Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 133
(GR Kurt Wagner: Ihre Kanzlei dürfte nicht gut gehen!) Das war
ein krasser Fehler der Feuerwehrverwaltung, dass man diese Löschfahrzeuge für
eine politische Meinungskundgebung zur Verfügung gestellt hat. (Ruf bei der
SPÖ: Ein Grasser-Fehler! Die Homepage!) Selbstverständlich haben Sie das
auch politisch zu verantworten, Frau Stadträtin! (GR Christian Oxonitsch:
Wissen Sie, was Sie politisch zu verantworten haben?)
Die SPÖ hat sich einmal mehr der Mittel der Stadt
bedient, um ihre eigene Politik zu machen. (GR Christian Oxonitsch: Wissen
Sie, was Sie politisch zu verantworten haben? Das regt genug Leute auf! – GR
Kurt Wagner: ... gegen die Jungen und gegen die Frauen! – Weitere Zwischenrufe
bei der SPÖ.)
Sehr geehrter Herr Klubobmann! Erschwerend kommt zu
diesem demokratiepolitischen und rechtsstaatlichen Skandal der Umstand hinzu,
dass es sich bei der Frau Stadträtin um die Personalstadträtin handelt, die in
besonderer Weise auf die Einhaltung der Dienstpflichten der Mitarbeiter zu
achten hat. (GRin Josefa Tomsik: Die soll natürlich nicht für das Personal
da sein!) Erschwerend ist, dass es sich um die Innenstadträtin handelt, die
in besonderer Art und Weise für Sicherheit sorgen sollte - und nicht für
Unsicherheit und für die Gefährdung von Personen! (GR Johann Hatzl: Ehrlich
gesagt, sie schaut anders aus als der Strasser!) Und als weiterer
Erschwernisgrund kommt noch dazu, dass sich ja sogar ein
Sicherheitswachekörper, nämlich die Rathauswache, an dieser Aktion beteiligt
hat - an einer Aktion, die aus meiner Sicht gekennzeichnet war von Gewalt gegen
Sachen, gegen Menschen und gegen Ideen! (GR Harry Kopietz: Ist ja
ungeheuerlich, diese Anschuldigung! – GR Godwin Schuster: Es hat geblitzt
draußen und gedonnert! – GR Kurt Wagner: Vorsichtig sein, wenn Sie beim Regen
hinausgehen! Sie haben Angst vor dem Wasser!)
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sie haben sich dem Verdacht
des Amtsmissbrauches und der Beleidigung ausgesetzt, und Sie haben sich dem
Verdacht der Beitragstäterschaft zu Sachbeschädigung, Nötigung und
Freiheitsentziehung ausgesetzt. (GR Christian Oxonitsch: Haben Sie einen
Auftrag von der ÖVP, oder was?) Sie haben sich für dieses Amt
disqualifiziert! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich bringe daher gemeinsam mit weiteren
25 Antragstellern und Unterzeichnern einen Misstrauensantrag mit folgendem
Inhalt ein:
"Der Wiener Gemeinderat möge durch ausdrückliche
Entschließung der amtsführenden Stadträtin für Integration, Frauenfragen,
Konsumentenschutz und Personal das Vertrauen entsagen.
In formeller Hinsicht wird die namentliche Abstimmung
begehrt." (Beifall bei der ÖVP. – GR Kurt Wagner: Können wir über den
Schüssel dann auch gleich abstimmen?)
Dies ist aber nicht das einzige Beispiel für Versagen
in diesem Ressort. Wir finden es leider Gottes an vielen anderen Stellen
ebenso, zuvorderst im Bereich der Integration, und hier nicht nur bei der
Integration von Ausländern, sondern auch bei der Integration von Behinderten.
Nach wie vor erfüllen wir die Vorgaben des Behinderteneinstellungsgesetzes
nicht, nach wie vor gibt es 873 offene Pflichtstellen, die nicht durch
Behinderte besetzt werden konnten, und es ist daher eine Ausgleichstaxe nach
dem Behinderteneinstellungsgesetz in der Höhe von 1,6 Millionen EUR
allein für das Jahr 2000 zu bezahlen. - Wir können uns alle vorstellen,
wie viel wir mit diesem Geld für Behinderte hätten tun können.
Besonders augenfällig ist das Versagen in der
Integrationspolitik durch die Auflösung des Integrationsfonds geworden, die von
einem Tag auf den anderen angekündigt worden ist, wo von einem Tag auf den
anderen der Stellvertreter des Geschäftsführers Seitner die Geschäfte übernimmt
und wo man das Kuratorium ad hoc darüber informiert, dass man sich
möglicherweise nie wieder zusammensetzen wird.
Das Versagen ist besonders augenscheinlich in den
Bereichen Wohnsituation und Spracherwerb, wo Sie für unsere ausländischen
Mitbürger viel zu wenig gemacht haben. Was Sie aber in der Integrationspolitik
gemacht haben, das ist das Gleiche wie auch in der Sicherheitspolitik und bei
Ihrem Einsatz da draußen in der Lichtenfelsgasse vor drei Wochen, nämlich zu
polarisieren. (GR Godwin Schuster: Sagen Sie einmal, wie viele Kurse durch
den Integrationsvertrag entstanden sind!) Und das ist eigentlich der
schlimmste Vorwurf und der vernichtendste Vorwurf, den man einem Politiker
machen kann. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie polarisieren mit einem Ausländerwahlrecht, das
völlig unverständlich ist, das nicht nur der Bundesverfassung, sondern auch der
Stadtverfassung widerspricht, das Bezirksräte erster und zweiter Klasse
schafft, bei dem die gewählten inländischen Bezirksräte ganz andere Rechte
haben als die gewählten ausländischen Bezirksräte, die sich natürlich - und
verständlicherweise - diskriminiert fühlen. Viele Inländer fühlen die
Diskriminierung, weil sie sagen, das Wahlrecht ist ein
Staatsbürgerschaftsrecht. Der ausländische gewählte Bezirksrat wird sich erst
recht diskriminiert fühlen, wenn er nicht die gleichen Rechte hat wie die
inländischen Bezirksräte.
Wir stellen ein völliges Versagen der Personalstadträtin
fest, was die Harmonisierung der Pensionssysteme betrifft. Frau Stadträtin, ich
dachte, Sie waren vor drei Wochen da unten, um am Streiktag für die
Harmonisierung zu demonstrieren. Das war doch der große Aufruf am Streiktag. -
Ja Sie hätten die Harmonisierung in Wien schon längst angehen können, aber Sie
haben ja nicht einmal die Reformen des Bundes aus den Jahren 1997 und 2000 in
Ihrem Bereich umgesetzt! Nach wie vor haben wir in Wien ein gesetzliches
Pensionsantrittsalter von 60 Jahren, nach wie vor haben wir ein
durchschnittliches Pensionsantrittsalter von 57 Jahren. (GR Godwin
Schuster: Gräueltaten dieser Regierung!) Ich sage Ihnen, selbst wenn Sie
sich da jetzt so echauffieren (GR Godwin Schuster: Weil Sie offenbar das
Thema verschlafen haben!): Das wird von den Wienern nicht als gerecht
empfunden werden und wir werden Nachteile durch diese Politik erfahren. (GR
Godwin Schuster: Welche? Bitte können Sie uns zwei nennen!) Und diese
Nachteile,
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