Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 133
Bundesverfassung und auch in der Verfassung der Stadt Wien
drinnen steht, nämlich bei einem Fehlverhalten die Abberufung zu verlangen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Frau StRin
Brauner hat einen Amtseid geleistet, einen Amtseid auf die Buchstaben und den
Geist der Verfassung eines demokratischen Österreichs und eines demokratischen
Wiens. Und dazu gehört auch, dass man parteipolitisches Kalkül nicht höher
stellt als objektive Amtsführung. Das heißt nicht, dass man seine Gesinnung
irgendwie verleugnen soll, sondern es geht hier um eine objektive und
rechtsstaatliche Amtsführung, es geht um politisches Verantwortungsbewusstsein,
und das haben wir als gewählte Mandatare hier und jetzt und immer einzufordern.
In diesem Sinne bitte ich alle, unserem Antrag, der
wohlüberlegt ist, nämlich dem Antrag, der Frau StRin Brauner das Vertrauen zu
entziehen, zuzustimmen. (Beifall bei der
ÖVP. – GR Franz Ekkamp: Nein, sicher nicht!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zu Wort gemeldet: Dottore
Madejski. – Bitte. (Ruf: Wieso?) Na
ja, wir haben noch eine gewisse Entwicklung in der Rednerliste, aber sie ist
endlich.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Der Herr Präsident Hatzl hat mich natürlich
motiviert, hier schon eine Antwort zu geben, denn ich habe es wirklich nicht
von Ihnen erwartet, Herr Präsident, dass Sie die Verfassung, die Demokratie und
den Staat so verhöhnen, wie Sie es hier gemacht haben. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ. – GR Christian Oxonitsch: Wo hat er
das gemacht?) Das zeigt Ihr demokratisches Verständnis.
Wenn Sie nämlich sagen, eine gewählte Regierung
gehört davongejagt, dann mögen Sie das in der Sektion in Simmering sagen, mag
sein, bei einer Wahlveranstaltung, ist Ihnen freigestellt, aber das hier im
Wiener Gemeinderat zu sagen, ist eine Ungeheuerlichkeit. Sie können sie
abwählen, das können Sie machen, das ist Ihnen nicht gelungen, aber eine
gewählte Regierung verjagen, das erinnert mich an andere Zeiten. Dass Sie das
hier sagen, ist wirklich ungeheuerlich. (Beifall
bei der FPÖ und bei Gemeinderäten der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zur Feuerwehr –
ich wollte mich wirklich nicht zu Wort melden, aber Sie haben mich motiviert –
und zu dem Streik. Ja, meine Damen und Herren, dieser Streik war natürlich im
Bewusstsein vieler Menschen, die Angst gehabt haben um ihre Pension, die Angst
gehabt haben, dass sie manches, was sie geglaubt haben, sich erarbeitet zu
haben, nicht bekommen, durchaus legitim. Wenn aber Zwang ausgeübt wird, meine
Damen und Herren, Zwang auf Demonstranten, dass sie unbedingt demonstrieren
müssen, weil sie sonst unter Umständen den Job verlieren, weil sie unter
Umständen die Ausbildung nicht weitermachen können, das ist skandalös.
Es hat in Wiener Krankenhäusern Anrufe von der
Personalvertretung, von den Direktorinnen der Schwesternschüler gegeben, die
müssen zur Demonstration. Wissen Sie, was passiert ist? Die wollten gar nicht,
die haben gehen müssen, und andere Arbeitnehmer haben Überstunden machen
müssen, damit sie die Dienste der Schwesternschüler abdecken. Das ist
skandalös!
Und ich bin mir gar nicht sicher, ob nicht bei der
Feuerwehr Ähnliches passiert ist. Aber jetzt sage ich vielen Hunderten
Feuerwehrleuten und auch der Rathauswache und allen Beteiligten Dank, dass sie
zu diesem Zeitpunkt, wo 20 oder 25 pensionierte Personalvertreter oder sonstige
Feuerwehrleute dort den Schaum aufgespritzt haben – ob das Fa, Fewa oder sonst
was war – Dienst gemacht haben, dass sie in Bereitschaft geblieben sind und
sich nicht anstecken haben lassen von denen, die demonstriert haben.
Was war denn das in Wirklichkeit? Es geht um das
Prinzip. Hunderte haben Bereitschaft gehabt, haben nicht demonstriert, die
anderen 20 oder 25 haben den Schaum aufgespritzt.
Meine Damen und Herren! Als Letztes: Sie sagen, wir
können das Wort "Sozialpolitik" nicht in den Mund nehmen.
Entschuldigen, denken Sie einmal nach, was haben denn Sie in Ihrer Regierung für
eine Sozialpolitik gemacht? Wer hat denn den Herrn Stronach erfunden in
Österreich? Waren das nicht der Herr Streicher und der Herr Vranitzky? War das
nicht jener Herr Stronach, dem man als erstes die Steyr-Werke übergeben hat um
ganz wenig Geld, der jetzt die VOEST aufkaufen wollte, der ganz Österreich
aufkaufen wollte, der Ihren Parteigenossen Schnabl heute in den
Sicherheitsdienst aufgenommen hat, der ganz Österreich aufkaufen will, der von
Sozialpolitik keine Ahnung hat? Ich bin froh, dass gestern der Finanzminister
gesagt hat – und ich werde ihn auch beim Wort nehmen –, dass der Stronach das
nicht bekommt. (GR Mag Christoph
Chorherr: Wo kommt er denn her, der Herr Finanzminister?)
Abschließend: Herr Kollege Ellensohn, auf Grund Ihrer
Wortmeldung ist mir klar, warum Sie abgewählt worden sind. Sie sind nicht
einmal für die linken Grünen
tragbar im Wiener Vorstand. (GR Günter
Kenesei: Er war nie im Vorstand!) Das freut mich wirklich, dass Sie
abgewählt worden sind. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Eine Wortmeldung ergibt die andere. Herr GR
Kopietz, bitte schön. (GR Mag Christoph
Chorherr: Erklär Ihnen, woher der Grasser kommt!)
GR Harry Kopietz
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Meine Damen und Herren! Frau Stadträtin! Herr
Vorsitzender! Liebe Kollegen auf der Galerie! An und für sich wollte ich mich
nicht zum Wort melden, weil die Frau Stadträtin sicherlich das Geeignete, das
Richtige in ihrer Wortmeldung bringen wird, denn sie kennt die Feuerwehr, sie
unterstützt die Feuerwehr, und es ist ihr eigentlich nicht beizuspringen mit
Wortmeldung zum Thema Feuerwehr.
Aber die meisten von Ihnen, meine Damen und Herren, werden
wissen, dass ich mit stolzerfüllter Brust diesem Berufsstand angehöre und alles
darangesetzt
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