Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 99 von 122
Generalsanierung
des Rettungshauptgebäudes und die Sanierung der Rettungsstation Penzing wurden
fortgeführt beziehungsweise begonnen. Weiters wurden neun moderne
Einsatzfahrzeuge angeschafft.
Ich habe im vorigen Jahr die Wiener Rettungszentrale besucht und bei
dieser Gelegenheit gesehen, welch große Bedeutung dort die Aus- und Weiterbildung
hat. Das ist mir besonders wichtig, denn dort gibt es nämlich eine Einrichtung
zum praxisnahen Üben der Bergung von Patienten aus Notsituationen, zum Beispiel
eine Baustelle mit Gerüst, eine Wohnung mit diversen Zimmern, Toiletten und
umgestürzten Möbelstücken, ein umgestürztes Auto und so weiter. Diese Form der
praxisnahen Aus- und Weiterbildung garantiert den Wienerinnen und Wienern eine
fachgerechte Erstversorgung und die Vermeidung von nicht wieder gut zu
machenden Folgeschäden. Herzlichen Dank für dieses Engagement, da kann man sich
in Wien sehr sicher fühlen! (Beifall bei der SPÖ.)
Die Wiener Krankenanstalten sind ein wesentlicher Stützpfeiler in der
gesundheitlichen Versorgung der Wienerinnen und Wiener. Die Weiterentwicklung
in der Medizin schreitet immer rasanter voran. Viele Krankheiten, die früher
ein Todesurteil waren, können heute therapiert und sogar oft geheilt werden. Es
ist mittlerweile internationaler medizinischer Standard, dass spezielle
Behandlungen in spezialisierten Zentren durchgeführt werden sollen. In diese
Richtung gehen daher auch die Bemühungen der Gesundheitsstadträtin, damit jeder
Patient und jede Patientin qualitativ hochwertig versorgt werden kann.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch dem Kollegen Kowarik und anderen
Vorrednern sagen, dass man sich in diesen Bemühungen auch ein bisschen über den
Kantönligeist hinwegsetzen muss und dass das Wiener gesundheitspolitische Ziel
im Vordergrund zu stehen hat. (StRin
Karin Landauer: Leben Sie in Wien oder irgendwo anders?) Ich nehme mich da
auch persönlich als Lokalpolitikerin nicht aus. Der Kantönligeist ist ein
großer Hemmschuh für diese Bemühungen. Es braucht nicht jedes Grätzel sein
Spital und es braucht nicht jedes Grätzel und jedes Dorf seinen
Magnetresonanztomographen. Das muss zentral geplant werden. Spezialisierte
Zentren bedeuten auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit, räumlich als auch
inhaltlich. Zum Bespiel erfordert ein Brustkrebszentrum die Mitarbeit von
Gynäkologie, Onkologie, Chirurgie und Radiologie. So gemütlich und nett
dezentrale Einrichtungen im Grünen auch sein mögen, die medizinische Qualität
steht im Vordergrund.
Ein sehr wichtiges Anliegen bleibt weiterhin - die Frau Kollegin Lakatha
hat es schon erwähnt - die Verknüpfung des intra- und des extramuralen
Bereichs. Die Zusammenarbeit mit den ambulanten sozialen Diensten, also der
Betreuung zu Hause, funktioniert in Wien traditionellerweise gut. Die
Zusammenarbeit zwischen den Krankenanstalten und den niedergelassenen Ärzten
lässt meiner Meinung nach noch zu wünschen übrig. Die laufenden Projekte im
Bereich Donauspital und im Westen von Wien sind vielversprechend und sollten
zum Regelfall werden, um den vor allem die Patienten belastenden Drehtüreffekt
zu vermeiden.
Die Spitalsambulanzen haben trotz Ambulanzgebühr
auch weiterhin großen Zuspruch gehabt. Die Wienerinnen und Wiener wissen die
Leistungen, die erbracht werden, offensichtlich sehr zu schätzen. Der Lenkungseffekt
durch die Ambulanzgebühr in den niedergelassenen Bereich ist ausgeblieben, im
Übrigen auch der Finanzierungseffekt.
Schüssel hat vor der letzten Wahl in einer Aussendung verkündet, dass es
in der nächsten Legislaturperiode keine neuen Selbstbehalte und keine
Beitragserhöhungen geben wird. (GR Johann
Driemer: Das hat er vergessen!) Das ist eine OTS-Aussendung vom 9.7.2002
mit der Nummer 184 gewesen. "Keine neuen Selbstbehalte und keine
Beitragserhöhungen". - Jetzt kommt beides. Das war ein Jahr später im
Budgetbegleitgesetz. Alle können sich einen Reim darauf machen, was von den Versprechungen
des Herrn Schüssel zu halten ist. (GR
Johann Hatzl: Gar nichts!) Selbstbehalte für medizinische Behandlungen
treffen Sozialschwache doppelt, weil sie einen höheren Anteil ihres Einkommens
für Gesundheit aufwenden müssen und weil sie ein höheres Krankheitsrisiko
haben. Das ist mittlerweile unumstritten. Selbstbehalte treffen einseitig
Kranke und sind daher wider das Solidaritätsprinzip. Selbstbehalte belasten
außerdem ausschließlich die Arbeitnehmerseite. Österreich liegt im Übrigen
bereits jetzt mit über 18 Prozent Selbstbehalten an den
Gesundheitsausgaben im Spitzenfeld der Europäischen Union.
Sozialdemokratische Gesundheitspolitik stellt die Menschen in den
Mittelpunkt und in Wien findet sozialdemokratische Gesundheitspolitik statt! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl Ing Margulies. - Bitte.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Zu später Stunde in aller Kürze. Ich habe mich zum Wort
gemeldet, weil ich bei manchen Redenbeiträgen das Gefühl habe, dass
Gesundheitspolitik eigentlich nur mehr als ökonomisches Risiko des Staates
betrachtet wird und nicht unter dem Blickpunkt, dass man eigentlich danach trachten
müsste, zwar sinnvoll verwendete, aber jedenfalls ausreichende Mittel für eine
sinnvolle Gesundheitspolitik zur Verfügung zu stellen. Vor allem auf
Bundesebene bei Blau-Schwarz habe ich das Gefühl, dass nur mehr eingespart
wird, wo eingespart werden kann. Auf Wiener Ebene sehe ich zum Teil die
Ergebnisse dieser bundespolitischen Vorgaben nicht direkt im
Gesundheitsressort, sehr wohl aber bei der Aufteilung der Gesamtfinanzen, zum
Beispiel wo der Finanzstadtrat meines Erachtens nach jede Menge mitzureden hat.
Gerade deshalb erscheint es mir wichtig, auf zwei
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