Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 107 von 122
einen
Naturschützer. Es ging darum: 100 Bäume wurden gerettet im Stadtpark.
Warum? 100 Bäume im Stadtpark retten ist ja nicht ungewöhnlich. Für eine
Umweltstadträtin ist das ja eigentlich etwas Tolles. 100 Bäume zu retten
ist eine Supersache. Es waren letztendlich nur 80 Bäume, und im Grunde
genommen werden jetzt, glaube ich, 20 oder 25 Bäume gefällt.
Herausgekommen ist ein bissel ein großes Projekt, das war ohne Bürger. Und
irgendwie ist man draufgekommen, nachdem sozusagen die Bauarbeiten hätten
beginnen sollen im Stadtpark, hoppala, hoppala, da gibt es die "Kronen"-Zeitung,
und als Baummörderin macht sich eine Stadträtin nicht gut. Also, Kommando
zurück, ein bisschen mehr Geld hinein, und gemeinsam mit dem Herrn Mark Berry
von der "Kronen"-Zeitung hat man die Bäume dann gerettet, die man
eigentlich vorher umhauen wollte. Dank unserem Bürgermeister, der hat da
eingegriffen und hat uns vor Schlimmem bewahrt.
Aber die MA 30 war auch emsig. Sie hat das Crossborderleasing für
den Kanal mehr oder weniger entdeckt. Ganz egal, man sollte sich vielleicht ein
bissel international oder national umhören. Die ÖVP Salzburg findet
Crossborderleasing nicht so wahnsinnig toll. Und die SPD in der Frankfurter
Stadtregierung hat auch dagegen gestimmt. Vielleicht könnten die Genossen in
Frankfurt beziehungsweise die Kollegen in Salzburg der SPÖ in Wien ein bissel
Nachhilfe geben, warum man in der internationalen Debatte zu Crossborderleasing
vielleicht doch vorsichtiger sein sollte und es nicht als tolles Projekt
hochloben sollte.
Dann, weiters bei der MA 30 wieder ein Highlight, die WKU, Wiener
Kommunal- und Umweltschutzprojekt GesmbH. Hinter diesem schwierigen Wort
verbergen sich zweimal Bortenschlager und einmal Kabanoska. Warum zweimal
Bortenschlager? Der Herr Bortenschlager ist Chef der MA 48 und
gleichzeitig Chef der EBS, weil der Tag hat auch für ihn nur 24 Stunden
und er dürfte ziemlich gut managen. Da ist schon einiges unterwegs. Und da geht
es darum, diese Firma wird uns den neuen Müllofen in Simmering bescheren. Heißt
jetzt auch nicht mehr Simmering, sondern Pfaffenau, weil die Wiener glauben,
Pfaffenau, das klingt so ländlich und ist sicher ganz weit weg von Wien. Nein,
es ist in Simmering, gleich neben der EBS, und wir haben ja angeblich im
Gemeinderat alle gemeinsam zugestimmt, dass der Müllofen kommt. Keiner weiß wie
groß, wie teuer und wann, aber es ist halt so.
Kommen wir gleich – na, jetzt habe ich noch eine Kleinigkeit vergessen,
kommen wir vorher noch zur MA 42. Da habe ich schon gesagt, Baumfällungen
haben sie auch manchmal gerne, vor allem die Linde, die Stadtlinde ist der
MA 42 ein Dorn im Auge. Sie haben es lieber, wenn die Baumhasel kommt, so
wie zum Beispiel in der Hernalser Hauptstraße. Wenn dann Leute niesen und
tränende Augen bekommen, das ist einfach besser, weil da profitiert auch wer.
Sonst, muss man dazusagen, ist die MA 42 eine tolle
Magistratsabteilung, die wirklich darauf schaut, dass Wien schön oder schöner
wird. Nur, in der WIG verplanschen sie ein bissel viel Wasser, nämlich allein
fürs Gießen aller dieser Lagerwiesen braucht man so viel Wasser, wie Wien an einem
einzigen Tag verbraucht. Nicht schlecht. Wahrscheinlich glaubt man, dass dort
ein englisches Klima herrscht, weil dort ein englischer Rasen ist. Es ist aber
nicht so, sondern dort ist pannonisches Klima und man braucht sehr viel Wasser.
Und damit bin ich schon bei der MA 31. Die Wienerinnen und Wiener
in der Donaustadt und in Floridsdorf kommen, wenn ich mich nicht täusche, an
mehr als 30 Tagen in den Genuss von Grundwasser, von mehreren
Grundwasserwerken, weil wir zu wenig Trinkwasser aus den Hochquellleitungen
haben, wenn es sehr heiß ist, wie gesagt. Man muss bedenken, dass Wien
eigentlich in einer Zone liegt, wo Grundwassersanierungsgebiet wäre wegen der
hohen Nitratbelastung. Wahrscheinlich wachsen die Wiener dort mehr. Weil
Nitrat, weiß man ja, ist ein Dünger, und der Dünger kommt aus Niederösterreich,
aus Pröllistan, das muss auf jeden Fall gut sein.
So. Wie gesagt, Trinkwasser sparen wäre interessanter, und Naturwiesen
wären auch gut. Und ein altes Ding, nachdem Wien ja an der Donau, an der Neuen
Donau, an der kleinen Donau und an der Alten Donau liegt, wäre es naheliegend,
die Straßen nicht mit Trinkwasser zu waschen, sondern mit Donauwasser
zumindest. Gut.
Last but not least bei diesem Teil zunächst einmal einen Antrag. Es
betrifft nämlich die Bleirohre, die es noch immer gibt in Wien. Ein Teil davon
wird ja ausgewechselt von der Stadt Wien, zumindest bei den Zuleitungen. Da
gibt es von uns einen Beschlussantrag über Informationen und dergleichen Dinge.
Ich möchte ihn vorlesen:
"Die Stadt Wien möge
1. den BewohnerInnen von Wohnungen in Häusern, die vor 1940
fertiggestellt wurden und in denen bislang kein Austausch von bleihältigen
Wasserleitungsrohren stattgefunden hat, unentgeltliche Messungen des
Trinkwassers auf dessen Bleigehalt anbieten und die angeführten BewohnerInnen
über dieses Angebot in geeigneter Weise informieren,
2. eine flächendeckende Bestandsaufnahme der Haushalte, in denen
überhöhte Bleikonzentrationen im Trinkwasser festgestellt wurden, erstellen,
3. in Häusern, in denen überhöhte Bleikonzentrationen im Trinkwasser
gemessen wurden, mittels Aushang die BewohnerInnen über diese Messungen und die
festgestellte Gesundheitsgefährdung informieren,
4. als Notmaßnahme die Versorgung von Haushalten, in denen überhöhte
Bleikonzentrationen im Trinkwasser gemessen wurden und in denen Kleinkinder
leben, mit einwandfreiem Trinkwasser in ausreichender Menge gewährleisten,
5. im Rahmen einer Sanierungsoffensive für den Austausch von bleihältigen
Wasserleitungsrohren die finanziellen Förderungen deutlich erhöhen, um eine
größeren Anreiz zum raschen Austausch bleihältiger Wasserleitungen zu
schaffen."
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige Abstimmung des
Antrags.
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