Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 96 von 133
ein Debakel darstellen darf, ist das Kapitel Trabrennverein
Krieau. Wenn man sich die letzten Zahlen genau ansieht, dann kann man
feststellen, dass im Jahr 1999 die Krieau, die Tribüne mit rund
110 Millionen S erneuert wurde. Wir haben das damals nicht nur
mitgetragen, sondern wir glauben auch, dass das eine durchaus vernünftige Investition
gewesen ist, die auch herzeigbar ist, allerdings unter den geeigneten
Rahmenbedingungen – Rahmenbedingungen, die rund um diese Tribüne nun auch
funktionieren sollten.
Jetzt wissen wir schon seit längerem, dass wir mit
Ebreichsdorf und mit dem im Sport und auch sonst allseits sehr bekannten Herrn
Stronach eine massive Konkurrenzsituation bekommen und bekommen haben, und
daher war es von Anfang an klar, dass man hier Ideen entwickeln muss. Nun, wie
sehen diese Ideen aus? - Man hat im Jahr 1999 zusätzlich zu den
110 Millionen S weitere 5 Millionen S für Imagemaßnahmen
hineingesteckt, hat das Gleiche dann noch einmal im Jahr 2002 versteckt
über den Presse- und Informationsdienst getan - mit ein bisschen mehr sogar, es
waren 500 000 EUR -, und man hat im Jahr 2003 - das werden wir
natürlich erst beim nächsten Rechnungsabschluss nachvollziehen können - auf
Grund eines "Liquiditätsengpasses", wie es jetzt schon heißt, noch
einmal 500 000 EUR hineingesteckt.
Meine Damen und Herren! Ebreichsdorf wird demnächst
eröffnen. Es hat eine Reihe von Überlegungen gegeben, zumindest im Gespräch.
Ich kenne aber kein Konzept, das für die Krieau die Möglichkeit eröffnen würde,
dass diese gesamte Anlage, dieser Platz, diese Region sinnvoll und
multifunktionell für diese Stadt genutzt werden könnte. Es ist dies der
Ausdruck einer klassischen SPÖ-Wirtschaftsphilosophie, einfach zu glauben, man
könne mit Steuergeldern, durch Stopfen von Budgetlöchern - und es geht bei der
Liquiditätsfrage natürlich bereits um die Frage des Überlebens - sozusagen die
Situation retten.
Nun, meine Damen und Herren, bei aller Macht, die Sie
mit dieser Mehrheit hier in dieser Stadt haben: Das werden Sie nicht zuwege
bringen, wenn Sie nicht Ideen entwickeln, wie dieser Bereich wirtschaftlich
sinnvoll und multifunktionell genutzt werden kann. (Beifall bei der ÖVP.)
Ein klassischer Fall eines SPÖ-Debakels, weil man
dort, so wie sich das in vielen anderen Dingen auch zeigt, nicht wirklich
wirtschaften kann.
Ich darf gleich beim Thema "Wirtschaften"
bleiben und zum Bereich der Bäder übergehen.
Nun, wir haben im Jahr 2001 - ich habe das schon
mehrfach hier von dieser Stelle aus moniert - ein Bäderkonzept vorgelegt
bekommen, und das war es dann. Seither herrscht Dornröschenschlaf in diesem
Bereich, mit einem einzigen Unterschied: Das Defizit steigt weiter an, und zwar
dramatisch. Der einzige Einfall, der Ihnen bisher gekommen ist, ist eine
Tariferhöhung; das haben wir in diesem Jahr beschlossen. Diese Tariferhöhung
wird Ihnen Mehreinnahmen von 1,2 Millionen EUR bringen, aber ohne
dass damit echte, wirkliche Verbesserungen verbunden wären.
Es gibt bis heute keine Analyse beziehungsweise keine
Übersicht über Maßnahmen an den einzelnen Standorten der Bäder. Es gibt kein
Konzept für eine generelle Attraktivierung der Bäder. Es fehlt eine konkrete
Umsetzungsstrategie. Aber Sie haben in einer der letzten Ausgaben der
"Bezirkszeitung" oder des "Bezirksjournals" eine, glaube
ich, 14-seitige inhaltliche Darstellung gegeben, wie schön es in den Wiener
Bädern ist! - Dieses Schönsein hängt offenbar mit dem aktuellen Wetter zusammen
und nicht wirklich mit der Ausstattung oder mit attraktiven Angeboten, wenn man
von so schmalen Bereichen wie Beach-Volleyball oder einer neuen Rutsche
absieht. Damit, meine Damen und Herren, werden Sie keine neue Bäderphilosophie
in Wien zuwege bringen!
Ich darf Ihnen in diesem Zusammenhang auch noch
einige Daten nennen: Der Kostendeckungsgrad in Wien liegt bei nicht ganz
20 Prozent. Es gibt keine Personalanalyse; es gab bei dem Konzept zuletzt
nur Strichproben, aber es gibt bis heute keine echte Personalanalyse. Der
Personalkostenaufwand beträgt in Wien im Vergleich zu anderen Städten
201 Prozent; der Durchschnitt in anderen Städten liegt bei 93 Prozent
– dies nur als Beispiel. Es fehlen konkrete Maßnahmen zur
Betriebsmittelreduktion. Es gibt kein Controlling für jedes einzelne Bad. All
das fehlt! Es gibt keinen überschaubaren beziehungsweise bekannten
Investitionsplan. Und es gibt keine standortspezifischen Schwerpunktsetzungen
für diverse Zielgruppen wie Schüler, Senioren, Familien und Sport.
Gestatten Sie mir jetzt noch ein Rechenspiel und
einen Vergleich zu den Privatbädern beziehungsweise zu einem von ihnen, nämlich
zum Schönbrunner Privatbad:
Durchschnittlich kostet in Wien in den öffentlichen
Bädern ein Kästchen 4 EUR. Im Privatbad Schönbrunn kostet dieser Eintritt
9 EUR. Wenn Sie nun das Defizit, das wir jährlich für die Bäder
erwirtschaften, mit ungefähr 50 Millionen EUR annehmen – diese Zahl ist
aus den Unterlagen erkennbar - und von einer Besucherzahl von
4 Millionen Besuchern ausgehen, dann kommen Sie, wenn Sie das
dividieren, pro Besucher auf einen Zuschuss in der Höhe von 12,50 EUR.
Jetzt machen Sie eine einfache Milchmädchenrechnung:
4 EUR Eintritt plus 12,50 EUR Zuschuss sind 16,50 EUR. -
Schönbrunner Bad: 9 EUR.
Meine Damen und Herren! Sie sollten sich ein Beispiel
nehmen, Sie sollten vielleicht einmal dort hinpilgern und sich ansehen: Wie
wirtschaftet man in einem privaten Bad, das imstande ist, mit zwar teurerem
Eintritt, aber immerhin offenbar mit einer besseren Kostendeckung etwas zu
erreichen, was Sie nicht einmal mit den von mir dargestellten 16,50 EUR
erwirtschaften? - Wenn Sie sich daran ein Beispiel nehmen würden und genauso
wirtschaften würden, dann würden Sie das Defizit, das Sie derzeit haben, sofort
halbieren. (VBgmin Grete Laska: Ist das ein Antrag auf Gebührenerhöhung, den
Sie da jetzt stellen?) - Nein, das ist ein Antrag auf sauberen Umgang, auf
vernünftigen Umgang mit
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