Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 133
Einzelverbesserung, Totalsanierung? Sie müssen doch ein Ziel
haben, wie viel Lifte Sie einbauen wollen in der Stadt, wie viele
Substandardwohnung Sie beseitigen wollen. Ein ordentlich geführtes Ressort
braucht diese Vorausschau, und die Wirtschaft braucht sie auch.
Meine Damen und Herren! Alle anderen Städte haben im
Zeitalter der Rezession viele verschiedene Maßnahmen gesetzt. Ich schaue nach
Deutschland, nach Frankfurt, hier haben sie ein Wohnbaumodernisierungsprogramm in
die Wege geleitet. Wir haben Rezession, wir müssen den Arbeitern helfen, wir
müssen die Arbeitsplätze erhalten, aber ich höre überhaupt nichts von einer
Beseitigung des Substandards, von einer Verbesserung, von einer Modernisierung
der Wohnungen.
Meine Damen und Herren! Wie viele private Wohnungen
werden saniert, wie viele Gemeindewohnungen? Wie schaut das aus im nächsten
Jahr, im Jahr 2004?
Sehen Sie, ich glaube, dass jeder Abgeordnete, der
hier in diesem Raum sitzt, das Recht hat, diese Information, die Ziele zu
kennen. Und ich möchte Sie fragen: Welche Ziele haben Sie im
Ressourcenverbrauch gehabt, im Bereich der Wohnungswirtschaft, im
Sanierungsbereich, im Neubaubereich? Welche Ziele haben Sie bei der
Nachhaltigkeit, im Bereich der Ökologie im Wohnbau?
Ich kann mich erinnern, es hat einmal ein Programm
der SPÖ gegeben, ein 1000-Dächer-Programm bei Solarenergie. Damals haben Sie
gesagt, die kommunalen Wohnbauten werden alle mit Solarenergie ausgerüstet.
Nichts ist geblieben davon. Das ist alles verpufft. Kürzlich lehnte die SPÖ
sogar einen Antrag ab, in Hietzing Solarzellen auf öffentlichen Gebäuden zu
errichten.
Meine Damen und Herren! Das ist sehr traurig. Das
zeigt, dass Sie kein Konzept haben und kein Ziel haben, dass Sie von heute auf
morgen agieren, dass Sie zwar innerhalb eines Jahres etwas zusammenstoppeln –
und ich sage ganz bewusst "zusammenstoppeln" –, denn zum Beispiel im
vorigen Jahr, im Jahr 2000, haben Sie bei allen Bauträgern Anregungen
eingesammelt, wo wann was noch gefördert werden kann. Einen Rundruf haben Sie
gemacht, um bezüglich irgendwelcher Wohnungen, die förderungswürdig sind, die
irgendwann gebaut werden sollen, eine Zusicherung geben zu können, um das Soll
dieser 5 000 zu erfüllen. Aber hätten Sie ein Jahr vorher schon Ziele
genannt, würden Sie jetzt Ziele nennen im Jahr 2003, dann würden die Bauträger,
würde die Wirtschaft, würde die Industrie genau wissen, was sie alles tun und
produzieren muss und wohin der Weg führt.
Meine Damen und Herren! Vor zwei Monaten haben wir eine
Ökoförderung für Ein- und Zweifamilienhäuser präsentiert bekommen. Sie wurde im
Ausschuss präsentiert, aber leider zu spät. Bei anderen Bundesländern ist der
Zug schon lange abgefahren, Wien ist auf diesen Ökozug viel zu spät
aufgesprungen. Sie haben gerade im Bereich der Ökologie zum Beispiel einen
Antrag auf Bewertung von Gebäuden abgelehnt, wo das ganzheitlich und ökologisch
auch mit der Umgebung gesehen wird, wo ein Qualitätsnachweis beantragt worden
ist. Das haben Sie abgelehnt.
Meine Damen und Herren! Ich sehe nicht das Ziel, nur
die Ein- und Zweifamilienhäuser im ökologischen Bereich zu fördern, ich sehe
auch die Notwendigkeit, im Geschoßwohnbau und im Sanierungsbereich eine
Förderung zu geben, denn der Klimaschutz gehört auch dort entsprechend etabliert,
und wir müssen auch im Geschoßwohnbau fördern, nicht nur im Ein- und
Zweifamilienbau. Auch im Reihenhausbau haben Sie es nicht gemacht.
Ich glaube, dass es notwendig ist, höchst notwendig
ist, dass diese neue Ökoförderung auch auf andere Bereiche ausgedehnt wird,
daher stelle ich den Antrag, dass diese Förderung, wie wir sie für Ein- und
Zweifamilienhäuser und Kleingartenhäuser haben, natürlich auch auf den
Sanierungsbereich und auch auf den Geschoßwohnbau ausgedehnt wird, denn dort
ist es auch notwendig, dass Energie gespart wird, dass Passivhäuser,
Passivwohnungen Niedrigenergiewohnungen entstehen, dass die Erdwärme gefördert
wird, dass eine ordentliche Be- und Entlüftung erfolgt.
Ich fordere Sie auf und ersuche Sie in formeller
Hinsicht, wirklich nachzudenken und sich auch für diese Förderung für den
Geschoßwohnbau und für den Sanierungsbereich auszusprechen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Wenn wir sagen, wir haben
eine Förderung im Ein- und Zweifamilienhaus, dann, glaube ich, ist das gut,
aber wir müssen auch das Ziel formulieren, und ich gehe nicht von diesem Ziel
runter, Sie werden das während der ganzen Rede von mir immer hören. Es weiß
niemand, was Sie im ökologischen Bereich planen. Sie könnten nämlich der Motor
der Wirtschaft sein durch entsprechende Rahmenbedingungen, wenn Sie eine
Strategie hätten. Da hätten Sie Arbeitsplätze schaffen können, da können Sie
Arbeitsplätze für die Zukunft schaffen, denn Sie bekommen ja auch die Förderung
vom Bund, und Sie haben damit auch eine gewisse Verpflichtung übernommen, die
nationalen ökologischen Ziele zu erreichen.
Die Wohnbaupolitik muss also, glaube ich, umgestaltet
werden, muss umgestaltet werden im Sinne des ökologischen Wohnbaus. Wir haben
dieses Nachhaltigkeit nicht, wie sie überall gefordert wird im Jahr der
Nachhaltigkeit.
Unter ökologischem Bauen versteht man ein
energiesparendes, gesundheits- und umweltverträgliches Bauen, das
informatorische und human-ökologische Aspekte beinhaltet. Ich glaube auch, dass
es Ziel sein muss, gemeinsam mit den Bundesländern Niederösterreich und
Burgenland eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit im ökologischen
Wohnbaubereich zu haben, um die Lebensqualität zu verbessern.
Ich frage mich schon auch, wie schaut es denn aus, wenn die
Leute wegziehen aus Wien, hinaus an den Stadtrand, in die Umlandgemeinden, weil
sie hier diese Wohnungen nicht finden. Da muss man nachdenken, warum und wieso
das so ist. Sie wollen Wohnen im Grünen haben, und das können wir ja auch
bieten, es muss nur gehandelt werden. Aber dieses Handeln fehlt, sodass die
Leute diese Planungen, die sie schon lange
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