetzt
beim Rechnungsabschluss aber 10,7 Millionen EUR ausgewiesen sind. Man
müsste angesichts einer derartigen Erhöhung also meinen, dass die Stadt ganz
genau jenen Überlegungen nachkommt, die ich im Zusammenhang mit meiner Kritik
gerade angestellt habe.
Aber wie sieht es hinter diesen Zahlen wirklich aus?
Da gibt es ein Kapitel "Stadthalle". Dieses
Kapitel "Stadthalle" zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass
es sehr viel Geld braucht. Zuletzt waren das im Schnitt
3 bis 3,5 Millionen EUR. Jetzt, im abgelaufenen Jahr, sind
es 6,4 Millionen EUR, die dort über die Sportförderungsmittel
zugeschossen wurden. - Was da genau passiert, entzieht sich leider der
Nachvollziehbarkeit anhand des Rechnungsabschlusses. Vielleicht, sehr geehrte
Frau Vizebürgermeisterin, können Sie ja diesbezüglich Aufklärung geben. Für
mich ist es nicht ganz klar. - Damit aber relativiert sich natürlich das
Verhältnis zwischen den 7,1 Millionen EUR im Voranschlag und den nun
tatsächlich ausgegebenen 10,7 Millionen EUR. Das heißt, wenn ich es
genau betrachte: Der Sportamtsleiter Podkowicz reserviert in seinem
Sportbereich in der MA 51 6,4 Millionen EUR für die Stadthalle.
Und der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadthalle heißt zufällig wieder Ferdinand
Podkowicz!
Also, meine Damen und Herren, hier gibt es einige
aufklärungswürdige Daten, die - zumindest aus dem Rechnungsabschluss - nicht
nachvollziehbar sind. Ich würde Sie auch im Hinblick darauf, dass es unter
Umständen ja durchaus so sein könnte, dass man sich vom dem, was hier passiert,
ein falsches Bild macht, bitten, dass das nun endgültig einmal klargelegt wird.
Und wenn es sich um eine Sonderfinanzierung handelt, weil das Geld dort
notwendig ist, dann soll man sie auch als solche ausweisen - aber nicht unter
dem Titel "Sportförderung".
In der Summe - und das ist das, was ich kritisieren
muss - bleiben für den Sport, also für die Sportvereine, für die einzelnen
kleinen Vereine, nicht mehr als 5 bis 6 Prozent des gesamten Budgets.
Und das, meine Damen und Herren von der SPÖ, ist wahrlich kein Ruhmesblatt, wenn
ich mir vorstelle, dass es in anderen Bundesländern eine gesicherte
Sockelfinanzierung für die Vereine und eine gesicherte Sockelfinanzierung für
die Sportplatzerhaltung gibt und darüber hinaus natürlich auch eine
Sportförderung für die einzelnen Projekte und Aktivitäten gewährt wird. Wien
hat in diesem Bereich zwar eindeutig viele Plätze, aber in der Summe, was das
Budget betrifft, stellt Wien hier das Schlusslicht dar.
Ein weiteres Kapitel, das ich schon jetzt vorweg als
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