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Gemeinderat, 29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 82 von 133

 

auch der Verein "Österreicher in Not" haben Hilfe zugesagt. Es war nur schwierig herauszufinden, mit wie viel diese Person wirklich im Rückstand ist, damit wir rechtzeitig vor dem Termin am 12. diese finanzielle Hilfe weiterleiten, damit das Verfahren eingestellt wird.

 

Ich habe zwei Tage lang versucht – aber nicht nur ich, sondern auch die Sozialarbeiterin, sie ist meine Zeugin –, in der Außenstelle 17. Bezirk von einer Referentin den Rückstand zu erfragen. Es war keine Referentin aufzutreiben. Wobei ich sagen muss, dass die Vermittlungsstelle wirklich äußert hervorragend und unterstützend geholfen hat, Leute durchs Haus geschickt hat. Das war zu normalen Betriebszeiten.

 

Herr Stadtrat! Wenn es einem Landtagsabgeordneten, einem Gemeinderat nicht gelingt, innerhalb von zwei Tagen einen Rückstand abzufragen bei der zuständigen Referentin, damit die betreffenden helfenden und unterstützenden Organisationen etwas einzahlen können, dann frage ich mich, wie geht es dem Einzelnen? Der verzweifelt doch. Der scheitert, obwohl er Geld auftreibt, doch letzen Endes daran, dass er vorher nicht rechzeitig einzahlen kann, und dann ist der Räumungswagen da, und er ist weg.

 

Das sind Einzelbeispiele – ich weiß es –, die nicht in der breiten Masse gelten, aber diese Einzelbeispiele zeigen, dass wir hier sehr vieles verbessern müssen und nicht ganz einfach drübergehen dürfen und sagen, wir werden das mit einem neuen Call Center lösen.

 

Ich möchte aber eines positiv erwähnen: Ihr Büro, die Frau SR Schwarz war die letzte Hilfe. Sie hat mir geholfen. Ich habe den Rückstand von ihr erfragt. Wir haben rechtzeitig bezahlt. Die Person mit ihrem Kind lebt noch in der Wohnung, aber es hätte auch schlimmer ausgehen können. Ohne Frau Schwarz wäre es wahrscheinlich schlimmer ausgegangen.

 

Apropos Call Center, Ihr neues sensationelles Call Center. In Wahrheit lagern Sie immer mehr Bereiche von Wiener Wohnen, das ja auch schon ausgelagert ist, noch einmal in andere Gesellschaften aus. Das ist die Hausbetreuungsgesellschaft, jetzt also diese Kundenzentren und Kundenbetreuungs- und Call Center.

 

Ich habe mir angeschaut, warum das passiert. Also einerseits weiß ich schon, Sie sind permanent konstant im Dienstpostenplan. Das stimmt bis auf Weniges überein mit dem, was geplant ist. Aber wenn ich ganze Bereiche, wo es um über eine Million Telefonate im Jahr geht, um 200 000 E-Mails und und und, auslagere an eine private Gesellschaft – die im Übrigen nicht so privat ist, weil die Stadt Wien da sehr schön beteiligt ist; ich zeige Ihnen dann noch ganz kurz die Geschichte von dieser Gründung der Gesellschaft und von der Vergabe auf, wo ich ja meine, dass da nicht alles seriös vor sich gegangen ist, aber das wird dann Aufgabe des Kontrollamtes sein, das noch zu untersuchen –, dann haben Sie Personal ausgelagert, aber selbst haben Sie kein Personal hergegeben. In Wahrheit ist es natürlich eine Aufstockung auch der Personalkosten und des Personalstandes.

 

Aber was viel schlimmer und trauriger ist für uns: Wir meinen, dass mit diesem Call Center, in dem Leute sitzen, die ja in Wahrheit nichts von der Materie verstehen, sondern die wieder nur den Kontakt zu den einzelnen ReferentInnen herstellen können, den Leuten nicht wirklich 100-prozentig geholfen ist. Daher ist zwar die Idee, das zu bewerben und auszulagern – am Donnerstag haben Sie ja eine Pressekonferenz, bei der Sie das Call Center feierlich eröffnen werden, das ab 1. Juli in Betrieb gehen wird –, werbewirksam gut, sie wird aber dem Einzelnen wahrscheinlich wenig helfen. Sie wird die Stadt Wien viel Geld kosten, sie wird Wiener Wohnen viel Geld kosten, und sie wird letzten Endes wieder von den Steuerzahlern zu bezahlen sein.

 

Daher: Bei allem Verständnis, dass man sich hier ein bisschen modern geben will und mit einem Call Center arbeitet, glaube ich nicht, dass es eine wirkliche Hilfestellung ist.

 

Aber was mich stört an der Geschichte und an der Entwicklung, ist, dass Sie in einer Bietersuche und später in einer Ausschreibung für dieses Call Center offensichtlich von vornherein schon Ihre Unternehmer gekannt haben und die Personen, die das betreiben sollen. Denn Sie haben meiner Meinung nach ganz einfach genau gezielt auf die Bewerbergruppe einer Arbeitsgemeinschaft von drei Firmen hingearbeitet. Ich möchte Ihnen nur ein paar Bedingungen nennen, die da drinnen gestanden sind.

 

Sie haben unter anderem bedungen, dass sich die Bewerber innerhalb von 45 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln in der Nähe des Rathauses oder der Doblhoffgasse befinden müssen. Die Call Center Agents müssen deutsche Sprache mit Wiener Akzent sprechen. Und was mich jetzt besonders stört, es kommen noch weitere Sprachkriterien dazu: Native Speakers, also muttersprachliche Angestellte, die dort telefonieren in den Sprachen Serbisch, Kroatisch, Türkisch und Englisch.

 

Ich weiß nicht, welches Call Center das jetzt alles sofort zur Verfügung stellen könnte, kann mir aber denken, dass Sie vorher schon Betriebe hatten, die halt nicht so gut gegangen sind, die diese Mitarbeiter schon hatten und denen Sie das Geschäft zukommen haben lassen wollen, weshalb Sie das auf die getrimmt haben. Denn wenn man Ihren Aussagen glauben darf, gibt es ja im Gemeindebau keine Ausländer. Daher müsste man ja eigentlich mit der deutschen Sprache zur Verständigung in einem Call Center auskommen. Wofür wir also dieses Sprachenwirrwarr jetzt bei den Call Center-Bediensteten oder Agents, wie Sie es nennen, brauchen, wird noch zu hinterfragen sein. Oder es war halt nur ein Ausschreibungskriterium. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Da gibt es in dieser Ausschreibung und dann in den Bewerbungen, wenn man sich das Firmengeflecht anschaut, tatsächlich erstaunliche Dinge. Bei der ViennaCommunications ist die Eigentümerin eine KIKO Privatstiftung. Diese KIKO Privatstiftung ist wieder vermanscht mit anderen Privatstiftungen, alle früher einmal bei der Multimedia Holding, die wieder verwandt ist mit der Familie Hutfleß und wo die Stadt Wien auch beteiligt war,

 

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