Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 113 von 122
im
Einklang mit Umwelt und Menschen stehen, die ausgereift und abgerundet
sind. Im letzten Gemeinderat habe ich schon auf die Missverhältnisse zwischen dem
SUP-Abfallwirtschaftsplan, der hier mit den Stimmen der SPÖ beschlossen wurde,
und dem jetzigen Stand, der angeblich kommen soll, aufgezeigt. Weitere
Ungereimtheiten sind, dass jetzt auch noch das Interesse eines privaten
Errichters vorhanden ist, eine 40 000-Tonnen-Anlage in der Donaustadt zu
errichten. Über alle ihre Auswirkungen wird die Kollegin Trammer sprechen.
Wir Freiheitlichen fordern die Umweltstadträtin auf, das
Abfallwirtschaftskonzept aus dieser Sicht neu zu überarbeiten, alle neuen Aspekte
und auch die von der Opposition geforderten Maßnahmen mit einzubeziehen und
auch auf die Bevölkerung Rücksicht zu nehmen. Denn nachhaltig ist bei der
Stadtregierung eigentlich nur, dass sie stets die Interessen der Bevölkerung
missachtet, und das führt dazu, dass auch durchaus positive Aktivitäten negativ
besetzt sein könnten.
Und da komme ich zu dem Bereich der Biogasanlage. Die Errichtung einer
Biogasanlage ist eine freiheitliche Forderung. Es ist sehr sinnvoll, biogene
Abfälle zu verwerten und eine Biogasanlage zu errichten. Nun kommt sie
wirklich. Aber ist das ein Grund zur Freude für uns? Leider nur beschränkt,
denn die SPÖ hat offensichtlich beschlossen, zwei Bezirke, nämlich die
Donaustadt – die Kollegin Trammer wird es ausführen – und Simmering zu den
Mistkübeln Wiens zu machen. Zur EBS mit vier Wirbelschichtöfen, der dritten
Müllverbrennungsanlage, gegen die wir vom Standort und vom Inhalt her gestimmt
haben, neben dem Fluglärm des nahen Flughafens Schwechat, diverser Industrien
wie die ÖMV sollen jetzt auch das Biomassekraftwerk und die Biogasanlage nach
Simmering kommen. Die Simmeringer haben ganz einfach genug. Ja, die
Biogasanlage ist eher klein, ihre Immissionen sind angeblich vernachlässigbar.
Aber wie sieht das im Zusammenspiel aller Müllentsorgungs- und
Stromerzeugungsanlagen in ganz Simmering aus? Ich meine, es gibt ein
Sprichwort: Ein einziger Tropfen bringt das Fass zum Überlaufen. Und das Fass
kann noch so groß sein, es genügt ein Tropfen. Ich würde meinen, das Fass
Simmering ist mit dem, was es bisher schon gibt, jetzt randvoll und jede noch
so kleine Anlage bringt es ganz einfach zum Überlaufen.
Es erscheint mir auch aus anderen Problemfeldern, die es so gibt, fast
typisch für die SPÖ, keine ganzheitliche Betrachtung zu machen, jeden
Teilaspekt für sich zu betrachten, nur Messungen einzelner ausgestoßener
Stoffe, aber keine Untersuchung von chemischen Reaktionen verschiedener Gase
miteinander zu veranlassen.
Wir Freiheitlichen fordern deshalb eine Gesamtuntersuchung in Simmering,
eine Umweltverträglichkeitsprüfung im Zusammenwirken aller Anlagen, und ich
bringe daher einen Beschlussantrag ein:
"Unabhängig von den gesetzlichen Vorschriften soll die Biogasanlage
Simmering, insbesondere im Zusammenspiel mit allen anderen Müllentsorgungs- und
Stromversorgungsanlagen, einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen
werden."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrags
beantragt. (Beifall bei der FPÖ.)
Solange nur mit Einzelanalysen und hypothetischen Beschwichtigungen
gearbeitet wird, können wir einer Biogasanlage, so wichtig sie uns vom Grunde
her ist, am Standort Simmering nicht zustimmen.
Und aus der Sicht, wie die SPÖ mit der Umwelt umgeht, wie sie die
Nachhaltigkeit in Wien nicht betreibt, ist der Rechnungsabschluss 2002 von uns
Freiheitlichen auch abzulehnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik:
Als Nächste zu Wort gemeldet ist die Frau GRin Klier. Ich erteile es ihr.
GRin Helga Klier (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Meine Damen
und Herren!
Wenn ich jetzt meinen Vorrednern so zugehört habe, dürfte in Wien
eigentlich überhaupt nichts gut sein, nichts funktionieren, alles hat irgendwo
einen Haken, alles hat irgendwo Fehler. (GR Günther Barnet: So ist es auch!)
Nein, ich habe gerade gesagt: Wenn ich meinen Vorrednern zuhöre. Aber es
ist ganz anders, denn Wien hat eine vorbildliche Umweltpolitik. Und das kann
niemand abstreiten in diesem Saal. Denn jeder, der mit offenen Augen durch die
Stadt geht, der weiß, wie es in anderen Städten ist, der weiß, dass Wien eine
vorbildliche Umweltpolitik macht.
Aber trotzdem muss ich ein paar Korrekturen anbringen, und zwar zum
Kollegen Maresch. Lieber Kollege Maresch, du weißt ganz genau, und das haben
wir ja auch im Ausschuss gehört, dass die MA 42 nur dort mit Trinkwasser
gießt, wo es kein Nutzwasser oder keine anderen Möglichkeiten gibt. Also das
wurde ganz deutlich dort mitgeteilt.
Und wenn ich den Kollegen Klucsarits hernehme. Lieber Rudi! Auch zu dir.
Es gibt keinen Stillstand in der Umweltpolitik in Wien. Du weißt das ganz
genau. Aber ich weiß, als Opposition muss man das da herinnen natürlich so
sagen.
Aber nachdem niemand die positiven Seiten unserer werten Kommunalpolitik
und unserer Umweltpolitik hervorgestrichen hat, werde ich das jetzt tun, zwar
in verkürzter Form, weil es ist immerhin zeitmäßig schon sehr spät, aber doch.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik
(unterbrechend): Meine Damen und Herren! Darf ich bitten. Ich weiß, die
Stunden sind etwas lange, die wir hier sitzen. Aber wenn Sie so laut die
Zwischengespräche halten wie jetzt, dann hört man auch nicht, was die Redner
und Rednerinnen hier sprechen. – Danke.
GRin Helga Klier (fortsetzend): Ich weiß sowieso, dass um die Zeit keiner mehr zuhört. Aber es
ist halt leider Gottes so, wie schon gesagt wurde: Die Umwelt ist relativ spät
dran und das muss halt trotzdem noch sein.
Ich möchte also gleich mit der MA 30 anfangen. Die
MA 30 hat im vergangenen Jahr 15,783 Millionen EUR für
Investitionen ausgegeben. Die haben sich unterteilt in die Stadtentwicklung, in
den Kanalnetzausbau, in Umbauten und in diverse Planungen, aber auch für EU-Projekte,
die künftig realisiert werden. Für die
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