Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 122
offensichtlich
schon vergessen hat. (GR Dr Matthias
Tschirf: Wer hat Ihnen denn den Satz aufgeschrieben? - GR Johannes Prochaska:
Wissen Sie überhaupt, was das ist?) Besser als Sie, fürchte ich.
Ein Grundpfeiler dieser christlichen Soziallehre ist immerhin das
Subsidiaritätsprinzip. (GR Johannes Prochaska: Über das haben Sie jahrelang
gespottet!) Ich sage nicht, dass es das Gelbe vom Ei ist. Aber immerhin
besagt das Subsidiaritätsprinzip, dass übergeordnete gesellschaftliche
Einheiten, zum Beispiel der Staat (GR
Johannes Prochaska: Oder die Stadt!) oder die Stadt, aber auch der Staat (GR Johannes Prochaska: Oder der Bezirk!),
Aufgaben wahrnehmen sollen - die Stadt tut es-, zu deren Wahrnehmung
untergeordnete Einheiten, nämlich zum Beispiel die einzelnen Menschen und
Familien, nicht in der Lage sind. Das bedeutet im Klartext staatliche
Unterstützung und Fürsorge für die Einkommensschwächeren. Die Stadt tut es. (GR Johannes Prochaska: Wo? - GR Dr Matthias
Tschirf: Ist das bei den Gebührenerhöhungen?) Die schwarz-blaue Sozial- und
Gesundheitspolitik hat sich davon losgelöst. Die Menschen werden zu Bittstellern
an Härtefonds und karitative Einrichtungen degradiert. Schüssel und Grasser
sind eiskalte Proponenten einer Ellbogengesellschaft unter dem Titel "mehr
Privatinitiative".
Sozialdemokratische Politik war und ist Politik für die Menschen, vor
allem für die Schwächeren, die Abhängigen und Benachteiligten. (GR Dr Matthias Tschirf: Eine Politik der
Arbeitslosigkeit!) Sozialdemokratische Politik steht für das Recht auf
Arbeit, auf Bildung und auf gesundheitliche Versorgung auf höchstem Niveau. (Beifall
bei der SPÖ.)
Ihnen ist es offensichtlich nicht Recht, dass wir in einer Demokratie
leben (GR Johannes Prochaska: Jetzt wird
es aber dumm!), wo die Wienerinnen und Wiener von der Bundespolitik
betroffen sind (GR Johannes Prochaska:
Jetzt wird es ungeheuerlich!), denn Sie wollen verhindern, dass man die
Bundespolitik kritisiert, genau so, wie Sie gewerkschaftliche Maßnahmen
diffamieren, weil Sie offensichtlich nicht wollen, dass die Arbeitnehmer ihre
Interessen vertreten! (Beifall bei der SPÖ. - GR Dr Matthias Tschirf: Was
hat das mit der Sache zu tun?)
Ich möchte aus besonderem Anlass die Wiener Drogenpolitik, die vor allem
durch das Engagement von Peter Hacker geprägt ist, hervorheben. Die Entstehung
von Sucht ist multifaktoriell. Daher erfordert eine gute Drogenpolitik auch
differenzierte Herangehensweisen. Im Fonds Soziales Wien sind sämtliche
Aktivitäten in Sachen Suchtprävention und Suchtkrankenhilfe gebündelt worden.
Eine gute Öffentlichkeitsarbeit und Präsenz des Fonds Soziales Wien bis auf die
Bezirks- und Grätzelebene hat bewirkt, dass selbst freiheitliche Lokalpolitiker
vom Prinzip "Einfangen und Wegsperren" abgegangen sind. (StRin Karin Landauer: Sie reden so einen
Stumpfsinn! Das ist ein Wahnsinn!) Die Zielsetzung der Prävention von
Sucht, der Beratung, der Behandlung, Betreuung, Rehabilitation und
gesellschaftlicher Integration von Suchtgefährdeten und Suchtkranken ist
mittlerweile weitgehend unumstritten, was nicht immer so war.
