Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 133
leben, die von sich aus nicht bereit sind, ihren Beitrag zur
Integration zu leisten! Das ist ja der Missstand, den wir aufzeigen, und
deshalb müssen wir die Reglementarien verschärfen und noch restriktiver machen!
(Weiterer Zwischenruf des GR Christian Oxonitsch.) Da bin ich ja ganz
Ihrer Meinung, Herr Oxonitsch (GR Christian Oxonitsch: ... Ihr Zwang!
Ihr Zwang!), und es freut mich, dass Sie uns endlich in dieser Frage
unterstützen! Da gebe ich Ihnen ja Recht, und da werden wir Sie auch prüfen, ob
Sie uns in Zukunft in dieser Frage unterstützen. (Beifall bei der FPÖ. – GR
Christian Oxonitsch: Mit Ihrer Zwangspolitik haben Sie nichts erreicht!
Versagt! Versagt!)
Ich komme damit wieder auf die Konferenz der
Staatsbürgerschaftsreferenten zu sprechen. Dort ist auch festgehalten worden,
dass man in der Frage der Einbürgerungen in Zukunft restriktiver vorgehen muss,
und es wurde dort auch beschlossen, dass man einen Gesetzentwurf, eine
Gesetzesinitiative vorbereiten wird, die man im Parlament gemeinsam einbringen
wird. Mehrere Bundesländer haben sich darauf verständigt. Natürlich ist es so,
dass wir, wie Frau Kollegin Vassilakou gesagt hat, ein Gesetz haben, laut
welchem ein Zuwanderer nach zehn Jahren die Möglichkeit hat, die Staatsbürgerschaft
zu beantragen. Aber selbstverständlich besteht da kein Rechtsanspruch. Ein
Rechtsanspruch besteht nach wie vor – dies ist per Verfassung festgelegt - nach
30 Jahren Aufenthalt in diesem Land und wenn man gewisse Voraussetzungen
erfüllt. Alles andere ist eine Auslegungsfrage.
Gerade da aber sind wir beim entscheidenden Punkt,
und da sind die Wiener, die Sozialisten in Wien, sehr, sehr locker, was die
Auslegungsfragen betrifft - das haben wir in den letzten zehn Jahren feststellen
müssen -, und deshalb haben Sie auch in den letzten zehn Jahren alleine in Wien
105 000 Einbürgerungen vorgenommen - viele zu Recht, aber auch manche
unserer Meinung nach zu Unrecht, weil keine Integrationswilligkeit der Werber
vorhanden war oder erkennbar war und die Deutschkenntnisse nicht in unserem
Sinne ausreichend sind.
Das ist genau die Diskrepanz, und da gilt es auch für
uns hier, sich neue Ansätze zu überlegen und Überlegungen dahingehend
anzustellen, dass wir in diesem Bereich Veränderungen vornehmen. Die große Zahl
der Einbürgerungen bringt es ja auch mit sich, dass es nach wie vor einen
quotenfreien Zuzug von Familienmitgliedern gibt, und das schafft ja wieder
weitere Spannungsfelder in diesem Land: Das schafft die Spannungsfelder auf dem
Arbeitsmarkt, das führt dazu, dass wieder weiterer Druck entsteht. Das führt ja
auch zu diesen Arbeitslosenzahlen, die Herr Kollege Tschirf heute schon in
seinen Ausführungen angesprochen hat, auf die Sie dann zu replizieren versucht
haben.
Und ganz so ist es nicht, wie Sie heute ausgeführt
haben. Es ist eben der permanente Zuwanderungsdruck, der vorhanden ist, der
dann auch wieder einen Druck auf dem Arbeitsmarkt erzeugt und der auch wieder
einen Verdrängungswettbewerb erzeugt, sodass Menschen, die vor 20 Jahren
zugewandert sind, dann von Neuzuwanderern auch wieder verdrängt werden. Das ist
die Problematik! Der zugewanderte Tischler, der sich heute angeblich in der
Arbeitslosigkeit befindet, ist mir in der Statistik bis dato wirklich nicht aufgefallen,
und ich habe es wirklich als spannend empfunden, dass Sie heute gerade diese
Berufsgruppe angeführt haben und das als die große Problematik des
Zuwanderungsbereichs dargestellt haben. Dort ist diese Problematik mit
Sicherheit nicht vorhanden! Ich glaube eher, Sie waren in dieser Situation in
einer Verlegenheit und hatten einfach keine Antwort gefunden und haben dann
eben irgendeine Notantwort gegeben. (StRin Mag Maria Vassilakou: Stimmt
überhaupt nicht!)
Faktisch ist es auch so, wenn man eingebürgert werden
will und den Antrag stellt und dann auch die Genehmigung erhält, dass das
nicht, wie Sie behauptet haben, für die Familie 30 000 EUR kostet,
sondern das ist wesentlich günstiger zu erhalten. Da haben Sie wahrscheinlich
30 000 S gemeint, nicht 30 000 EUR. Das wird wahrscheinlich
ein Versprecher gewesen sein, das verstehe ich. Es ist auf alle Fälle
wesentlich günstiger, als Sie gesagt haben. Ich denke aber, dass die
Staatsbürgerschaft auch etwas wert sein muss. Das ist eben kein
Geschenkartikel, und da sollte man auch Kriterien daran legen, auf die wir sehr
großen Wert legen. Sie vielleicht nicht, wir schon!
Und wir stehen auf dem Standpunkt, dass es eben
gerade auch in der Zuwanderungspolitik Grenzen geben muss. Wir sagen, als
österreichische Politiker haben wir natürlich in erster Linie Politik für den
österreichischen Staatsbürger zu machen. Wenn Sie der Meinung sind, dass das
nicht die Aufgabe eines österreichischen Politikers ist, dann sagen Sie das
offen! Wenn Sie der Meinung sind, dass Sie einer Zuwanderungspolitik das Wort
reden müssen, durch die irgendwann einmal faktisch und statistisch die
Situation entsteht, dass die österreichische Bevölkerung zur Minderheit geraten
würde, dann sagen Sie das, dass das Ihr Verständnis des politischen Ansatzes
ist! Unserer ist es nicht.
Deshalb möchte ich auch kurz den Bereich des
Integrationsfonds ansprechen, der in den letzten zehn Jahren hier in Wien eine
Arbeit geleistet hat, die aus unserer Sicht in keiner Weise positiv zu bewerten
ist. Wir haben deshalb auch von Anfang an gesagt, dass wir in diesen
Integrationsfonds nicht hineingehen werden, auch keinen Vertreter entsenden
werden. Wir waren in diesem Punkt von Anfang an konsequent. Bei anderen
Parteien ist das dann in der Folge geschehen, aus welchen Gründen auch immer -
sicherlich aus anderen Überlegungen, keine Frage. Für uns waren einfach der
Ansatz und die Inhalte, die man dem Integrationsfonds auf den Weg mitgegeben
hat, die falschen. Ich finde es positiv, dass man nach zehn Jahren, in denen
wir die Auflösung des Integrationsfonds verlangt haben, jetzt endlich auf
unsere Forderung eingeht - wobei mir natürlich schon klar ist, dass das, was
jetzt passiert, einen anderen Hindergrund hat: Jetzt wird eine
Magistratsabteilung geschaffen, und das hat natürlich andere Motivationen und
andere
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