Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 133
gemeint sein soll, weil alles, was in der Zwischenzeit im
Kulturbereich passiert ist, läuft darauf hinaus, und ich habe von Ihnen noch
kein Wort dagegen gehört, dass Wien nicht zu knacken ist oder dass ganz ungute
Assoziationen und Ressentiments über Wasserkopf Wien und Ähnliches wieder
geweckt werden.
Meine Damen und Herren, dieser Rechnungsabschluss, zu
dessen Zustimmung ich Sie herzlich einlade, beweist, dass Wien tatsächlich
anders ist, dass Wien auch im Bereich der Kulturpolitik nicht nur massiv gegen
eine sehr konservative, eingeschränkte und im negativen Sinn des Wortes
provinzielle Kulturpolitik dagegenhält, sondern eigene Ideen und Initiativen
entwickelt, expansiv ausweitet und im Bereich der Kultur sowohl geistig als
auch materiell unterwegs ist. Ich freue mich daher, diesen Rechnungsabschluss
vorlegen zu können.
Ich danke noch einmal meinen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern für diese gute Zusammenarbeit! Wir werden in den nächsten drei
Jahren beweisen, dass wir noch mehr für die Kultur in Wien zusammenbringen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Somit ist die Beratung zur Geschäftsgruppe
Kultur und Wissenschaft abgeschlossen.
Wir kommen nun zur Geschäftsgruppe Integration, Frauenfragen,
Konsumentenschutz und Personal.
Als Erste zum Wort gemeldet ist Frau StRin Mag
Vassilakou. - Bitte.
StRin Mag Maria Vassilakou:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Verehrte Damen und Herren!
Es freut mich sehr, dass die Integrationsdebatte, auch
die Frauendebatte, also die Debatte über so wichtige Bereiche der Politik der
Stadt Wien, ausnahmsweise einmal zur Mittagszeit stattfindet. So haben wir die
Gelegenheit, uns doch bei regerem Interesse zu diesen Themen zu unterhalten.
Vielleicht entsteht heute sogar eine produktive Debatte. Normalerweise handeln
wir diese Themen gegen Mitternacht ab und da kann es sein, dass der eine oder
die andere von uns um diese Zeit bereits leicht ermüdet und nicht so
aufnahmefähig ist wie heute Mittag gegen halb eins.
Ich möchte mit dem Bereich der Integrationspolitik
beginnen, einem verhältnismäßig neu entdeckten Politikbereich der Stadt, aber
einem sehr wichtigen Politikbereich, gerade für eine Stadt, wie es die Stadt
Wien ist. Dies ist noch dazu ein Bereich, wo ich glaube, dass die Meinungen
unter den Parteien sehr stark auseinander gehen. Ich glaube, es gibt kaum einen
anderen Politikbereich in der Stadt, wo sich die Geister derart scheiden, wo
vielleicht auch jede Menge Ideologie mitspielt und es dann sehr schwer ist, auf
einen grünen Zweig zu kommen.
Um diesen Bereich der Stadtpolitik zu bewerten, sind
meines Erachtens nach zwei Dinge wichtig. Da muss man sich zunächst einmal
anschauen, was wir unter Integrationspolitik verstehen. Zweitens muss man sich
die Datenlage in der Stadt anschauen.
Sie wissen wahrscheinlich - das habe ich von dieser
Stelle aus vielleicht schon hundert Mal erzählt -, dass man von
Integrationspolitik in einer Stadt reden kann, wenn man darunter Menschen
versteht, die zugewandert sind, teilweise auch Menschen, die in einer Stadt
geboren und aufgewachsen sind, eine andere Staatsbürgerschaft als die so
genannte heimische Staatsbürgerschaft haben, also diesen Menschen eine Heimat
zu geben, diesen Menschen Chancen auf Erfolg, auf eine würdige Existenz in
einer Stadt zu geben. Das, meine Damen und Herren, und nichts anderes ist
Integrationspolitik.
Integrationspolitik hat folglich nichts mit Anpassung
zu tun. Sie hat auch nichts mit dem ganzen Gedankengewölbe zu tun, dass hier
hauptsächlich von der FPÖ vertreten wird und in die Richtung geht, wenn ich es
hier simpel wiedergebe, erstens sind zu viele Ausländer da, zweitens sind wir
hier zu Hause, daher sind wir die Gastgeber und daher sind drittens die
Zuwanderer Gäste, die uns nicht zu stören, nicht aufzufallen und sich
anzupassen haben. Das ist durchaus ein politischer Zugang, aber mit
Integrationspolitik, wie ich sie verstehe und wie sie übrigens nicht nur ich
verstehe, sondern ich hätte gesagt, die gesamte internationale Gemeinde von Großstädten,
die nicht nur in den letzten Jahrzehnten mit Zuwanderung konfrontiert sind,
versteht, hat dieser Zugang leider nichts zu tun. Es liegt doch wohl im Wesen
einer Großstadt, dass sie Menschen aus verschiedenen Orten anzieht, dass sie
die Fähigkeit haben muss, Menschen aufzunehmen und ihnen ein Zuhause zu geben.
Zweitens habe ich bereits die Datenlage erwähnt. Die
Datenlage ist in Wien eindeutig. Jeder vierte Mensch in Wien hat mittlerweile
einen anderen kulturellen Hintergrund als den deutschsprachigen. Dazu muss ich
sagen, das ist auch nichts Neues, es war in Wien immer schon so. Wien war immer
schon eine Zuwanderungsstadt, ist es heute noch und wird es auch bleiben. Wien
ist eine Metropole im Herzen Europas. Bei jedem vierten Menschen, wie gesagt, bedeutet
es jede Menge Arbeit, die getan werden muss.
Es freut mich sehr, dass im Jahr 2002 und auch
im ersten Halbjahr von 2003 jede Menge längst fälliger Schritte gesetzt wurden.
Man kann wirklich sagen, in der Integrationspolitik geht etwas weiter. Es geht
etwas weiter in der Stadt und es freut mich zu erleben, dass vieles, was ich in
den Jahren davor von dieser Stelle jahraus jahrein gefordert habe, jetzt
langsam in die Tat umgesetzt wird.
Was ist positiv hervorzuheben?
Gut finde ich, dass es endlich das kommunale Wahlrecht für
Zuwanderer gibt, eine heiß diskutierte Forderung der Grünen, aber nicht nur der
Grünen, sondern auch der gesamten Zivilgesellschaft in dem Bereich, auch der
MigrantInnenverbände, als Möglichkeit für Menschen, die in dieser Stadt leben,
aber nicht die Staatsbürgerschaft haben, doch am politischen Geschehen
teilzuhaben und die gemeinsame Zukunft mit uns zu gestalten, sei es vorerst
auch nur auf der bescheidenen Bezirksebene. (GRin
Sonja Kato: Nicht bescheiden!) Wir werden sehen. Bundesregierungen kommen,
Bundesregierungen gehen. Es kann schon sein, dass wir in ein paar Jahren eine
Verfassungsänderung erreichen, die es
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