Ich hatte das Vergnügen, mit freiheitlichen Lokalpolitikern und Lokalpolitikerinnen
in einer Bezirksvertretung zu sitzen. Sie kennen sie selber. Da sind diese
Worte gefallen. Unlängst bei einer Bürgerversammlung, wo Sie selbst anwesend
waren, sind ärgere Dinge gefallen, die man in diesen Räumen nicht wiederholen
kann. (StRin Karin Landauer: Sie müssen schon dazusagen, dass das keine
Politiker waren, sondern Bürger! Das war eine Veranstaltung für Bürger!)
Das waren Bürger, die von freiheitlichen Politikern aufgehetzt waren. (StRin Karin Landauer: Geh, bitte! - GR
Kurth-Bodo Blind: Das gibt es doch nicht einmal mehr in Moskau, dass sich
jemand aufhetzen lässt!)
Ich möchte in diesem Rahmen auf ein neu entwickeltes
Dokumentationskonzept des Wiener Drogenhilfesystems hinweisen, das die
Bewertung der Ergebnisse von Maßnahmen ermöglicht. Dieses Dokumentationssystem
gliedert sich in drei Bereiche. Die Basisdokumentation erfasst, welche Klienten
mit welchem soziokulturellen Hintergrund betreut werden. Die
Leistungsdokumentation erfasst quantitativ, was die einzelnen Einrichtungen für
die Klienten tun. Die Verlaufsdokumentation wird sich inhaltlich mit der
Betreuungs- und Behandlungstätigkeit befassen. Dokumentation ist ein wichtiges
Mittel zur Qualitätssicherung. Die Qualität der Wiener Drogenpolitik und
Drogenhilfe ist unvergleichlich, da es Ähnliches in den anderen Bundesländern
nicht gibt. (StRin Karin Landauer: Das
gibt es ja nicht! Sie genieren sich nicht einmal, wenn Sie so etwas sagen!)
Diese Qualität ist zu großen Teilen ein Verdienst von Peter Hacker, dem ich
heute für sein Engagement und seine hochqualifizierte Arbeit von ganzem Herzen
danken möchte! (Beifall bei der SPÖ. - StRin Karin Landauer: Wieso? Hört er
auf?)
Die psychiatrische Versorgung in Wien ist nach den Grundsätzen
dezentral, wohnortnah und ambulant vorstationär organisiert. Die Psychosozialen
Dienste bieten ein vielfältiges Angebot an, Behandlung und Betreuung psychisch
und psychiatrisch Kranker. Durch dieses Angebot können psychisch Schwerstkranke
ambulant und damit gesellschaftlich eingegliedert bleiben. Die bestehenden
Leistungen werden laufend durch neue ergänzt, da sich durch gesellschaftliche
und demografische Veränderungen auch neue Problemfelder auftun. Ich sage nur
als Beispiel die Gerontopsychiatrie, die Wohnungslosen und so weiter.
Ich möchte für Interessierte nicht nur auf den
Leistungsbericht 2002 des PSD hinweisen, sondern für die hohe Aussagekraft
und den hohen Informationsgehalt danken, da jede Art von Datenerfassung in
einem so hochsensiblen Bereich wie der Psychiatrie besonders heikel und schwierig
ist. Herzlichen Dank für diese Mühe! (Beifall bei der SPÖ. - GR Gerhard
Pfeiffer: Es ist erstmalig, dass das mehr als drei, vier Blätter sind!)
Die MA 70, die Wiener Rettung, hatte im Jahr 2002
insgesamt 153 178 Einsätze. Das sind um sieben Prozent mehr als 2001.
Durch die Inbetriebnahme eines Notarzteinsatzfahrzeuges auf der Rettungsstation
Atzgersdorf konnten die Eintreffzeiten in den Bezirken 12, 13 und 23
wesentlich verbessert werden. Die
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