Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 133
wie wir das eigentlich machen, dass wir steigende
Kulturbudgets und ein blühendes kulturelles Leben haben? Oder sprichst du über
eine Stadt, die neu erfunden werden muss?
Ich anerkenne, dass die Stadt Linz wirklich einen
großartigen Kulturentwicklungsplan erstellt hat. Der Stadt Linz ist hier
wirklich Großartiges gelungen in den letzten Jahren, aber da ging es um andere
Voraussetzungen. Da ging es darum, dass eine Stadt, die strukturelle Probleme
hatte, insbesondere was das Image betrifft, von diesem Image der alten
stinkenden Industriestadt, in die man eigentlich nicht so gerne fährt, wegkommt
und es schafft, zu einer Stadt zu werden, die heute ein völliges anderes Image hat,
die ein wirklich tolles Angebot hat. Wir können froh sein, dass es neben der
Kulturstadt Wien und der Stadt Graz, die heuer europäische Kulturhauptstadt
ist, mit Linz eine dritte große Stadt in Österreich gibt mit einem über
Österreich hinausgehend bedeutenden kulturellen Angebot.
Ich habe nichts dagegen, dass wir einen
Kulturentwicklungsplan diskutieren –wir diskutieren viele Reformschritte –,
nur, liebe Marie Ringler, wir fangen nicht bei Null an. Auch wenn du als
Oppositionspolitikerin hier Kritik üben musst – das gehört einfach zu den
Regeln dieser Debatten –, dann würde ich doch meinen, dass ein bisserl mehr
Augenmaß und ein bisserl mehr Sachlichkeit sicher angemessen gewesen wären. (Beifall
bei der SPÖ.)
Auch einen Nebensatz zu dem Antrag, den du im Namen
von SPÖ, GRÜNEN und ÖVP eingebracht hast. Wir sind völlig für diesen Antrag,
wir sind ja auch Mitantragsteller, wir betrachten diesen Antrag, wenn wir ihn
heute im Gemeinderat beschließen, als öffentliches Bekenntnis des höchsten
Gremiums der Stadt. Aber man muss schon sagen, wir rennen hier weit offene
Türen ein, denn das Projekt ist längst im Laufen. Es stimmt auch nicht, dass
das seit Jahren eine Initiative ist, das ist eine Initiative, die genau seit
sechs Wochen auf dem Tisch ist. Als Herr Mag Forster zum Bürgermeister
gekommen ist, hat dieser sofort den Auftrag gegeben, dass das umgesetzt wird.
Es ist völlig im Laufen. Es wird, auf Initiative der Frau Vizebürgermeisterin,
in Kürze realisiert sein.
Wir sind daher natürlich für den Antrag, doch zur
Realisierung wäre er nicht unbedingt notwendig gewesen, aber er ist ein
wichtiges Bekenntnis, und wenn das höchste Gremium der Stadt sich auch noch
einmal ausdrücklich dazu bekennt, dann ist das natürlich eine sinnvolle
Angelegenheit.
Die Bilanz des Jahres 2002 ist auch im Kulturbereich
positiv, überaus positiv. Der Rechnungsabschluss des Jahrs 2002 weist gegenüber
dem Rechnungsabschluss des Jahres 2001 einen Zuwachs von 6 Prozent aus.
Jetzt kann man natürlich über Zahlen immer trefflich streiten. Dem StR Marboe
müsste es eigentlich in den fünf Jahren, in denen er Kulturstadtrat war,
gelungen sein, Budgets der Stadt lesen zu können. Wenn Sie hier bekritteln,
dass der Kulturstadtrat von einem Plus von 6 Prozent spricht und der
Finanzstadt von 4,7 Prozent, dann hängt das damit zusammen – nur jetzt als
kleine Nachhilfe, es nützt zwar nichts mehr, Sie sind nicht mehr Stadtrat, aber
eine kleine Nachhilfe muss auch möglich sein –, dass der Kulturstadtrat über
die Abteilungen MA 7, MA 8, MA 9 und MA 10 gesprochen hat
und der Finanzstadtrat über den Ansatz Kultur und Kultus, der wesentlich mehr
umfasst als nur den Kulturbereich. Aber vielleicht haben Sie sich das in fünf
Jahren nie wirklich so genau angeschaut, dass Ihnen das damals nicht
aufgefallen ist.
Wenn die Kollegin Ringler da enthüllt, dass wir
natürlich weniger Geld haben als vorher, dann stimmt das natürlich auch nicht.
Denn erstens sind die Personalkosten, die wir seit 2001 im Kulturbudget
dabeihaben, natürlich zusätzliches Geld. (GRin
Mag Marie Ringler: Ja, aber nicht für die Kultur!) Wenn wir jetzt ganz
streng sind, dann schauen wir nur den Budgetansatz der MA 7 an, der
eigentlichen Kulturabteilung – da sind Personal- und Sachangelegenheiten nicht
drinnen –, und stellen fest, dass auch dieser Ansatz gestiegen ist.
Es gibt im Kulturbudget – du bist noch nicht so lange
dabei, aber das solltest du auch schon erkannt haben – immer ein operatives
Budget und ein Investitionsbudget, und das Investitionsbudget variiert. Denn
wenn man etwas baut wie zum Beispiel das Museumsquartier, den neuen Saal im
Konzerthaus, das Archiv im Gasometer, den Judenplatz, um nur ein paar Beispiele
zu nennen, dann kommt immer, so lange gebaut wird und das finanziert werden
muss, dieses Investitionsbudget dazu, und wenn der Bau fertig ist, kommt es
wieder weg. Daher muss man sich immer das operative Budget anschauen.
Natürlich sind ein paar große Investitionen
weggefallen wie das Museumsquartier, der Gasometer, das Konzerthaus, der
Judenplatz und einige andere Projekte, sodass natürlich insgesamt die
Investitionen weniger geworden sind, während das Personal- und Sachbudget
dazugekommen ist. Aber egal, wie es man nun wenden will und wie man es
anschauen will, das operative Kulturbudget in dieser Stadt ist innerhalb von
einem Jahr um 6 Prozent gestiegen. Das ist nun national wie international
einzigartig, und darauf können wir wirklich stolz sein. (Beifall bei der SPÖ.)
Diese blanken Zahlen zeigen den hohen Stellenwert,
den die Kultur in Wien hat, sie zeigen auch das Verhandlungsgeschick des
Kulturstadtrates bei den Budgetverhandlungen, sie zeigen auch, dass Wien anders
ist als viele andere Städte, wo wirklich Theater geschlossen werden. Es gibt
leider deutsche Städte, da wird das letzte Theater geschlossen, weil kein Geld
mehr da ist. Und das unterscheidet uns auch sehr wohltuend vom Bund.
Der gesamte Erfolg unserer Anstrengungen um mehr Geld für
die Wiener Kultur wird einzig und allein von einer Tatsache geschmälert, dass
der Bund in derselben Zeit, wo wir 6 Prozent erhöhen, jährlich um
10 Prozent kürzt. Das ist das eigentliche Problem unseres Kulturbudgets.
Das hat in den letzten drei Jahren den gigantischen Betrag – jetzt muss ich da
hinüber schauen (in Richtung ÖVP) –
von 15 Millionen EUR ausgemacht.
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