Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 133
ja nicht einmal Sie, was das Ausländerwahlrecht betrifft!
Das ist ja das Schlechte!) Ich habe noch nie behauptet, dass ich alles im Leben
kann, aber ich verlasse mich auf ... (GRin Heike Trammer: Auf die Partei! -
GR Heinz-Christian Strache: Auf die Partei! - Weitere Zwischenrufe.) Bitte?
(StRin Mag Maria Vassilakou: Gesunden Menschenverstand!) Ich verlasse
mich nicht nur auf meinen gesunden Menschenverstand, sondern ich verlasse mich auch
auf Juristen, die hier sagen: Es ist möglich, dass ausländische Mitbürger
wählen können. (GR Gerhard Pfeiffer: Im Gemeindebau ...! - Weitere
Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Man müsste hier natürlich
auch das Marktamt, alle Einrichtungen der Stadt Wien, die hier in unserem
Ressort für die Menschen da sind, lobend erwähnen. Meine Damen und Herren
Abteilungsleiter, seien Sie nicht böse, dass ich nicht jede einzelne Abteilung
- wie das Standesamt, das auch für die Menschen arbeitet, wie die MA 20,
die für das Fremdenrecht zuständig ist und auch zur Integration gehört - hier
ganz besonders erwähne. Aber ich sage Ihnen meinen herzlichen Dank! (Beifall
bei der SPÖ.)
Erlauben Sie mir, dass ich hier Stellung zum Wiener
Integrationsfonds nehme. Dort hatte ich seitens meiner Fraktion die Ehre, schon
im Jahr 1987 einen Arbeitskreis zu bilden, um darüber nachzudenken, wie wichtig
das für Menschen ist, die in unserer Stadt leben und nicht der deutschen
Muttersprache mächtig sind: Wie können wir hier etwas durchführen, dass die
Menschen auch integriert werden können?
Wir wissen, dass es nicht so einfach war - auch nicht
in den eigenen Reihen -, den Wiener Integrationsfonds durchzubekommen. Es waren
einige wenige - und dazu habe ich gehört -, die aus reinem Menschenverstand
gemeint haben, dass ein Integrationsfonds notwendig ist. Wir haben damals noch
gar nicht gewusst, wie das heißen soll. Auch einige Herrschaften von der ÖVP
wissen, weil sie damals in den überparteilichen Gesprächen dabei waren, dass
wir uns gefragt haben: Wie sollte es heißen?
Wir sind im Jahr 1991 nach Frankfurt gefahren - da
war meines Wissens auch Kollege Kabas dabei - und haben uns dort die
multikulturelle Konferenz angesehen. Wir haben gesehen, wie wichtig es wäre,
dass wir ungefähr das Gleiche wie in Frankfurt bekommen. Dort hatte damals StR
Cohn-Bendit dieses multikulturelle Amt, wie es dort geheißen hat, übernommen
und diese Tätigkeit durchgeführt, um Unverständnis zwischen den dort Ansässigen
und den Dazugekommenen wegzubekommen.
Damals war ganz groß - Hammel werden überall
gebraten, es war einer, der in einem Hinterhof in der Leopoldstadt gebraten
wurde -, dass Kinder, die nicht deutsch können, in die Schule gehen. Es wurden
schon vor dem Integrationsfonds Begleitlehrer in die Klassen gesetzt, die einen
hohen Ausländeranteil, einen hohen Anteil von Kindern nichtdeutscher
Muttersprache haben; das war schon vor dem Integrationsfonds so. Als er dann
gegründet war - mit Zustimmung der ÖVP, und damals war auch, glaube ich,
Vizepräsidentin Hampel-Fuchs dabei -, haben wir gemeint: Jetzt haben wir etwas
geschaffen! Ich habe schriftlich festgehalten - in meiner eigenen Schrift, die
kann ich gut lesen -, dass wir gemeint haben: 10 bis 15 Jahre müssten
genügen, um die Wiener darüber aufzuklären, was Integration heißt. Wir sind
jetzt im zwölften Jahr des Integrationsfonds. Ich denke, dass die Arbeit, die
der Integrationsfonds geleistet hat, sehr vorteilhaft war. Der Geschäftsführer,
Hannes Seitner, hat mir gesagt: Wenn etwas gut ist, wenn es so gut läuft, dann
muss es übernommen werden; dann ist es gescheit, wenn es übernommen wird.
Wenn man etwas mitgeschaffen hat, steht man dazu
emotional vielleicht anders als Menschen, die sich nie viel darum gekümmert
haben. Ich war nie ein oberflächlicher Mensch - so wie viele meiner
sozialdemokratischen Kolleginnen und Kollegen - immer ein Mensch, der emotional
gedacht hat. (Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der FPÖ.) Nein,
ich habe gesagt: kein oberflächlicher Mensch! (GR Dr Wilfried Serles: Sie
wollten sagen ...! Aber Sie haben gesagt: Nie oberflächlich wie viele meiner
sozialdemokratischen Kollegen!) Sie machen sich jetzt lächerlich, das ist
ja klar! (GR Heinz-Christian Strache: Nein, das haben Sie so gesagt!)
Wenn Sie das so verstanden haben, dann meine ich: Ich habe im Geist einen
Beistrich gesetzt und dann weitergesprochen. Aber leider Gottes, so wie ich
sage: Wenn ich emotional bin, vergesse ich Beistriche! Es war also ein
Beistrich, und dann habe ich weitergesprochen.
Ich denke, dass in den letzten fünf Jahren einem
Menschen, der jetzt auch hier im Saal ist, obwohl er heute Urlaub hat, nämlich
dem Kollegen Hannes Seitner so viel an Schlechtigkeiten nachgesagt wurde wie
keinem anderen Menschen: Schlecht, dass er Sozialdemokrat ist - ich finde es
gut; schlecht, dass er noch dazu in Margareten mitarbeitet - ich finde es gut.
Du kannst aber auch in die Brigittenau kommen, du musst nicht unbedingt in
Margareten sein! Persönlich muss ich sagen - und ich sage das, was ich auch im
Kuratorium des Wiener Integrationsfonds gesagt habe -, dass ich am Anfang mit
dir in Streit geraten bin. Natürlich ist er ein analytischer Mensch, und ich
bin das nicht. Er hat mir immer erklärt, wie lange etwas dauern kann. Er hat
zwar Recht gehabt, aber ich werde grantig, wenn etwas länger dauert.
Mittlerweile kennt er mich und weiß, dass ich das ernst gemeint habe.
Lieber Hannes Seitner! Namens des Kuratoriums des
Wiener Integrationsfonds - ohne ÖVP -, namens der Integrationskonferenz, namens
meiner sozialdemokratischen Kolleginnen und Kollegen darf ich dir für deine
Arbeit im Wiener Integrationsfonds herzlich danken. (Beifall bei der SPÖ.)
Du hast ihn so weit geführt, dass er jetzt in eine Magistratsabteilung
umgewandelt werden kann. Wir hoffen, weiter mit Kanten (ironische Heiterkeit
bei der FPÖ), so wie wir uns das vor zwölf Jahren vorgestellt haben. (GR
Günther Barnet: Das ist der Witz der Woche!)
Wenn Sie das ein bisschen weniger lächerlich finden und ein
bisschen nachdenken würden - vielleicht könnten Sie mir einmal zuhören! Ich
habe ja gesagt, ich danke
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