Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 133
von Kriminalpolizei und Polizei
unsinnig ist, weil dadurch wesentliche Kontaktströme verloren gehen. -
Übrigens, Brigadier Mahrer hat mich in dieser Meinung ständig unterstützt;
damals hatte er eine andere Funktion. (GR Heinz-Christian Strache: Heute
aber auch!)
Wir haben
darauf hingewiesen, dass diese Großflächigkeit ganz einfach kontraproduktiv
ist. Man hat es trotzdem gemacht, weil ansonsten die personelle Auswechslung
nicht funktioniert hätte. Und die FPÖ weiß es sehr, sehr genau. Ich habe die
FPÖ noch vor Wirksamwerden dieser Strukturreform ersucht, bei der Frau
Vizekanzler dahingehend zu intervenieren, dass sie diese nicht unterstützen
möge. Die Wiener FPÖ hat sich da leider nicht durchgesetzt, sie hatte es
probiert. Aber es war ganz einfach so, dass die FPÖ und die ÖVP das
"bihändig" durchgezogen haben - die ÖVP aus personalpolitischen
Gründen.
Ich war
jetzt vor kurzem in vier Bereichen. Ich habe mir zum Beispiel den
20. Bezirk angeschaut. Als die Kriminalpolizei abgesiedelt wurde, hatten
die ein Fest veranstaltet, ein Abschiedsfest (GR Robert Parzer: Nein, das
Abschiedsfest hat es im 22. gegeben!) - es war mehr eine Trauerkundgebung.
Ich habe das miterlebt. Am selben Tag hatte man aus dem Kommissariat des
2. Bezirks 300 Riesenkisten mit Strafverfügungen hingebracht und
hiezu vier Personen abgestellt, die das dann im 20. Bezirk aufarbeiten
sollten. Kein Wunder, wenn die Bevölkerung es verspürt, dass die Wiener Polizei
nicht mehr so funktioniert, wie sie vorher einmal funktioniert hat.
Ich habe
mir den 15. Bezirk angeschaut, der eine Riesenfläche hat. Wissen Sie, dass
im 15. Bezirk am Abend oftmals nur bis zu 15 Polizisten im Einsatz
sind? Das ist ein Wahnsinn, wenn man weiß, was sich in diesem Bezirk abspielt! (GR
Dr Wolfgang Ulm: Märchenstunde! – GR Harry Kopietz: Aber der Kasperl ist wer
anderer!)
Ich könnte
das fortsetzen: Im 19. Bezirk gab es zum Zeitpunkt von voriger Woche einen
Minusstand von 50 Personen! (GR Dr Wolfgang Ulm: Mehr Beamte auf der
Straße!)
Daher,
Kollege Ulm, möchte ich auf eines im Besonderen hinweisen: Vor den Wahlen gab
es eine Presseaussendung des von Ihnen offenbar sehr geliebten Fritz
Neugebauer, und das ist auch in den Medien kommentiert worden. Die
Presseaussendung lautete: "Minister Strasser beweist Handschlagqualität".
Den Beweis für die Handschlagqualität hat er damit angekündigt, dass er Herrn
Neugebauer versprochen hat, dass es ab 2003 keine Einsparungen im
Personalsektor der Exekutive geben wird, und er hat auch selbst in einer
Zeitung gesagt: Jeder Polizist weniger gefährdet die Sicherheit!
Wie schaut
die Realität aus? (GR Heinz-Christian Strache: Minus 4 Prozent!)
Richtig: neuerlich minus 4 Prozent. Nächstes Jahr: neuerlich minus 4 Prozent.
- Die Handschlagqualität des Herrn Ministers gegenüber einem ÖVP-Gewerkschafter
hat schon "hohe" Qualität! Das muss man hier in aller Deutlichkeit
feststellen.
Daher
möchte ich heute einen Antrag einbringen, damit Wien in der Tat die sicherste
Stadt dieser Welt bleibt und um dem Ansteigen der Kriminalitätsrate
entgegenzuwirken. Und hier muss ich auch ein bisschen auf die Ausführungen der
FPÖ eingehen: Es hat in der Tat 1989 bei der Öffnung der Grenzen ein rasantes
Ansteigen der Kriminalitätsrate gegeben. Aber in den Jahren darauf hat es auf
Grund des Engagements auch der politisch Verantwortlichen und der Polizistinnen
und Polizisten eine ständige Reduktion der Kriminalitätsrate gegeben. -
Minister Strasser kam, und der Trend kehrte sich um! (GR Heinz-Christian Strache: Das waren aber schon statistische Tricks
durch Zusammenfassung von ...!)
Nein, nein, die statistischen Tricks passieren jetzt,
weil man jetzt eine Arbeitsgruppe eingesetzt hat, um hier zusammenzufassen; das
wissen wir ja.
Daher glaube ich, dass es höchst an der Zeit ist -
auch aufgrund der Generaldebatte gestern und der Worte, die hier gefallen sind
-, dass wir den Gemeinderat mit diesem Thema befassen und den Gemeinderat
ersuchen, uns dabei zu unterstützen. Ich hoffe, nachdem ich die Wortmeldungen
der FPÖ und der GRÜNEN gehört habe, dass es von Ihrer Seite hier eine
Unterstützung gibt, und ich hoffe auch auf die Unterstützung der ÖVP, nämlich
insofern, als es in den letzten Jahren Streichungen von Überstunden in
ungeheurem Ausmaß gab, als es in den letzten Jahren Streichungen von
Dienstposten in ungeheurem Ausmaß gab, als es in den letzten Jahren mehr als in
der Vergangenheit - das sage ich bewusst so - Abordnungen aus den Abteilungen
in Zentraldienststellen gegeben hat und gibt, und zwar in einem Ausmaß von
Hunderten mehr! (GR Dr Matthias Tschirf: Das war aber bei Ihrem
sozialistischen Innenminister ...!)
Deshalb stellen wir fest, dass es einfach nicht
verwundern darf, wenn im Bereich der Arbeit der Wiener Polizei – die sich wirklich
engagiert, wo nur der Frust ein extremer ist, weil sich dort kein Mensch etwas
zu sagen traut, weil der politische Druck ein so großer ist - etwas nicht
ordnungsgemäß passiert. Ich war vor wenigen Wochen - Kollege Ulm war auch dabei
- bei der Verleihung der "Best of", und ich habe Ähnliches auch dort
vor dem Herrn Minister gesagt. Wir haben dem Herrn Minister einmal als
Gemeinderat die Hand gereicht und ihn ersucht, gemeinsam mit uns eine Reform zu
diskutieren. Er hat diese ausgestreckte Hand nicht angenommen. Wir haben sie
ihm wieder gereicht und haben gesagt: Diese Stadt ist es wert, ganz einfach
dafür zu sorgen, dass ihre Bevölkerung in einer Struktur lebt, wie sie sie
vorher gewohnt war! - Wo immer ich heute hinkomme, erlebe ich, dass alte
Menschen bestohlen werden, dass mir von Einbrüchen berichtet wird! Es ist auch
aus der Statistik ablesbar, dass es regional Steigerungen von bis zu
50 Prozent im Bereich der Kleinkriminalität gibt. Davon sind nicht die
Durchschnittsbürger betroffen, sondern davon sind in erster Linie die älteren
Menschen betroffen, und auf diese gilt es hier im Besonderen Rücksicht zu
nehmen. Daher stellen wir folgenden Antrag:
"Der Wiener Gemeinderat richtet an die Bundesregierung
die Aufforderung, die Personalreduktion bei der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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