Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 133
jeder Nationalratssitzung geherrscht hat. (Beifall bei
den GRÜNEN. – StR Johann Herzog: Wer kann denn noch zurücktreten?)
Ich sage es noch einmal: Die Wiener Feuerwehr ist zum
Schutz der Bevölkerung da, und genau das hat sie getan. Sie hat, wie viele
andere berufstätige Menschen, das Recht auf Demonstration genützt. Und dass es der
ÖVP nicht passt, das mag schon sein. In manchen Ländern ist das
Demonstrationsrecht sehr, sehr weit eingeschränkt, in Österreich ist es noch nicht so. Was weiß man, was alles
noch von dieser Bundesregierung kommt. Ich hoffe, sie ist nicht mehr lange in
Amt und Würden.
Ich bedanke mich bei der Feuerwehr, dass sie sich
aktiv beteiligt hat beim Kampf gegen den Pensionsraub. Die Wiener GRÜNEN werden
diesem Misstrauensantrag selbstverständlich nicht zustimmen. – Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN und bei Gemeinderäten der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Strache. – Bitte.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und
Herren!
Ich möchte vielleicht nur, weil jetzt die Diskussion
doch noch ein bisschen weiter entbrannt ist, eines in Erinnerung rufen: Es gab
einmal vor einiger Zeit einen freiheitlichen Bundesrat, der eine Angelobung als
Bundesrat gehabt hat und damals in aller Freude für diesen würdigen Staatsakt
in seiner Polizeiuniform dort hingekommen ist, um die Angelobung in aller Würde
mit der Polizeiuniform zu begehen. Ich erinnere mich, wie die sozialistische
Bundesrätin Karlsson damals in einer Art und Weise versucht hat, das zu
skandalisieren und zu kriminalisieren, dass dieser Bundesrat Gausterer sich
damals erlaubt hat, die Angelobung in Uniform über sich ergehen zu lassen.
Aber genau das ist diese Fadenscheinigkeit, die sich
hier abspielt. Hier hat eine Demonstration stattgefunden, die legitim ist, auch
Streiks sind legitim, aber ich habe nicht in der Uniform dort zu erscheinen.
Das steht fest, und das sollte außer Streit stehen. (GRin Rosemarie Polkorab: Die Krankenschwestern dürfen das auch nicht?)
Das ist das Fadenscheinige, das sich hier abspielt. Ich sollte auch nicht mit
Dienstfahrzeugen auftreten und den Eindruck erwecken, das ist ein offizieller
Einsatz. Ich sollte dort letztlich auch nicht mit offiziellen Materialien
hantieren – zum Beispiel mit Schlagstöcken, oder scharfen Hunden bei der
Polizei –, die bei einer Demonstration zum Einsatz kommen. Die habe ich nicht
zu verwenden.
Da müsste der verantwortliche Innenminister
einschreiten, wenn Exekutivbeamte hergehen und sich vor der SPÖ-Zentrale in
Uniform und letztlich mit ihren Hunden ohne Beißkorb dort aufstellen und
demonstrieren. Dann wäre das genauso etwas, das nicht zu tolerieren ist, wie
eben dieser Bereich, wo Grenzen überschritten worden sind. Das versuchen Sie
immer wieder zu schmälern und kleinzureden, aber hier sind Grenzen
überschritten worden. Das hat nichts mit dem freien Demonstrationsrecht, mit
der Freiheit der Demonstration und mit dem Streikrecht zu tun.
Das ist etwas, das Sie aber nicht verstehen wollen,
und dafür hat nun einmal die StRin Brauner die Verantwortung zu tragen und
niemand anderer. Deshalb auch dieser Antrag.
Kurz zur Sicherheitspolitik noch, weil Sie heute hier
einen komplett anderen Ausschussbereich, den Sicherheitsbereich, so ausführlich
behandelt haben. Besprechen wir auch, dass wir in Wien ein massives Problem im
Bereich der Drogenkriminalität haben. Und da sage ich, da sind wir schon auch
gesellschaftspolitisch gefordert, etwas zu verändern. Wenn wir
gesellschaftspolitisch in diesen Bereichen nichts verändern, dann können wir
nicht nur danach schreien, mehr Exekutive einzusetzen. Da müssen wir auch bei
uns ansetzen, und auch Sie als Sozialdemokraten müssen einmal Ihre
Gesellschaftspolitik in diesem Bereich hinterfragen, ob da nicht auch letztlich
eine Ursache für die steigende Drogenproblematik in dieser Stadt liegt. Das
sollte man auch kritisch hinterfragen. Mehr möchte ich dazu gar nicht sagen.
Wenn der Herr GR Ellensohn zum Abschluss hier
herauskommt und in seiner gewohnt „sachlichen Art und Weise“ wieder alle
möglichen Herrschaften hier in diesem Haus angekübelt, soll es recht sein. Sie
können so weitermachen mit dieser Ankübelung, von Zündlern reden, von
Grausigkeiten reden. Ich denke, Sie sind der beste Beweis dafür, dass Sie nicht
ernst zu nehmen sind, Sie sind der beste Beweis dafür, dass oftmals der
Brandstifter selbst "Hilfe" schreit und anderen die Brandstiftung
unterstellt, Sie sind der Beweis als Abgeordneter, der sich ja schon mehrfach
bei gewalttätigen Demonstrationen aufgehalten hat, wo halt Pflastersteinwerfer
vorhanden waren, sich aber nicht davon distanziert hat. Ich denke, Sie können
sich hier nicht als Moralapostel gerieren und hier Moral vorspielen (Ruf bei den Grünen: Was heißt denn das?), wenn Sie es selbst nicht
vorleben. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Dr.
Tschirf. – Bitte schön.
GR Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Worum es geht, ist, dass Sie nicht unterscheiden
können zwischen dem legitimen Demonstrationsrecht und dem, was sich bei
Demonstrationen dann abspielt. Was Sie vor allem auch nicht unterscheiden
können – und da unterscheiden wir uns von Ihnen –, ist, wie man einerseits mit
Mehrheitsfindungen umgeht und andererseits das akzeptiert, was die Mehrheit
beschlossen hat.
Wir haben die Frau StRin Brauner nicht gewählt, es war für
uns aber selbstverständlich, dass wir von dem Zeitpunkt der Wahl an sie in
diesen Funktionen voll akzeptiert haben. Wir haben nicht immer so wie Sie von
einem zufälligen Wahlergebnis oder Ähnlichem gesprochen (GRin Mag Sonja Wehsely: Das ist auch schwer möglich bei dem
Wahlergebnis der ÖVP in Wien!), daher haben wir auch die Legitimation, das
zu tun, was in der
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