Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 133
Wien! Sie ist auch einzigartig im europäischen und
internationalen Umfeld! Diese Leistung werden wir uns nicht nehmen lassen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren, ich bin gern bereit, über
Detailprobleme zu diskutieren, aber ich glaube, man sollte das doch in einen
größeren Zusammenhang stellen. Wir müssen sehen, in welchem Umfeld wir in Wien
agieren. Wenn heute kein Wort über die Situation, in welche die
Kulturschaffenden der Stadt Wien durch die Maßnahmen des Bundes gekommen sind,
gefallen ist, so ist das nicht anders als beschämend zu bewerten. Vom Kollegen
Salcher und vom Kollegen Marboe wird gesagt, sie haben ohnedies protestiert,
und dann wird geradezu panisch nach irgendwelchen Pressemeldungen gesucht. Aber
da müsst ihr mit der Lupe suchen. Worauf es ankommt, ist, wie abgestimmt wird
und was in der Öffentlichkeit getan wird. Da hat die ÖVP gemeinsam mit der FPÖ
eindeutig dagegen gestimmt, dass wir als Stadtregierung an die Bundesregierung
herantreten, diese Kürzungen zurückzunehmen. Es gab im Übrigen da außer einmal
kein Wort des Bedauerns und das war euch ohnedies unangenehm genug, weil dann
sofort zum Rapport gerufen wurde. (GR Dr
Andreas Salcher: Wer wurde zum Rapport gerufen?) Von wegen freier Rede in
der ÖVP, denn dann wird sozusagen jeder sofort geholt und ein Scherbengericht
begonnen. (GR Dr Andreas Salcher: Wer wurde wann zum Rapport gerufen?)
Es gibt kein öffentlichen Wort, außer einmal eines des Bedauerns, gegen die
Bundeskürzungen, die das Kulturklima der Stadt nachhaltig verschlechtern
könnten, wenn wir nicht dagegen hielten. (GR
Dr Andreas Salcher: Wer wurde zum Rapport gerufen?)
Insofern ist Wien tatsächlich anders. Insofern stimmt,
was ich, liebe Kollegin Ringler, am Beginn meiner Tätigkeit gesagt habe, dass
Wien selbstverständlich denjenigen, die von Bundesseite zu kurz gehalten
werden, die auf Bundesseite nichts bekommen, weil sie zu kritisch sind, weil es
nicht in das politische Konzept passt, als eine weltweit international
anerkannte Kulturstadt anbietet, dass sie auch entsprechend finanziert werden.
Zufällig ist die Steigerung des Wiener Kulturbudgets ident mit dem, was der
Bund kürzt, nämlich 15 Millionen EUR über die letzten drei Jahre. Wir
versuchen, das auszugleichen, aber es fehlt uns natürlich ab und an in
Bereichen, wo wir das gerne täten. Ich halte es daher für besonders zynisch,
dann einzelne Fälle, wo man ablehnen muss, hervorzuholen und vorzulesen, weil
ich würde gerne einmal ein klares Wort von ÖVP- und FPÖ-Seite dazu hören, was
das für die Kultursituation in der Stadt bedeutet.
Meine Damen und Herren, des Weiteren werden
grundlegende Weichenstellungen in dieser Stadt vorgenommen. Nach vier Jahren
der kulturpolitischen Stagnation, des Hin- und Rücksichtelns, des Verwaltens,
des Schauens, dass nur ja nichts passiert, dass alle ruhig und brav gestellt
werden, passiert endlich etwas in der Stadt. Es wird nachgedacht, es wird
diskutiert, es werden große Konzepte angegangen.
Das Theater an der Wien: Wenn da gesagt wird, das
habt ihr schon im Vorhinein gewusst, warum habt ihr das dann nicht gemacht? (GR Walter Strobl: Schon lange!) - Nicht
lange genug. Beim Theater an
der Wien geht es nicht um irgendeinen Tausch. Hier geht es um nicht mehr und
nicht weniger, als eine grundlegende Neuausrichtung der Wiener
Musiktheaterlandschaft, um eine grundlegende zusätzliche Investition in dieser
Wiener Musiktheaterlandschaft und um grundlegende künstlerische Neuausrichtung.
Es wird bei euch überhaupt nicht mehr über die Kunst gesprochen, sondern da
geht es rein um Formalaspekte und um kleinkrämerisches Nachhecheln von
Entwicklungen, die Ihr weder eingeleitet noch betrieben habt, sondern hier
werden neue Weichenstellungen vorgenommen und neue Entwicklungen eingeleitet,
an denen wir auch arbeiten.
Theater an der Wien, die grundlegende Neuorganisation
der Wiener Theaterlandschaft: Wenn da vom Theaterdienstag und ich weiß nicht,
was alles noch, gesprochen wird, ist das mittlerweile, wenn man mit den
Betroffenen spricht, längstens Schnee von gestern. Erstens war es kein Erfolg
und zweitens gab es in der Theaterlandschaft zu dem Zeitpunkt, als ich das
übernommen habe, natürlich auch schwere Krisen, schwere Verschuldungsfälle,
schwere unfinanzierte Bühnen. Das haben wir versucht, in Ordnung zu bringen.
Es wurden auch neue Theater, neue Spielstätten
geschaffen, vom Gloriatheater über den Rabenhof, über neue Spielstätten im
Kabelwerk, in der Meldemannstraße und vieles andere. Also man soll nicht so
tun, als würden hier Leute sitzen, die Theater schließen und alles andere wäre
wunderbar. Das Theater ist eine lebendige Sache. Selbstverständlich wird es
Theater geben, die zusperren, aber nicht, weil zu wenig Geld da ist oder weil
die Stadt ihnen zu wenig Geld gibt, sondern weil das der Lauf der Dinge ist. Es
gibt netto einen Überschuss von neuen Spielstätten und Theatern in dieser
Stadt. Das spricht letztendlich für die Lebendigkeit dieser Szene. (Beifall
bei der SPÖ.)
Nicht zu sehen, meine Damen und Herren, was in der
Kinolandschaft passiert ist. Da ist monate- und jahrelang verschlafen worden,
was mit der Kinolandschaft passiert. Wir haben dann in einem sehr schwierigen
Prozess übernommen, die Kinovielfalt in dieser Stadt sicherzustellen. Die
Kinovielfalt ist in dieser Stadt mittlerweile, nicht zuletzt mit zahlreichen
Investitionen und mit viel Mühen, sichergestellt. Wir haben lange geschaut,
dass wir das Gartenbaukino, das mittlerweile eine Erfolgsgeschichte ist, das
Metrokino und das Filmmuseum retten. Ich glaube, heute sagen zu können, dass
wir maßgebliches dazu beigetragen haben, dass die Kulturpolitik nicht einfach
zuschaut und dass ohnedies nichts passiert und keine Wellen geschlagen werden,
sondern dass wir tatsächlich etwas tun. Wir handeln, haben Geld in die Hand
genommen und haben verhandelt. Es war nicht leicht, aber es ist heute so, dass
Wien eine Stadt ist, die die Kinovielfalt sicherstellt. So viel jedenfalls zum
Film. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren, wir überlegen uns heute,
selbstverständlich schon seit einem Jahr, was wir
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