Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 133
Und warum gibt es dann sogar noch einen schaumgebremsten Nachschlag
im Bundesrat von Seiten der freiheitlichen Fraktion, die dort nicht jenen
Gesetzen zustimmen kann, die die eigenen Parteifreunde im Parlament
mitbeschlossen haben? Sie haben es zwar nicht so gemacht, dass der Nationalrat
noch einmal entscheiden muss, aber sie haben dokumentiert: Hier hat man unter
Koalitionszwang einem Gesetz, das Herr Haupt ausgearbeitet und eingebracht hat,
in diesem Zusammenhang zugestimmt, aber im Bundesrat versucht man eben, der
Öffentlichkeit noch einmal zu signalisieren: Schaut her, in Wirklichkeit sind
wir ohnedies ganz anders!
Egal, wie auch immer. Das gehört zur politischen
Auseinandersetzung, das habe ich zu akzeptieren, das sollen wir akzeptieren.
Nur: Wir sollen nicht jene kriminalisieren, die sich mit Recht ihrer Haut
wehren, und schon gar nicht die Feuerwehrler, die nicht bedrohen - ich glaube
nicht, dass es einen Einzigen gibt, der sich im ÖVP-Haus als Angestellter
bedroht gefühlt hat von Menschen, die Leben retten! Das halte ich ganz einfach
auch nicht für gerecht und für ehrlich, sondern das halte ich für ein bisschen
stark übertrieben. Und das ist genau die Methode, gegen die wir uns wehren!
Meine Damen und Herren! Sie
können unsoziale Gesetze mit Ihrer Mehrheit im Parlament durchaus auch weiter beschließen.
Sie können nur zum Glück eines nicht, denn da sind wir noch immer – und in
Zukunft wahrscheinlich noch stärker – stark genug, Sie können die Verfassung
und die Demokratie nicht so abändern, dass Sie Ihnen, Schwarz, passt. Und daher
bleibt es auch in Zukunft dabei: Sie werden akzeptieren müssen, bei der
Politik, die Sie betreiben, werden immer mehr und mehr Menschen dagegen
auftreten und demonstrieren bis zum Zahltag am Wahltag, und viele solcher
Demonstrationen werden möglicherweise auch vor der ÖVP-Zentrale stattfinden.
Aber, meine Damen und Herren, eine Bedrohung daraus
zu machen, die die Menschen lebensgefährlich bedroht, ist eine arge
Überspitzung. Das ist in Wirklichkeit eine Beleidigung für vernünftige
Menschen, die gegen Ihre Politik auftreten. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR David Ellensohn.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben hier eine Diskussion, wie sie die ÖVP
leider in den vergangenen Jahren schon öfter geführt hat. Der Herr Ulm,
Gemeinderat der ÖVP, kommt heraus und spricht von Nötigung, von
Freiheitsentzug, von Bedrohung, von Sachbeschädigung und kriminalisiert damit
die Feuerwehr in einer Art und Weise, die wir GRÜNE entschiedenst von uns
weisen müssen.
Aber das hat natürlich Methode: Die ÖVP
kriminalisiert alles, was nicht in das Weltbild passt, und wir als GRÜNE kennen
das. Wir haben im Vorjahr gesehen, wie weit ein Herr Andreas Khol geht, wir
haben im Vorjahr gesehen, wie weit die ÖVP rechts abgerutscht ist und bereit
ist, alles, was irgendwo fortschrittliche Politik machen möchte in diesem Land,
sozialere Politik machen möchte in diesem Land, zu kriminalisieren durch Abgeordnete,
und in diesem Haus im Speziellen durch Herrn Ulm, den ich schon des Öfteren
verdächtigt habe, einer anderen Fraktion anzugehören.
Die Zündler in dieser Republik, das ist nicht die
Feuerwehr, denn die hat die gegenteilige Aufgabe, die Feuerwehr ist dazu da,
die Bevölkerung zu schützen, die Zündler in dieser Republik, die sitzen in der
ÖVP und in der FPÖ (GR Mag Hilmar Kabas: Ach so!), weil sie einen Kahlschlag (ironische Heiterkeit bei der
FPÖ), einen sozialpolitischen Kahlschlag in diesem Land machen, und der
Pensionsraub ist der bis jetzt unverfrorenste Akt diesbezüglich. Der
Pensionsraub ist ein Anschlag auf die soziale Sicherheit in diesem Land, denn
die beste Sicherheitspolitik ist nicht Polizei auf der Straße, die beste
Sicherheitspolitik ist Sozialpolitik. Davon hat die ÖVP leider überhaupt keine
Ahnung, und der Herr Ulm kann das Wort wahrscheinlich nicht einmal schreiben. (Beifall
bei den GRÜNEN und bei Gemeinderäten der SPÖ.)
Die Österreichische Volkspartei kommt da heraus und
moralisiert durch die Gegend. Sie bringt einen Misstrauensantrag ein mit
dubiosen und fadenscheinigen Argumenten, denen man nicht einmal folgen kann nur
beim Zuhören, inhaltlich schon gar nicht. Aber das wirklich Hinterfotzige daran
ist, dass diese ÖVP momentan im Nationalrat sitzt und einen verteidigt, der
einen guten Grund hätte, zurückzutreten, das ist der Herr Minister Grasser. Ich
weiß nicht, gehört der jetzt zur FPÖ, ruhendes FPÖ-Mitglied oder schon/noch
nicht ÖVP-Mitglied, ich weiß es nicht, oder eine eigene Fraktion KHG, was auch
immer (StR Johann Herzog: Informieren Sie sich!), aber dieser Herr hätte
einen guten Grund zurückzutreten. Denn während er zuerst die Bevölkerung
ausgesackelt hat – und wie reich der Herr Grasser ist, das kann man im
"Format" und anderswo nachlesen –, hat er mehrere Akte gesetzt. Ich
erwähne jetzt nur die Homepage, deren Finanzierung – jetzt sagen wir es so,
dass wir nicht geklagt werden können – eine schlechte Optik – da verwende ich
sogar noch Worte eines ehemaligen Parteikollegen vom Herrn Grasser selber –
hat. Der hätte einen Misstrauensantrag verdient, der hätte sich einen
einstimmigen Misstrauensantrag verdient. Aber was passiert dort? Das ist der
ÖVP völlig egal. Völlig egal! Da gibt es keine Moral. Da gibt es keine Moral,
weil das einer von ihnen ist. Völlig Wurscht.
Die StRin Brauner soll zurücktreten, weil sie etwas
nicht verhindert hat. Sie hat nicht verhindert, dass demonstriert wird. Na ja,
wenn man für alles zurücktreten muss, was man nicht verhindert hat, was jemand
macht, müsste man sehr viel wissen. Der Herr Grasser müsste zurücktreten für
etwas, was er aktiv getan hat. Das ist ganz etwas anderes.
Der Herr Strasser könnte auch noch zurücktreten für einen
Haufen anderer Sachen, und die Bundesregierung insgesamt würde uns allen, bis
auf das, dass wir einen neuerlichen Wahlkampf führen müssten, eine Freude
machen, wenn sie morgen zurückträte, angesichts des Chaos, das gestern im
Bundesrat und vorher bei fast
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