Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 133
müssen, aber es bleibt mir nichts anderes über: "Eine
gefährliche Drohung ist die Drohung mit einer Verletzung an Körper, Freiheit,
Ehre oder Vermögen, die geeignet ist, begründete Besorgnisse einzuflößen."
(GRin Josefa Tomsik: Ein Löschschaum ist
eine gefährliche Drohung? - GR Dipl Ing Martin Margulies: Die Politik von
Schüssel ist eine gefährliche Drohung! Oder was wollen Sie damit sagen?) Jetzt
frage ich Sie: Wie sollen sich Menschen in einem Haus fühlen, wo rundherum
Löschschaum ausgebreitet wird, sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt
sind, das Haus nicht mehr ungehindert verlassen oder betreten können (GR Christian Oxonitsch: Wer hat das
gesagt?) und wo sich ihnen Feuerwehrleute mit Helm und in Uniform auf
Drehleitern nähern? (Heiterkeit bei SPÖ
und GRÜNEN.) Ich sage Ihnen, mit diesem einzigartigen Verhalten, dass eine
Wiener Einsatzorganisation nicht versucht hat, Unheil abzuwenden, sondern
Unheil gegenüber Menschen gebracht hat, mit dieser einzigartigen Aktion ist
nicht nur die Grenze der gefährlichen Drohung erreicht worden, sondern auch die
des Freiheitsentzugs, der Nötigung und der Sachbeschädigung. Denn gut ist
dieser Löschschaum weder für Menschen noch für den Asphalt und eine gefährliche
Drohung und Nötigung ist es immer dann, wenn mit solchen Mitteln versucht wird,
Personen zu einer Duldung oder zu einer besonderen Handlung zu nötigen.
Ich habe auch noch nie erlebt, dass eine
Einsatzorganisation das ihr anvertraute Gerät in einer derartigen
missbräuchlichen Art und Weise verwendet hätte, nicht von der Feuerwehr und
nicht von einer anderen Blaulichtorganisation! Auf jedem Handfeuerlöscher, auf
jeder Brandschutzeinrichtung, bei jeder Tür, an jeder Wand, an der das angebracht
ist, steht "Missbrauch wird bestraft" oder "Missbrauch wird
verfolgt". Für die eigene Feuerwehr dürfte das scheinbar nicht gelten!
Was von meiner Vorrednerin so leichthin als
Wienerlied abgetan wurde, würde ich mir schon wünschen, dass die Herrschaften
in diesem hohen Haus dieses Wienerlied gehört haben, das im Fernsehen gesendet
worden ist (GR Godwin Schuster: Wie hat
es geheißen?), denn mit dieser ordinären Beschimpfung wurde auch eindeutig
der Straftatbestand des § 115 Strafgesetzbuch, Beleidigung,
verwirklicht! (GR Günther Barnet: Zitieren! Was war das für ein Lied?)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend):
Meine Damen und Herren, bevor wir jetzt gemeinsam zu singen beginnen, Herr Dr
Ulm hat das Wort.
GR Dr Wolfgang Ulm
(fortsetzend): Unbestrittenermaßen
haben diese in einer einzigartigen Art und Weise, wie wir es normalerweise von
der Wiener Berufsfeuerwehr nicht gewohnt sind, Dienstpflichtverletzungen
begangen, und von diesen Dienstpflichtverletzungen und von dieser gesamten
Aktion hat die dafür zuständige Stadträtin nicht nur gewusst, sondern sie hat
aktiv daran teilgenommen.
Wir wissen daher, dass die Stadträtin bei dieser
Aktion Beihilfe geleistet hat. (GRin Sonja Kato: Bei welcher?), denn
nichts anderes als Beihilfe ist das Bestärken der unmittelbaren Täter.
Ob die Stadträtin auch angestiftet hat oder
mitgesungen hat (GR Christian Oxonitsch: Protestkundgebungen zu
kriminalisieren, das ist ja wohl wirklich ...!), entzieht sich
naturgemäß unserer Kenntnis, aber sie hat uns dankenswerterweise über das
"FORMAT" schon ein sehr umfassendes, wenn auch nicht reumütiges
Geständnis geliefert. (Ironische Heiterkeit bei Gemeinderäten der SPÖ.) Sie
hat zugegeben, von den Personalvertretern vorweg von der Aktion informiert
worden zu sein, und sie sagt, sie hat großes Verständnis für diese Aktion. -
Die Stadträtin, die zuständig ist, nicht nur für die Dienstaufsicht, sondern
auch für die Fachaufsicht, hat großes Verständnis für eine solche rechtswidrige
Aktion! (Demonstrativer Beifall bei der SPÖ und den GRÜNEN und Bravo-Rufe bei
der SPÖ. – GR Godwin Schuster: Richtig! Richtig!)
Ich stelle fest, dass nicht nur die Stadträtin ein
seltsames Verständnis von ihrem Amt hat, sondern die gesamte SPÖ ein gestörtes
Verhältnis (GR Kurt Wagner: Jetzt hör einmal auf ...!) zu
Demokratie und Rechtsstaat. (Beifall bei der ÖVP.)
Hätten Sie, Frau Stadträtin, das richtige Verständnis
von Ihrem Amt, dann würden Sie die Verwaltung auf Grund der Gesetze vollziehen
und würden sachlich und überparteilich agieren. Aber davon ist keine Rede. Sie
führen die Stadt Wien wie die Sektion Margareten! (Beifall bei der ÖVP. –
Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.)
Sie haben auch ein sehr seltsames Verständnis vom
Rechtsstaat. Denn wie anders, bitte, soll man das folgende Zitat bewerten? Sie
sagen doch allen Ernstes im "FORMAT", Sie machen sich mehr Sorgen um
die Menschen als um den Asphalt vor der ÖVP-Zentrale! (Demonstrativer
Beifall bei der SPÖ.)
Frau Stadträtin! Warum differenzieren Sie bei
Sachbeschädigungen, je nachdem, wo diese erfolgen? (GR Johann Hatzl: So ein
Unfug!) Und warum sind Ihnen Sachbeschädigungen egal? (GR Kurt Wagner:
Wo ist was beschädigt worden?) Ich werfe Ihnen nicht mehr und nicht weniger
vor, als dass Ihnen sowohl der Asphalt als auch die Menschen in diesem Haus
egal sind, denn die Menschen da drinnen wurden bedroht, und um diese haben Sie
sich in keiner Weise gesorgt! (Beifall bei der ÖVP. – GR Christian
Oxonitsch: Jetzt werden die Menschen und der Asphalt auch schon gleichgesetzt!)
Sie sagen: Ja, das sind eben Feuerwehrleute, die gerade
dienstfrei hatten, die sind da mit zwei Löschwägen aufgetaucht und haben eben
diesen Löschschaum versprüht. - Also zum einen sind Feuerwehrleute ihrem
Diensteid auch verpflichtet (GR Christian Oxonitsch: Jetzt machen Sie ein
Horrorszenario auch noch, oder wie?), wenn sie gerade dienstfrei haben, und
zum anderen sind Feuerwehrleute nicht berechtigt, außerhalb ihres Diensts ihre
Uniform zu tragen, und schon gar nicht ihre Einsatzuniform; bei einer
Ausgangsuniform wäre das selbstverständlich etwas anderes. Rechtswidrigerweise
wurde hier die Einsatzuniform getragen (ironische Heiterkeit des GR Godwin
Schuster), damit in Wahrheit auch ein Einsatz dargestellt.
Ich frage mich, wie es möglich ist, dass man so einfach zu
zwei Löschwägen der Feuerwehr kommt!
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