Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 133
Intelligentes, Anspruchsvolles, Interessantes zum Mozartjahr
machen können. Es wurde ja behauptet, dass zum Mozartjahr nichts gemacht wird.
Wir beschließen morgen die erste Budgettranche dazu. Es ist gelungen, einen
international renommierten Regisseur wie den Peter Sellars, der jetzt erst
wieder mit dem Simon Rattle eine wunderbare Opernproduktion in Glyndebourne
gemacht hat und international zwischen Melbourne und Los Angeles tätig ist, für
das Mozartjahr zu engagieren.
Die Grünen in Salzburg sagen in einer eigens
einberufenen Pressekonferenz, wie toll das in Wien ist, weil da alles
funktioniert. Da gibt es mittlerweile ein Konzept und internationale
Persönlichkeiten, die das betreiben. Wir überlegen uns etwas dazu und lassen
das nicht einfach passieren, sondern es gibt mittlerweile auch
Extrafinanzierungen. Nur so viel zum Vorwurf des Herrn Salcher, ich soll mich
gegen den Finanzstadtrat durchsetzen. Wir arbeiten nicht auf der Basis von
Durchsetzen und Nichtdurchsetzen, sondern das ist ein kollegiales Organ. (GR Dr Andreas Salcher: Ja, leider!) Ich
bin froh, dass ich einen verständnisvollen kulturinteressierten Finanzstadtrat
und Bürgermeister, aber auch andere Kollegen in der Wiener Stadtregierung habe,
die das verstehen, wo es nicht um Durchsetzen und Nichtdurchsetzen geht,
sondern wo wir das miteinander diskutieren und dann auch beschließen. Das
bedeutet letztendlich mehr Geld, mehr Engagement und mehr Herz für die Kultur
in dieser Stadt! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren, nicht zu sehen, was wir auch
für die Bezirke gemacht haben. Als ich das Amt angetreten habe, war das große
Problem die Theatertournee in den Bezirken, eine ganz wichtige Institution für
die Menschen in den Bezirken als kulturelle Grundversorgung. Da hat es
plötzlich geheißen, es hat sich niemand darum gekümmert, die Finanzierung ist
nicht sichergestellt und so weiter. Wir haben das übernommen und haben die
Finanzierung sichergestellt.
Im Übrigen, sehr geehrter Herr StR Marboe, ist eine
weitere Unwahrheit des heutigen Referats, dass keine Frauen in künstlerische
Leitungen gekommen sind. Das stimmt nicht. Von 41 Leitungspositionen sind
24 Frauen und 17 Männer. Wir haben auch in künstlerisch
verantwortungsvollen Positionen Frauen nachbesetzt. Allein die Theatertournee
in den Bezirken, eine wichtige Geschichte, wird von drei Frauen geleitet. Die
große grundlegende Neukonzeption der Wiener Musiktheaterlandschaft wird
maßgeblich von einer Frau, nämlich von Frau Zechner, gemacht. Also sage bitte
nicht, es werden keine Frauen eingesetzt, schon gar nicht mit einem süffisanten
Lächeln! Das steht einer Fraktion, die so wenig Frauen in der Fraktion hat,
nicht gut an! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren, nicht zu sehen, dass wir
grundlegend den gesamten Komplex der Museenlandschaft in Wien neu organisiert,
finanziert und personell neu besetzt haben, gegen den massiven Widerstand, dass
es doch so bleiben soll, wie es ist, weil es doch so gut läuft. Wir haben das
in einem öffentlichen Diskussionsprozess abgewickelt und dann mit jemandem
nachbesetzt, der nirgendwo auch nur auf ein Fünkchen Kritik gestoßen ist,
sondern überall akzeptiert ist. Ich stehe dazu, meine Verantwortung
wahrgenommen und gesagt zu haben, dass Dr Wolfgang Kos der richtige Mann für
das Museum ist, was sich in der Zwischenzeit bewiesen hat. Ich werde mich auch
durch beckmesserische Anfeindungen nicht davon abhalten lassen, meine
Verantwortung wahrzunehmen, weil im Grund geht es darum, zu handeln und nicht
nur immer zu diskutieren oder möglichst darauf zu schauen, dass nichts in
dieser Stadt passiert. (Beifall bei der
SPÖ.)
Meine Damen und Herren, es geht auch darum, die
soziale Verantwortung im Bereich der Kultur wahrzunehmen und darauf zu schauen,
dass die Kunstgegenstände, die beispielsweise im Eigentum der Öffentlichkeit
sind, nämlich das, was wir im Historischen Museum haben, leichter, das heißt
auch kostengünstig oder gratis, zugänglich sind. Deshalb starten wir heuer im
Herbst die Aktion, dass wir am Freitag und am Sonntag für die Familien, auch
für Einzelne, aber insbesondere für die Familien am Sonntag, freien Zugang im
Historischen Museum haben, weil wir Kulturpolitik letztendlich auch als einen
wesentlichen Bereich von Sozialpolitik verstehen. (GRin Mag Marie Ringler: Umgekehrt!)
Meine Damen und Herren, nicht zu sehen, was wir alles
auch an neuen Perspektiven, an neuen Initiativen entwickelt haben und
entwickeln. Jawohl, wir diskutieren über den Karlsplatz. Jawohl, wir haben uns
nach dem Museumsquartier vorgenommen, den Karlsplatz als einen weiteren
wichtigen Teil des Kunstlebens in dieser Stadt zu etablieren, über das Projekt
"Artscience Vienna", über die Theaterreform.
Nicht zu sehen, dass wir endlich auch das Thema
"Kunst im öffentlichen Raum" aufnehmen und realisieren werden. Wenn
es denn so leicht wäre, warum ist es in den vier Jahren davor nicht geschehen? (StR Dr Peter Marboe: Weil es eine
sozialistische Mehrheit gab!) Es wird geschehen. Die sozialistische
Mehrheit wird es diesmal verwirklichen. Offensichtlich liegt es dann am Problem
der damaligen Minderheitenpartner.
Nicht zu sehen, dass wir auch grundlegende neue
Förderschienen entwickeln. Der Kollege Morak hat vier Jahre lang oder drei
Jahre lang oder zwei Jahre lange, ich weiß nicht, wie lange die Regierung
wirklich gehalten hat, aber jedenfalls die Zeit, wo sie gehalten hat, das Wort
"Creative Industries" in den Mund genommen, Kreativwirtschaft.
Geschehen ist wie in allen anderen Regierungsbereichen in der Kultur überhaupt
nichts. Wir haben über die Finanz ein neues Förderungsinstrument entwickelt,
einen Call für die Creative Industries, einen eigenen Bereich, wo über
2 Millionen EUR in die Kreativwirtschaft fließen und dort wirklich neue
innovative Projekte entwickelt werden. Das heißt, wir versuchen auch, neue
Förderschienen zu entwickeln.
Nicht zu sehen, dass wir selbstverständlich dieses Gender
Mainstreaming ernst nehmen, auch in der Kulturpolitik, und dabei durchaus
selbstkritisch in uns selber hineinschauen, schauen, wie das in der
Kulturverwaltung läuft. Wir haben zum ersten Mal einen eigenen
Frauenkulturbericht entwickelt, den es nirgendwo anders gibt,
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