Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 133
mit dem kuriosen Gedanken, man könne die Wohnkosten damit
senken.
Ich will Ihnen damit nur sagen: Unter einer
freiheitlichen Beteiligung an einer Bundesregierung sind die
Wohnbauförderungsgelder geflossen, sie fließen und sie werden auch weiter
fließen, und es wird Ihre Aufgabe und die des Herrn Bürgermeisters sein, bei
den nächsten Finanzausgleichsverhandlungen dafür zu sorgen, dass sie weiter
fließen.
Wenn Sie meinen, dass es demnächst Einschränkungen
geben wird, dann wissen Sie schon jetzt, dass Sie schlecht verhandeln, und das,
Herr Stadtrat, hätte ich Ihnen nicht zugetraut. (Beifall bei der FPÖ.)
Aber es gibt nicht nur die Verunsicherung, sondern –
ich will das nicht so sehr ausbreiten, wir haben heute so viel Zeit anderen wichtigen
Dingen wie Schaumteppichen geopfert – es gibt auch eine ganze Reihe von Dingen,
die Sie genau kennen, Missstände, die es im Bereich der Verwaltung von Wiener
Wohnen gibt, im Bereich der Stadtverwaltung, im Bereich der Sanierungen. Sie
kennen die Kontrollamtsberichte genauso gut wie ich.
Ich glaube, ich brauche gar nicht so sehr ins Detail
zu gehen, aber ich würde mir wünschen und ich würde hoffen, dass es in den
nächsten Untersuchungen und Berichten nicht zu so peinlichen Aussagen des
Kontrollamtes kommen muss wie der, dass Wiener Wohnen über Jahre hinweg bei den
Verwaltungsgebühren, bei den Verwaltungskosten zu viel eingehoben hat, in die
hunderttausend Euro gehend, nur deshalb, weil jemand Rundungen vornimmt, in dem
er, wenn er durch zwölf dividiert dann halt auf zwei Stellen aufrundet. Damit
werden die Verwaltungsgebühren höher, und die Mieter zahlen
100 000 EUR im Jahr zu viel, nein, es war sogar in die
Millionenbeträge gehend.
Ihr Argument war, das wird dann später wieder
ausgeglichen. Aber viele Mieterinnen und Mieter ziehen in der Zwischenzeit aus,
sterben, es gibt Verlassenschaften. Sie wissen genau, dass einen Rechtsanspruch
auf Bezahlung von Guthaben nur derjenige hat, der zurzeit in der Wohnung wohnt
oder auch die Schulden seines Vorgängers zahlt. Daher kann man nicht so darüber
hinwegfahren, wie Sie es gewöhnlich tun.
Das gilt genauso für den Punkt – da gab es im Vorjahr
einen neuerlichen Bericht vom Kontrollamt – Vermessung der Wohnungen. Nach wie
vor ist "Stadt Wien – Wiener Wohnen" nicht bereit, die
Zinsvorschreibungen, die Betriebskostenabrechnungen, die
Verwaltungsgebührenabrechnungen an Hand der gesetzlich vorgeschriebenen
Naturmaße zu machen. Nach wie vor gehen Sie von Planmaßen aus. StR Herzog hat
das schon vor vielen Jahren eingefordert, Sie sind nicht imstande oder nicht
willens, hier endlich mehr Gerechtigkeit walten zu lassen. Auch das, Herr
Stadtrat, ist zum Schaden der Mieterinnen und Mieter und gehört endlich
beseitigt. (Beifall bei der FPÖ.)
Es gibt
weitere Vorwürfe; ich will nur ein paar wenige erwähnen. Ich habe mir erst
jetzt wieder Betriebskostenabrechnungen angeschaut, die vor wenigen Tagen
zugestellt wurden, wo mich Mieter anrufen, zum Beispiel wegen der Frage der
Senkung oder der Ermäßigung der Abwassergebühren der Anlagen mit großen
Grünflächen. Nach wie vor stellen wir anhand der Abrechnungen fest, dass bei
etlichen Wohnhausanlagen neuerlich versäumt wurde, den Antrag zu stellen, dass
eine Abwassergebührenermäßigung gemacht wird. Das wäre doch ganz einfach in den
Griff zu bekommen, wenn man schon Computer benützt und wenn Wiener Wohnen hier
ganz einfach ordentlich und richtig vorgehen würde.
Es gibt einen weiteren schwerwiegenden Vorwurf, weil
Sie immer sagen, Wien investiert mehr und der Bund kürzt. Wien hat im Bereich
der Investitionen in den Wiener Wohnbau vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2002
50 Millionen EUR weniger ausgegeben. Das ist ein beträchtlicher
Betrag, der der Bauwirtschaft fehlt, der zukünftigen Wohnungen fehlt und der
Sanierungen in Frage stellt. Daher sind Sie hier nicht der Strahlemann, der
wirklich Geld investiert und der saniert, sondern Sie sind jemand, der in
Wahrheit weniger ausgibt als vor zwei Jahren. Und das, Herr StR Faymann, ist
auch nicht der richtige Weg.
Bei den sozialen Aspekten ist es ganz einfach
wirklich bedauerlich. Sie werden, so wie Ihre Kollegen von Ihrer Fraktion,
wissen, da gibt es jede Menge Interventionen und jede Menge Wünsche und
Anliegen, die herangetragen werden, wenn jemand in Not gerät. Jeder von uns
kann einmal auch unverschuldet in Not geraten. Es ist bedauerlich, dass gerade
Wiener Wohnen die soziale Aufgabe nicht in jenem Ausmaß wahrnimmt, wie es ihr
zukommen würde. Ich weiß schon, dass Wiener Wohnen, ein ausgelagerter Betrieb,
auch nach wirtschaftlichen Grundsätzen operieren muss, dass danach getrachtet
werden muss, dass Mietzinsrückstände nicht nur eingemahnt werden, sondern auch
eingebracht werden können, aber die Vorgangsweise, wie das passiert, ist letzen
Endes für den einzelnen Betroffenen ganz bedauerlich. Herr StR Faymann, wir
haben bei den Mietzinsrückständen einen ganz enormen Anstieg zu verzeichnen.
Die Mietzinsrückstände machen 39,4 Millionen EUR aus; das sind fast
6 Prozent des Jahresumsatzes von Wiener Wohnen.
Warum steigen die Mietzinse? Warum steigen die
Rückstände? Weil Sie mit der sozialistischen Gebührenerhöhungslawine in Wien in
Wahrheit das Wohnen verteuert haben, weil Gebühren und Abgaben über die
Betriebskosten ganz einfach so hoch geworden sind, sodass sich Mieter die Miete
nicht mehr leisten können. In diesem Fall ist es notwendig, dass wir auch über
soziale Einrichtungen den betroffenen Menschen wirklich helfen.
Ich möchte Ihnen nur an Hand eines Beispiels sagen, wie
schwierig es ist für den Einzelnen, auch dann, wenn er Hilfe bekommt, die Hilfe
gegenüber Wiener Wohnen oder der Stadt Wien umzusetzen. Es gab vor
14 Tagen einen Anruf betreffend einen bevorstehenden Räumungstermin am
12. Juni. Ich habe mich bemüht, über unseren Verein "Österreicher in
Not" von Abg Helmut Günther und über andere soziale Dienststellen Geld
aufzutreiben. Sowohl das Amt für Jugend und Familie als
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