Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 133
habe, auch Feuerwehrmann zu bleiben, weil es ein ganz
hervorragender Beruf ist, weil man Menschen helfen kann. Das ist auch eine der
größten Triebfedern, die uns Feuerwehrbeamte antreibt, in Situationen
hineinzugehen, wo die anderen Professionisten mit Recht davon laufen. Dann
kommen wir erst hin. Niemand in unserem Land, niemand in unserer Stadt hat
Angst vor Feuerwehrmännern. Ganz im Gegenteil! Sie haben Angst vor
Freiheitlichen und vor schwarzen Funktionären, aber nicht vor Feuerwehrmännern.
(Beifall bei der SPÖ. – Ironische
Heiterkeit und lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ. – GR Johann Römer: Aber Herr
Kollege! – GR Mag Hilmar Kabas: Als Akademiker solltest du ein bisschen das
Niveau heben!)
Ich weiß nicht, ob ich befugt bin, im Namen meiner
Kollegen zu sprechen, aber ich bin mir sicher, ich kann es nicht nur im Namen
der anwesenden Vertrauenspersonen, die schon auf Nadeln sitzen, um auf die
Dienststellen zurückzukehren, sondern auch der Kollegen, die dort schon sehr,
sehr auf die Berichterstattung warten. Denn, lieber Kollege Madejski, diese
Polemik, es waren nur 20, 25, die anderen waren gar nicht dabei, diese Polemik
ist gut, diese Polemik kommt nur rückwärts – jetzt sage ich nicht, wo – heraus.
(GR Heinz-Christian Strache: Aber Herr
Professor! Aber Herr Professor!)
Wenn Sie es wissen wollen: Es eint uns sehr viel. Der
Kollege Madejski hat ein Fest auf der Donauinsel organisiert. Das war lange vor
den Inselfesten, nur war es ein Flop, aber es war in Ordnung. Also da sind wir
ja nahezu Kollegen.
Lieber Kollege Madejski! Wollen Sie haben, das
16 000 Feuerwehrler vor Ihrer Tür stehen? (StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Ist das eine Drohung?) Es
wäre nicht schwierig, wir haben alle Hände voll zu tun, die Kollegen
zurückzuhalten, denn es wollten alle an und für sich an dieser einsatzübungsmäßigen
Demonstration teilnehmen. (Lebhafte
Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ. – StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Was war
das jetzt?)
Wissen Sie, wovor ich mich fürchte? Ich fürchte mich
davor – es wird zwar nie eintreten –, wenn Sie einmal, Sie meine Damen und
Herren von der ÖVP/FPÖ-Einheitspartei (GR
Günther Barnet hält ein "profil" in die Höhe, auf dessen Titelblatt
"Die Stunde der Wahrheit im Land der Lügen" steht) – die "Stunde der Wahrheit";
ich habe leider nur 20 Minuten, aber die Stunde der Wahrheit ist momentan
da –, wenn Sie die Macht in dieser Stadt hätten. Dann würden Sie all jene, die
an Demonstrationen teilnehmen, mit disziplinären Maßnahmen ... (GR Johann Römer: Das kann die SPÖ viel
besser! – Weitere Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.) Na sicherlich, Sie haben
es ja heute auch gesagt und angekündigt. Der Kollege Ulm spricht von Nötigung,
von Freiheitsberaubung. Das sind Strafhandlungen, meine Damen und Herren. Ich
warte noch auf die Rücknahme dieser Anschuldigung, denn an und für sich müssten
Sie die Anzeige machen, allein schon von Ihrem Beruf her. Ich bin schon
gespannt, ich bin neugierig, ob Sie Ihrer Pflicht als Staatsbürger nachkommen
hinsichtlich dessen, was Sie heute hier behauptet haben. Ich werde das nicht
aus den Augen verlieren. Keine Angst!
Was mich noch unsicher macht und was mir Angst macht,
meine Damen und Herren, ist diese unsägliche Gläubigkeit an die Montur, dieses
Machtgefühl, das Sie offensichtlich haben, wenn Sie vielleicht Ihre Uniformen
tragen, dieser Reiz der Montur, dieses Ausleben der Machtfülle, dem Sie
momentan gerade in der Regierung frönen. Nützen Sie noch die Zeit, es wird
nicht mehr lange möglich sein, dieses Machtgefühl auszuleben. (Heiterkeit bei der SPÖ.)
Nur eines sage ich Ihnen: Wir Feuerwehrmänner und -frauen
haben diese Gläubigkeit an die Uniform in diesem Sinne nicht, wie Sie es
interpretieren und ausleben. Das ist für uns nichts anderes als eine
Arbeitskleidung. Und ich habe noch nie erfahren, dass ein ÖVP/FPÖler sich
aufgeregt hat, wenn ein Bauer in seiner Uniform unterwegs war, um seine Rechte
zu vertreten, wenn ein Anwalt im Anzug unterwegs war, um seine Rechte zu
vertreten, wenn Schwerstern und Ärzte im weißen Kleid unterwegs waren, um ihre
Rechte zu vertreten. (GR Heinz-Christian
Strache: Das ist ein Niveau!) Wir nehmen das zur Kenntnis, aber wir
Feuerwehrmänner nehmen uns auch das Recht heraus, wenn es um uns geht, unsere
Arbeitskleidung zu verwenden, um unser Recht zu vertreten. Da können Sie
machen, was Sie wollen, wir werden das auch in Zukunft tun (Beifall bei der
SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ.) Es ist rechtens, da können Sie Gift drauf
nehmen. Ich bitte Sie sogar darum.
Es wurde schon gesagt, dass auch das entlehnte Geräte
rechtens entlehnt wurde und bezahlt wurde. Da geben wir uns keine Blöße. Da
können Sie schon sicher sein. Aber wie gesagt, Sie können ja Gift drauf nehmen.
Ich habe an und für sich erwartet, bei der Aktion vor
der Löwel... (Heiterkeit bei der FPÖ. –
GR Heinz-Christian Strache: Ja, da gehören Sie hin!) Ich komm schon darauf
zurück. Polizeibeamte sind Anfang der neunziger Jahre – und ich sage, mit Recht
– auf die Straße gegangen. Sie sind auch in der Löwelstraße gegangen, vor
meinem Büro. Ich habe vor den Hunderten Polizeibeamten keine Angst gehabt, bin
runtergegangen, habe mich der Diskussion gestellt, und sie waren sehr froh
darüber. Ich bin überzeugt davon, dass, wenn ÖVP-Funktionäre hinuntergekommen
wären, auch ein Gespräch stattgefunden hätte. Das haben Sie nicht gemacht, aber
nicht, weil die Füße vielleicht nass geworden wären, denn im Eingangsbereich am
Gehsteig war gar nichts, meine Damen und Herren. Es war nur auf die Straße
gespritzt worden mit biologischen Mitteln, sodass sie jetzt reiner ist als
vorher.
Aber eines möchte ich schon auch noch zitieren, und das sind
Sie, meine Damen und Herren. Wir, die Sozialdemokratie in Wien mit
Unterstützung auch der Grünen,
dessen bin ich mir sicher, werden verhindern, dass in Wien so etwas passiert
wie das, was Sie auf Bundesebene machen. (Zwischenruf
des GR Walter Strobl.) Ja, schrei dazwischen, bitte. Was ab der dritten
Reihe da hinten gesagt wird, ist ja eigentlich Wurscht. Mich wundert nur, dass
der Klubobmann Tschirf den Kollegen Exklubobmann nicht ein bisschen in der Hand
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