Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 97 von 122
Damit
komme ich noch einmal zurück auf die Gesundheitsplanung oder auf die Planung
des Krankenanstaltenplans, denn diese mangelnde Planung führt auch dazu, dass
Kosten entstehen, die durchaus vermieden werden können. Es wurde in der Debatte
von der Erhaltung des Kaiserin-Elisabeth-Spitals und der Verlegung der
Orthopädie gesprochen. Wenn diese Orthopädie unter den jetzigen Gegebenheiten
als Orthopädisches Spital weitergeführt wird, wird das früher oder später doch
einmal gesperrt werden. Es treten mehr Kosten, einfach so,
3 Millionen EUR pro Jahr, auf. Ich muss sagen, es ist nicht einzusehen,
dass durch mangelnde Planungsbereitschaft dementsprechende Kosten auftreten,
die uns entsprechend fehlen.
Es ist schon über den Fonds Soziales Wien gesprochen worden. Ich möchte
auch das nur kurz ansprechen, dass hier ein neuer Riesenkomplex entsteht. Wir
müssen uns vergegenwärtigen, der Fonds Soziales Wien wird für die Drogenpolitik
in Wien und für die Frauenpolitik verantwortlich sein. Bei der
Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung hört man auch, dass der Fonds
Soziales Wien aktiv mitarbeiten oder beteiligt sein wird. Wir wissen noch nicht
in welcher Art und Weise, hören aber, dass die sozialen Agenden der Gemeinde
Wien von dieser Geschäftsgruppe übernommen werden sollen und damit dieser Fonds
zu einem der wichtigsten sozialen und gesundheitspolitischen Instrumente in
Wien wird. Da wird es sehr wohl notwendig sein, dass man den Fonds genau
betrachtet und auch entsprechende Möglichkeiten findet, als Opposition
mitzuarbeiten und zu überprüfen, dass alles mit rechten Dingen zugeht.
Zum Abschluss möchte ich noch einige Worte zu den so genannten
Fremdpatienten sagen. Wie ein roter Faden zieht es sich durch alle
Gesundheitsdebatten, dass die Stadt Wien so viel Gelder für die so genannten
Fremdpatienten, sprich Patienten aus Niederösterreich, zur Verfügung stellen
muss. Es ist auch tatsächlich so, dass wirklich sehr viele Gelder zur Verfügung
gestellt werden und das Wiener Gesundheitssystem von den Niederösterreichern
auch angesprochen wird. Wir wissen, dass zum Beispiel das Sankt-Anna-Kinderspital
mit 30 Prozent Fremdpatienten zu rechnen hat. Das SMZ Ost könnte man zum
Beispiel als ein Regionalspital für einen großen Bereich von Niederösterreich
bezeichnen. Seit Jahren wird moniert, dass so viel bezahlt werden muss und
immer wieder steht die Forderung von uns, dass eben entsprechend verhandelt
werden soll. Wir haben schon von Herrn StR Rieder gehört, dass man verhandelt,
dass aber niemand von Niederösterreich bereit ist, zu zahlen. Frau StRin
Pittermann hat das ebenfalls in mehreren Anfragen schon festgestellt. Es wurde
mit der Gesundheitslandesrätin, mit dem Finanzlandesrat und so weiter
verhandelt. Eigentlich ist es aber trotzdem ungeheuerlich, dass man einfach so
davon spricht. Denn einerseits muss ich sagen, ist es nach wie vor nicht zu vertreten,
dass das Wiener Budget so belastet wird, andererseits ist es aber auch nicht
einzusehen, dass niederösterreichische Patienten, nur weil sie halt das Pech
haben, in Niederösterreich zu wohnen, nicht die hochwertige Versorgung in Wien
nützen und bekommen können.
Ich selbst muss sagen, ich hatte das Pech, mich dieses Jahr mehrfach in
Spitalsbehandlung begeben zu müssen und hatte das große Glück, in Wien zu
wohnen, weil ich innerhalb von wenigen Stunden, innerhalb von zwei Stunden, von
einer ärztlichen Untersuchung von einem niedergelassenen Arzt zu einer
Operation in einer wirklichen hochwertigen Art und Weise gekommen bin. Ich will
jetzt nicht jedem sagen, dass ich nur das Allgemeine Krankenhaus empfehlen
kann, aber wenn ich mir vorstelle, mir wäre das zum Beispiel in einem
niederösterreichischen Ort passiert, wäre ich wahrscheinlich auf dem einen Auge
blind geworden, weil diese Möglichkeiten dort nicht gegeben sind und weil die
Strukturen eben falsch sind.
Es wurde davon gesprochen, in dieser Region Ost endlich einmal eine
Gesundheitsregion Ost einzurichten. Das ist eine Forderung, die auch im ÖKAP,
im Österreichischen Krankenanstaltenplan, Niederschlag findet, die aber meiner
Ansicht nach überhaupt nicht durchgeführt wird.
Zum Abschluss möchte ich einen Rat geben. Es ist heute schon von den
beiden Landeshauptleuten gesprochen worden, die auch einen Regionalvertrag
unterschrieben haben. Wenn es schon nicht möglich ist, dass die
Gesundheitslandesräte zum Wohle der Patienten verhandeln, dann sind die
Landeshauptleute aufgefordert. Ich fordere eben Bgm Häupl auf, der sich in der
letzten Zeit sehr viel um die Gesundheitsplanung in Wien gekümmert hat, dass er
sich mit Lhptm Pröll zusammensetzt und endlich verhandelt. Es wird sicherlich
leicht sein. Der Bgm Häupl hat hier in Wien die absolute Mehrheit, der Lhptm
Pröll hat die absolute Mehrheit in Niederösterreich. Da wird man ohne
irgendwelche Behinderungen durch die Opposition oder sonst irgendetwas ganz
klar zum Wohle des Patienten verhandeln können. Ich hoffe, dass wir beim
nächsten Rechnungsabschluss davon sprechen können, dass solche Verhandlungen
erfolgreich stattgefunden haben. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dr Laschan. - Bitte.
GRin Dr Claudia Laschan
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die heurige Rechnungsabschlussdebatte bietet wieder einmal
Gelegenheit, die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Sozial- und
Gesundheitspolitik darzustellen, die Gelegenheit, die Wiener Gesundheitspolitik
in einer sehr schweren Situation zu beleuchten, nämlich mit einer
schwarz-blauen Regierung, welcher der einzelne Mensch mit seinen Nöten und
Problemen gleichgültig ist, mit einem Bundeskanzler, der sich über die
Arbeitnehmerinteressen hinwegsetzt, mit einem Finanzminister, dem
Selbstdarstellung das oberste Prinzip ist, mit einem Staatssekretär Finz, der
Geld für Abfangjäger zusammenkratzt und mit einer ÖVP, welche die christliche
Soziallehre irgendwo in ihrem Programm hat, aber dies
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