Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 133
nicht im Namen der ÖVP und nicht im Namen der FPÖ, ich danke
im Namen der Integrationskonferenz und des Kuratoriums. (GR Dr Wilfried
Serles: Nein, Sie haben ...!) Ich danke auch Frau StRin Brauner dafür, dass
sie jetzt diese Umstrukturierung macht.
Der Integrationsfonds wird ja - aber das wissen die
Kolleginnen und Kollegen nicht, und Kollege Ulm hat nicht aufgepasst (ironische
Heiterkeit bei der FPÖ) - nicht gleich aufgelöst, sondern umgestaltet. Ich
denke, dass wir hier für die Integrationspolitik in dieser Stadt alles
durchgeführt haben und dass das jetzt hoffentlich weiter so laufen wird - das
wünsche ich mir schon - wie beim Integrationsfonds.
Ich sage jetzt noch etwas wegen des
Misstrauensantrags von Seiten der Opposition, der ja die Sprachoffensive und
alle möglichen Sachen mit eingebunden hat. Lieber Hannes Seitner! Wir haben in
der Sozialdemokratie etwas - und ich danke dir recht herzlich, dass du weiter
Sozialdemokrat bleibst, dass du es selbst mit Anfeindungen geblieben bist und
uns doch immer kritisch gegenübergestanden bist -: Die Nelke, die ewig hält,
gehört dir! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner gelangt Herr GR Salcher zum Wort. Ich erinnere ihn daran,
dass die Redezeit ab jetzt 20 Minuten beträgt.
GR Dr
Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Das Versagen
der Frau StRin Brauner in vielen Bereichen ihres politischen Handelns und vor
allem auch des Nichthandelns würde allein schon einen Misstrauensantrag
rechtfertigen. Kollege Ulm ist auf das Ausländerwahlrecht eingegangen, wodurch
zwei Klassen von Bezirksräten geschaffen werden - gegen alle
verfassungsrechtlichen Bedenken! An sich sollte gerade eine mit absoluter
Mehrheit regierende Partei Wahlrechtsänderungen nur im Einvernehmen mit allen
anderen Parteien durchführen.
Aber ich
nenne Ihnen ein zweites Beispiel. Sehr geehrte Frau Stadträtin, sagen Sie mir
nachher in Ihrem Bericht ein einziges Argument, warum in Wien Ausländer nach
wie vor keinen regulären Zugang zu Gemeindewohnungen haben! Sie haben das
verhindert in der Zeit, als Sie mit uns regiert haben, Sie haben das verhindert
in der Zeit, in der Sie jetzt allein regieren. Das allein schon ist eine
Schande für eine Integrationsstadträtin! (Beifall
bei der ÖVP.)
Das
Einsetzen eines Mitarbeiters Ihrer Sektion als Leiter des Integrationsfonds
gegen massiven Widerstand, und jetzt, da dieser offensichtlich missliebig
geworden ist - wenngleich Sie ihm hier eine rote Nelke angesteckt haben -,
gleich wieder den ganzen Fonds aufzulösen, ist ein weiterer schwerer Beweis des
Versagens. (GRin Josefa Tomsik: Also Sie haben nichts begriffen, oder Sie
hören nicht zu!)
Eine
Desintegrationsstadträtin ist allein schon einen Misstrauensantrag wert. (GRin
Josefa Tomsik: Ich kann mich nicht erinnern, dass ich ...!) Nur wäre das
allein noch kein Grund, einen zu stellen, weil es da genug andere Mitglieder
der SPÖ-Regierung gäbe. Ich denke nur daran, dass wir am Vormittag über das
Debakel des StR Mailath-Pokorny in Bezug auf den Rabenhof gesprochen haben, und
mein Kollege Hahn, aber auch alle anderen Oppositionsparteien haben sich schon
mehrmals mit dem Totalversagen der Frau StRin Pittermann auseinander gesetzt -
um hier nur zwei herauszuheben.
Der Grund,
warum wir hier einen Misstrauensantrag stellen, betrifft einen der heikelsten
Bereiche der Demokratie, nämlich Rechtsstaatlichkeit und innere Sicherheit. Die
SPÖ hat hier, vor allem auf dem Gebiet der Justiz, keine große Tradition. Ich
erinnere nur an einen Justizminister Broda, der immer als Vertreter
sozialistischer Interessen und nicht als Vertreter einer objektiven Justiz
agiert hat (GRin Sonja Kato: Das war der Minister ...!) und der es in
seiner gesamten Amtszeit verhindert hat, dass einer der größten Kriminal- und
politischen Skandale der Zweiten Republik, nämlich der Lucona-Skandal,
entsprechend aufgedeckt wurde. (Beifall
bei der ÖVP. - VBgm Dr Sepp Rieder: Das war noch der Bundesminister Ofner, Herr
Salcher, der von der "dünnen Suppe" gesprochen hat!)
Es stimmt,
dass Bundesminister Ofner nachher aus einer Koalitionsdisziplin dazu
beigetragen hat, dass das auch nicht aufgelöst wurde. (VBgm Dr Sepp Rieder:
Da hat es den Bundesminister Broda nicht gegeben!) Aber die Wahrheit ist,
Herr Vizebürgermeister, es bedurfte des Eintritts der Österreichischen
Volkspartei in die Bundesregierung, dass ein unabhängiger Justizminister
eingesetzt wurde, der diese ganzen Machenschaften und diese Verquickung von
Politik und Justiz geändert hat und der die Verantwortlichen zur Rechenschaft
gezogen hat. (Widerspruch bei der SPÖ.) Das ist der Österreichischen
Volkspartei zu verdanken! (Beifall bei
der ÖVP. - VBgm Dr Sepp Rieder: Sie meinen den Minister Böhmdorfer, nicht? -
Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Viele
Spitzenrepräsentanten dieser Stadt haben zuvor zum Beispiel die Funktion eines SPÖ-Landesparteisekretärs
oder Gewerkschaftsfunktionen ausgeübt. Das ist auch sehr legitim, weil das ein
natürliches Rekrutierungsmuster vieler politischer Parteien ist. Ich muss aber
sagen - weil ich hier gerade mit Herrn VBgm Rieder diskutiert habe -, dass es
eigentlich alle in unterschiedlicher Graduierung geschafft haben, zu erkennen,
wo eine parteipolitische Funktion aufhört und wo ein politisches Amt beginnt.
Der ehemalige Klubobmann Hatzl, der parteipolitisch sicher wesentlich mehr
verhaftet ist als die Frau StRin Brauner, weiß, dass er heute in seiner
Funktion als Erster Präsident des Landtags hier eine andere Aufgabe zu erfüllen
hat, als er das zuvor als Klubobmann der SPÖ getan hat.
Sehr geehrte Frau Mag Brauner! Sie sind bis heute
Landesparteisekretärin der SPÖ geblieben, und das ist unser Hauptvorwurf an
Sie. Sie sind habituell nicht zu der Überparteilichkeit fähig, die dieses Amt
von Ihnen verlangt. (Beifall bei der ÖVP
sowie des GR Kurth-Bodo Blind.) Gerade eine Stadträtin, die in dieser Stadt
für die
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