Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 133
Bundesländern hier bessere Arbeit geleistet wird und
verabschieden wir endlich gemeinsam eine Ausgliederung der Musiklehranstalten
der Stadt Wien und ein eigenes Musikschulgesetz.
Also, da haben Sie die Unterstützung aller drei
Oppositionsparteien, Sie brauchen nur einen entsprechenden Gesetzesantrag
einbringen. Das ist für Sie die entscheidende Fragestellung, und da haben Sie
in jedem Fall unsere Zustimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Da ich weiß, dass der Kollege GR Stefan jetzt
anschließend noch einen Antrag zu einem ganz anderen Thema einbringen wird, das
ein sehr ernstes Thema ist und das wir in diesem Haus ja auch schon diskutiert
haben, nämlich die Frage der Aberkennung des Ehrengrabes des Herrn Nowotny,
wollen wir uns als Volkspartei, weil das ein sehr sensibles und ein sehr
wichtiges Thema ist, hiezu auch nicht verschweigen und möchten hier zwei Anträge
dazu einbringen. Wir sind der Meinung, dass dieses Thema, wie man mit
Auszeichnungen und Ehrengräbern, die in der Nazizeit vergeben wurden, umgeht,
nicht immer einzelfallabhängig sein sollte, sondern dass man hier einmal von
berufenen Historikern eine entsprechende Entscheidung treffen lässt und auch
entsprechende Kriterien erstellt und dass auch eine entsprechende Prüfung
stattfindet.
Und wir stellen daher den Beschlussantrag:
“Es möge eine unabhängige Expertenkommission,
bestehend aus einem britischen Militärhistoriker, je einem Historiker des
Kriegsarchivs und des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes
und unter Beziehung von Vertretern aller im Gemeinderat vertretenen Partei
eingerichtet werden, welche bestehende hochrangige Ehrungen durch die Stadt
Wien, insbesondere Ehrengräber, die in der Zeit der nationalsozialistischen
Herrschaft in Österreich vergeben wurden, untersucht. Insbesondere soll
untersucht werden, ob und inwieweit sich eine geehrte Person durch besondere
Haltung und Taten zugunsten des Nationalsozialismus schuldig gemacht hat.“
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den
Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft beantragt.
Wir wollen durch diese Zuweisung auch dokumentieren,
dass das wirklich ein Anliegen sein sollte, das von allen Parteien vernünftig
diskutiert wird. Und wir bringen weiters einen Antrag ein, der sich sozusagen
auch mit der zukünftigen Vergabe derartiger Ehrungen und Auszeichnungen
auseinandersetzt, weil diese bisher in Wirklichkeit auch nicht nach
nachvollziehbaren Kriterien vergeben wurden.
Und daher bringen wir einen Antrag ein:
“Es möge ein Unterausschuss des
Gemeinderatsausschusses für Kultur und Wissenschaft eingerichtet werden, der
die Kriterien festlegen soll, die als Entscheidungsgrundlage für die Verleihung
von hochrangigen Ehrenauszeichnungen, insbesondere Ehrenbürgerschaften und
Ehrengräber durch die Stadt Wien, dienen sollen. Zweck soll eine Untersuchung
sein, ob sich die zu ehrende Person in Betrachtung ihres Lebenslaufes der
Auszeichnung würdig erweist. In dem Unterausschuss sollen alle im Gemeinderat
vertretenen Parteien mit je einem stimmberechtigten Mitglied vertreten sein.
Auf Grund dieser Kriterien sollen im Anlassfall durch den Unterausschuss künftig
hochrangige Ehrungen durch die Stadt Wien einer Prüfung unterzogen werden.“
Ich bringe beide Anträge gemeinsam mit meinem
Kollegen GR Johannes Prochaska ein. (Beifall bei der ÖVP.)
Und dann habe ich noch einen weiteren Antrag, der
sich mit einem ganz anderen Thema auseinandersetzt, nämlich mit der Situation
der Freien Gruppen und der dortigen Budgetreduktion und auch des Kostendruckes
und wo es darum geht, wie man das Investment in Infrastruktur,
Bühneninfrastruktur, Scheinwerfer und so weiter, das wir ja immer
anlassfallmäßig für einzelne Theater oder Freie Gruppen im Rahmen von
Produktionen anschaffen, einfach einer größeren Gruppe zur Verfügung stellen
könnten. Ich glaube, das ist ein sehr sinnvoller Antrag und er lautet:
“Der Kulturstadtrat möge alles zur Schaffung eines
Technikpools für Bühneninfrastruktur Notwendige in Zusammenarbeit mit der IG
Freie Theater in die Wege leiten. Oberstes Ziel ist es, die mit öffentlichen
Mitteln angeschaffte, vorhandene Infrastruktur besser auszunützen.“
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Ja, sehr geehrte Damen und Herren, ich glaube, ich
habe hoffentlich in kurzer und kompakter Form dargelegt, dass es also für die
sozialdemokratische absolute Mehrheit der Stadt im Kulturressort alles Andere
als Grund zum Jubeln gibt, dass die zwei Prestigeprojekte, die Sie selbst als
solche bezeichnet haben, in einem Fall der Rabenhof, wirklich mit einer
furchtbaren Blamage geendet hat, obwohl alle anderen drei Parteien das immer
gesagt haben, und das zweite Projekt, nämlich das viel wichtigere für die
Stadt, die dauerhafte Umgestaltung und Bespielung des Theaters an der Wien mit
Opern wirklich in fahrlässiger Gefährdung ist, weil hier nicht die notwendigen
Konzepte, Umsetzungsmaßnahmen und Budgets zur Verfügung gestellt wurden.
Das alles und auch die Art und Weise, wie hier
insgesamt Kulturpolitik in dieser Stadt getrieben wird, sind glaube ich, ein
guter Grund, diesen Rechnungsabschluss abzulehnen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr Mag Stefan. Ich erteile
es ihm.
GR Mag Harald STEFAN
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat - ihn sehe ich jetzt nicht, aber
dann, sehr geehrter Herr Vorsitzender des Kulturausschusses!
Ja, Herr Vorsitzender, Sie haben sich jetzt mittlerweile
schon fast traditionell hier als Volksredner betätigt. Ich weiß nicht, was da
der Hintergrund ist, vielleicht wollen Sie noch etwas werden oder Sie haben
einen erhöhten Blutdruck in letzter Zeit, aber es ist jedenfalls doch ganz
amüsant, das zu hören, und die Argumentation, die natürlich immer in eine
Richtung geht, nicht nur bei Ihnen,
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