Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 133
ganz bewusst: nicht Übernahme, sondern Respektierung - aller
christlichen, ethischen, ästhetischen Grundwerte, die wir nun einmal in Europa
haben. Das ist ja etwas, was ich als Voraussetzung annehme, wenn Menschen zu
uns kommen, um sich in unserem Land niederzulassen: dass sie das auch
akzeptieren! Das ist aber oftmals nicht gegeben. - Und natürlich gehört auch
die Beachtung der Lebensart dazu, vor allen Dingen der Konvention im Umgang mit
der österreichischen Bevölkerung, und auch die Identifikation mit dem
Adoptiv-Vaterland, das wir für viele Zuwanderer darstellen.
All das sind Dinge, die für uns wichtig sind, und
deshalb sagen wir auch immer: Mit der Politik, die in den letzten zehn Jahren
gelebt wurde, hat man keine Differenzierung getroffen, und man hat diese Dinge
von den zugewanderten Menschen auch nicht einverlangt. Wir befinden uns heute
in der Situation, dass auch Menschen zu uns gekommen sind, die nichts mit
diesen Grundwerten zu tun haben, nichts mit dieser Verfassung zu tun haben
wollen, nichts mit Demokratie zu tun haben wollen, sondern
islamistisch-radikale muslimische Prinzipien vertreten, die auch mit der
Demokratie nicht vereinbar sind.
Diese Diskrepanz erleben wir. Das ist aber der
gänzlich falsche Ansatz. So züchten wir Probleme, die auf Dauer zu Spannungen
führen müssen, was natürlich auch dem Terrorismus in Europa in anderen
Strömungen wieder Zulauf verschafft. Und das ist etwas, was wir einfach nicht
unterstützen können, und deshalb war es mir wichtig, heute auch ein bisschen
unsere Begrifflichkeit, unser Verständnis vom Wort "Integration"
darzulegen, weil Sie das auch getan haben.
Am Ende einer erfolgreichen Integration steht
natürlich dann die Staatsbürgerschaft. Wenn man die Integration erfolgreich
durchschritten hat und am Ende diesen Prozess erfolgreich abgeschlossen hat,
dann kann man und soll man auch die Möglichkeit haben, wie es im Gesetz ja auch
verankert ist, die Staatsbürgerschaft zu erhalten und österreichischer
Staatsbürger zu werden, wenn man alle diese Voraussetzungen erfüllt.
Und das Wahlrecht ist nun einmal ein Recht, wie heute
schon angesprochen wurde, das eben in der Verfassung auch klar und deutlich mit
dem Staatsbürgerschaftsrecht verbunden ist. Das ist etwas, was leider Gottes
die SPÖ und die GRÜNEN in diesem Haus nicht akzeptieren wollten, weshalb sie
auch diese Entscheidung im Wiener Landtag getroffen haben, die ja jetzt auch
den Verfassungsgerichtshof beschäftigen wird. Darüber haben wir schon genügend
Diskussionen geführt, und es wäre müßig, jetzt noch einmal im Detail darauf
einzugehen. Aber der Verfassungsgerichtshof wird eine Entscheidung zu treffen
haben, und ich bin schon sehr gespannt, wie sie ausfallen wird.
Zum Einbürgerungsrekord, weil Sie heute die
Einbürgerungsoffensive angesprochen haben, darf ich darauf hinweisen: Die
Einbürgerungsoffensive haben wir in dieser Stadt seit nahezu einem Jahrzehnt!
Es ist wirklich skurril, wenn Sie sich hier herstellen und sagen: Wir verlangen
eine Einbürgerungsoffensive!, wo doch Wien im Vergleich mit den anderen Bundesländern
überhaupt der Vorreiter in der Einbürgerungsfrage ist. Es werden von Ihnen dann
immer wieder so lustige Vergleiche gebracht, indem Sie zum Beispiel sagen, die
Kärntner haben ja eine viel, viel ärgere Steigerungsquote. – Nun, keine Frage:
Wenn ich die Zahlen von Kärnten hernehme, wo wir im Jahr 2001 insgesamt –
Nettozahlen – 438 Einbürgerungen gehabt haben – 438 Einbürgerungen! -
und sie jenen von Wien gegenüberstelle, wo es im Jahr 2001 13 394 Einbürgerungen waren (GR
Godwin Schuster: Wir vergleichen aber Prozentsätze!), dann sehe ich anhand
der Zahlen, dass das 30 Mal so viele Einbürgerungen sind wie im Land
Kärnten. (GR Godwin Schuster: Aber in Prozenten ...!) Dann können
Sie uns kein X für ein U vormachen, und auch den WienerInnen nicht. Dann weiß
man, in Wirklichkeit wird in dieser Stadt die Einbürgerung nicht restriktiv,
sondern permissiv vorgenommen. Man hat den Eindruck, sie wird teilweise als
Geschenkartikel angesehen und man gibt sie sehr, sehr schnell weiter, ohne dass
man auch wirklich darauf achtet, ob Deutschkenntnisse vorhanden sind (GR
Christian Oxonitsch: Da haben Sie auf einen "erfolgreichen" Punkt zu
verweisen!), ob der jeweils um die Staatsbürgerschaft Ansuchende sich auch
wirklich bereits integriert hat.
Und leider Gottes ist es oftmals ein Faktum, dass wir
heute auch eingebürgerte Staatsbürger haben, die der deutschen Sprache nicht
mächtig sind. (GR Christian Oxonitsch: Was haben Sie dann da jetzt zwei
Regierungen lang zusammengebracht?) Das ist leider ein Faktum, Herr Kollege.
Das ist ein Faktum: Wir haben viele Neo-Österreicher, die leider Gottes der
deutschen Sprache kaum mächtig sind. Das ist ja ein Problem, das Sie auch mit
zu verantworten haben und mit verursacht haben. Von Ihren so genannten
Sprachoffensiven hört man immer nur Großartiges (GR Godwin Schuster: Wie
stolz waren Sie auf den Integrationsvertrag der
Bundesregierung! ... Ergebnis!), aber in Wirklichkeit sind sie
nicht wirklich fruchtbar gewesen in dieser Stadt, und wir haben nach wie vor
massivste Probleme auch im Bereich der Sprachdefizite. (GR Christian
Oxonitsch: Wie viele Teilnehmer haben Sie bei den Kursen?)
Aber ich bleibe jetzt bei den Einbürgerungen, Herr
Klubobmann Oxonitsch. (GR Christian Oxonitsch: Bleiben wir bei den
Sprachkursen! Wie viele Teilnehmer haben Sie da?) Bleiben wir bei den
Einbürgerungen. (GR Christian Oxonitsch: Ich verstehe ja, dass Sie nicht
antworten wollen!) Es hat jetzt Anfang Juni in Pörtschach eine Konferenz
der Staatsbürgerschaftsreferenten der Bundesländer stattgefunden, und dort ist
- (Weiterer Zwischenruf des GR Christian Oxonitsch.) - ich verstehe Sie
nicht, weil Sie immer dreinrufen, das ist das Problem. Was haben Sie gefragt? (GR Christian Oxonitsch: Wie viele Teilnehmer
bei den viel bejubelten Integrationsvertrags-Sprachkursen? Das haben Sie mir
noch immer nicht gesagt!)
Schauen Sie, da stimme ich ja ganz mit Ihnen überein: Da ist
noch viel zu tun! Und gerade das ist ja der Ansatz, Herr Kollege! Ich gebe Ihnen
gerne die Antwort darauf: Daran sieht man, dass viele Menschen bei uns
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