Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 133
ist ja jetzt in diesem Haus zur Übung geworden.
Aber die Rechnung zu sagen, wenn ich
5 Millionen Schilling oder 10 Millionen Schilling mehr in
die Theaterlandschaft stecke, dann habe ich 200 000 Besucher mehr,
die ist schon sehr einfach. Na, da kann man wahrscheinlich Besucher kaufen, so
stell ich mir das vor. Es ist ganz eine einfache Rechnung, vielleicht können
Sie uns es einmal vorhüpfen. Wir hätten ja an sich 2,4 Millionen EUR
zur Verfügung, die in den Keller gesteckt wurden, um nicht zu sagen, in den
Sand, nämlich im Rabenhof.
Vielleicht können Sie die heraus nehmen, umwidmen und
dann schauen wir uns an, wo die 200 000 Besucher plötzlich herkommen.
Ich find es jedenfalls ganz amüsant, das so einfach zu rechnen. Mit dem Gäste
Vertreiben: Ich will ja nichts sagen, aber als Sie begonnen haben zu sprechen,
sind die Gäste auch hier verschwunden, vielleicht hat das auch etwas mit den
Besuchern im Theater zu tun.
Ein weiterer, ganz interessanter Ansatzpunkt war,
dass Sie hier dargelegt haben, dass der ehemalige Kulturstadtrat Marboe eine
konservative Politik betrieben hat, im Sinne von Bewahren.
Ja, aber was hätte er denn bewahren sollen? Das, was
Frau StR Pasterk vorgelegt hat? Das war ja unsere Kritik, dass er das bewahrt
hat. Wenn Sie das als negativ ansehen, dann müssen Sie aber wirklich schon
weiter zurück gehen und ihre ehemalige Kulturpolitik an sich in Frage stellen,
wenn Sie hier davon sprechen, dass Bewahren und konservativ etwas Schlechtes
ist.
Ja, das Rabenhoftheater habe ich schon angesprochen.
Es ist ja nicht immer erfreulich, wenn die eigenen Vorhersagen so wahr werden.
Wir haben ja wirklich schon vor zwei, zweieinhalb Jahren darauf hingewiesen,
was da herauskommen wird, wenn man so agiert. Wenn man ein Theater aus wirklich
parteipolitischen Gründen, nicht nur gesellschaftspolitischen, das kennen wir,
das ist ja alltäglich, aber hier so wirklich richtig parteipolitisch an sich
bindet. Einen, der sich vor den Wahlen dezidiert als SPÖ-Freund bezeichnet und
das auch in den Medien breittritt, nämlich Herrn Welunschek, das Theater
übergibt, von dem man auch schon annehmen konnte, dass er nicht besonders
glücklich agiert. Dann natürlich auch einen Oberprovokateur hinzuzieht, den
Herrn Herdieckerhoff. Zusätzlich Geld hineinschießt, obwohl man weiß, dass es
sich damit nicht ausgeht. Das ist jedenfalls eine wirklich sehr unerfreuliche
Aktion von Anfang an.
Wie gesagt, wir haben es leider vorhergesagt und
jetzt prüft das Kontrollamt, und was dabei herauskommen wird, wird auch wieder
nicht erfreulich sein. Wir werden darüber sicherlich noch sprechen können.
Vor uns liegen haben wir den Kunst- und Kulturbericht
der Stadt Wien und auch schon eine neue Tradition, die entsteht, den
Frauenkulturbericht. Ich muss sagen, ich empfinde das ein bisschen als traurig,
dass das überhaupt notwendig ist, dass in Wien Frauen einen eigenen
Kulturbericht brauchen. Das heißt, dass geprüft werden muss, ob Frauen und in
welcher Form sie in der Kulturszene überhaupt vorhanden sind und tätig werden.
Das ist so, als würde es ein Reservat geben und in diesem Reservat werden
Frauen jetzt beobachtet. Das ist sehr unerfreulich und das macht eigentlich
einen negativen Beigeschmack, wenn Frauen so eine gesonderte Behandlung
bekommen. Ich weiß nicht, was da wirklich dahinter stehen soll, ob das ein
Krampf ist oder was auch immer. (GRin Mag Marie Ringler: Es ist eine
Diskriminierung!) Ja, es ist eine Form der Diskriminierung, das ist
vollkommen richtig. Sie haben Recht, Frau Kollegin Ringler, es ist eine Form
der Diskriminierung, wenn man Frauen so herauskehrt und so tut, als hätten sie
selbst keine Bedeutung, und man müsste sie so gesondert behandeln.
Es ist auch interessant, was
in diesem Frauenkulturbericht da alles erhoben wird. Einige Beispiele:
Jurybesetzung Kindertheater, hundert Prozent Frauen, Jurybesetzung
Sprechtheater, hundert Prozent Frauen. Bei den so genannten Wiener Festwochen
allerdings, und das ist schon auch ganz interessant und es wäre vielleicht auch
Handlungsbedarf gegeben: Wie bereits im letzten Jahr, das muss man dazu sagen,
also bereits zum zweiten Mal, Dirigentinnen bei den so genannten Wiener
Festwochen, null Prozent. Komponistinnen, null Prozent. Autorinnen immerhin
17,1 Prozent. Aber das geschieht bereits zum zweiten Mal. Man sollte vielleicht
einmal mit der Leitung der so genannten Wiener Festwochen sprechen, ob da nicht
etwas zu tun ist, ob da nicht Handlungsbedarf ist, denn sonst machen wir diese
Berichte möglicherweise ganz umsonst. Wenn von Diskriminierung gesprochen wird,
hier scheint sie ja ganz offensichtlich zu sein.
Es gibt noch viele andere Kriterien, die
herausgesucht werden. Zum Beispiel bei den Wiener Vorlesungen. Mitwirkende
gesamt, Frauen 24 Prozent. Vortragende 22,1 Prozent, aber Moderation von Wiener
Vorlesungen 33,3 Prozent. Offenbar, wie auch festgehalten wird, eine
frauenspezifische Rolle. Jetzt kommt aber wiederum das Umgekehrte, die Diskriminierung.
Wenn eine Moderation und eine wissenschaftliche Einleitung in einem bei den
Wiener Vorlesungen gemacht wurde, haben wir plötzlich wieder null Prozent
Frauenanteil. Es ist schon wirklich sehr einschneidend, was hier zu berichten
ist. Das ist doch sehr wesentlich.
Oder, was wirklich fast schon absurd ist, bei den
Wiener Museen: Kunstankäufe der Wiener Museen, null Prozent Frauen. Und dann
kommt etwas, was mir besonders eigenartig erscheint: Und zwar wurde auch
erhoben, wie viele Ausstellungen frauenrelevante Themen behandeln. Was heißt
relevant? Wichtig, bedeutsam, wesentlich, bedeutungsvoll, gewichtig, dringend.
Also, welche Ausstellungen sind für Frauen wichtig? Es wundert schon einmal,
dass überhaupt nicht alle Ausstellungen für Frauen wichtig sind, sondern nur
ganz bestimmte. Eigenartig, für wen sind die anderen dann wichtig, sind die
dann nur für Männer wichtig oder gibt es für jede Sparte, für Arbeiter und
Angestellte und weiß nicht für wen sonst noch, relevante Ausstellungen? Also
jedenfalls für Frauen gibt es relevante wichtige Ausstellungen und unwichtige.
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