Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 133
(GR Franz
Ekkamp: Da kommt kein Aufschrei!) So viel mehr Kulturbudget können
wir gar nicht aufstellen, um das auszugleichen, was die Bundesregierung in Wien
kürzt. Und das wird so weitergehen.
Das ist eine echte Bedrohung der Kulturstadt Wien,
und das Ganze – wir haben in der letzten Sitzung hier im Gemeinderat
ausführlich über die Wiener Festwochen diskutiert – hat leider System. Die
Festwochen sind ja nur ein markantes Symbol, das große Öffentlichkeit erreicht
hat, aber es gibt unzählige Kulturinstitutionen, deren Mittel von der
Bundesregierung viel drastischer gekürzt worden sind, sodass sie wirklich am
Rande ihrer Existenz stehen oder in ihrer Existenz zumindest bedroht sind.
Die Festwochen haben das gemeistert. Sie haben ein
fulminantes Festival abgeliefert, eine adäquate Antwort gegeben auf diese
Bundeskürzungen. Sie haben mit 185 000 Besucherinnen und Besuchern einen
tollen Publikumszuspruch gehabt, sie haben mehr Karten verkauft als in den
Vorjahren, sie haben mehr als 90 Prozent Auslastung für viele sehr, sehr
schwierige, teils fremdsprachige Produktionen, sie haben großen künstlerischen
Erfolg bei Publikum und Presse.
Bei den Wiener Festwochen gibt es eigentlich nur zwei
offene Bilanzpunkte. Der erste ist: Es wäre jetzt höchst an der Zeit, dass ein
ehemaliger Künstler und jetziger Kunststaatssekretär Manns genug wäre sich
hinzustellen und zu sagen: Das ist mir herausgerutscht. Ich meine diesen Sager,
dass das eigentlich nur den Prosecco-Konsum abdeckt. Jeder, der bei
Veranstaltungen der Wiener Festwochen war, wird wissen, dass es dort gar keinen
Prosecco gibt. Es gibt gar keine großen Feiern, es gibt gar keine
Premierenfeiern mehr. Und wenn es früher so etwas gegeben hat, so ist das immer
durch Sponsoren aufgebracht worden.
Es wäre also höchst an der Zeit, dass der Herr
Staatssekretär Morak sich entschuldigt und sagt: Das ist mir leider passiert,
das nehme ich zurück!, und sich nicht darauf einlässt, diesen Prozess gegen die
Wiener Festwochen auch noch zu verlieren.
Das Zweite, worauf wir warten, ist natürlich einmal
ein klares Bekenntnis der Wiener ÖVP zu den Wiener Festwochen, und wir warten
darauf, dass sie sagt: Da sind wir dagegen, dass der Bund das gekürzt hat. (StR Dr Peter Marboe: Das haben wir
gemacht!) Wir warten noch immer auf eine Aussendung, auf eine Aussage des
Herrn Landesparteivorsitzenden Finz, der als Finanzstaatssekretär der
Bundesregierung diese Kürzung eigentlich erarbeitet und unterschrieben hat, und
wir warten natürlich auch auf einen heftigen Protest der Wiener ÖVP und des
Peter Marboe, dass er einfach sagt: Das lassen wir uns nicht gefallen, dass die
Mittel für die Wiener Festwochen, die so erfolgreich sind, mutwillig gestrichen
werden und dass es in Österreich nur ein einziges Festival gibt, von den
Bregenzer Festspielen bis zu den Mörbischer Festspielen das keine Förderung
kriegt. Das einzige Festival in Österreich, das keine Förderung des Bundes
erhält, sind die Wiener Festwochen. (GRin
Nurten Yilmaz: Das ist ein Skandal!)
Die erfolgreiche Entwicklung der Kulturhauptstadt
Wien ist überhaupt nur gefährdet durch die Rahmenbedingungen. Das sind die
Kürzungen des Bundes – das habe ich jetzt schon ausgeführt –, aber es gibt noch
weitere Rahmenbedingungen, die wirklich schlimm sind, das sind zum Beispiel die
Stundenkürzungen in den allgemeinbildenden höheren Schulen.
Letzte Woche hat eine Pressekonferenz der wichtigsten
zwölf Direktoren der Kunstakademien, der Kunstuniversitäten, der Museen und der
wichtigsten Galerieverbände stattgefunden. Sie haben alle miteinander einen
großen Alarmschrei der Kunst gegen diese Stundenkürzungen formuliert. Ich finde
es wirklich höchst eigenartig, dass Gemeinderäte der ÖVP und FPÖ sich in diesem
Haus hierher stellen und beklagen die Stadt Wien mache zu wenig im
Musikschulbereich, während auf Bundesebene derzeit eine Politik betrieben wird,
dass die Unterrichtszeit für Gegenstände wie Musik und bildende Kunst auf
50 Minuten die Woche gekürzt werden – und das in der Kulturnation
Österreich! Die Frage der Musikschulen könnten wir jetzt ausführlich
diskutieren, das stimmt alles nicht. (GRin
Mag Marie Ringler: Aber nicht in den Musikschulen!)
Nichts gegen die Studie, die jetzt vorgelegt worden
ist, aber da werden teilweise Äpfel mit Birnen verglichen. Man kann die
Qualität einer Musikausbildung einfach nicht vergleichen. In Wien wird jede
Schülerin und jeder Schüler in Einzelunterricht unterrichtet, während in
Oberösterreich und in Niederösterreich – was ich nicht schmälern möchte –
sozusagen jeder, der einmal im Jahr in einem Chor singt, mitgezählt wird. Das
kann man nicht vergleichen. Die Qualität der Musikausbildung in Wien ist
einfach eine ungleich bessere, denn sonst müssten ja in Wiener Orchestern nur
mehr Oberösterreicher und Niederösterreicher spielen. Das ist nicht der Fall. (Beifall bei der SPÖ.)
Das ist eine Polemik, und die Energie, die Sie hier für
die Musikschulen verwenden, sollten Sie vielmehr dazu verwenden, Ihre
Unterrichtsministerin, Frau Elisabeth Gehrer, davon abzubringen, dass der
Unterricht in Musik und bildender Kunst in Zukunft von zwei Stunden auf eine
Stunde reduziert wird. Das ist auf Dauer eine Bedrohung für die Kulturnation.
Das muss auf alle Fälle verhindert werden. Dagegen wehren sich alle Direktoren
aller Kunstuniversitäten, aller Kunstakademien, aller wichtigen Museen. Wir
stehen auf deren Seite, weil es ja wirklich unerträglich ist, dass es in
Zukunft nur mehr 50 Minuten Kunstunterricht geben soll und auch der Zwang
besteht, dass sich die Schülerinnen und Schüler zu entscheiden haben, ob sie
jetzt Musik oder bildende Kunst machen. Das ist einer Kulturnation unwürdig. (Beifall bei der SPÖ.)
Zu Kollegen Peter Marboe muss ich sagen, es stimmt natürlich
vieles nicht, was Sie gesagt haben. Es war zum Beispiel überhaupt keine Enquete
zu Musikschulen, es war ein Expertengespräch zur Musikstadt Wien. Es war
überhaupt nicht Agenda, die Musikschulen zu besprechen. Das haben Sie sich
gewünscht, aber es gibt einen Beschluss des Gemeinderates, des
Kulturausschusses,
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